Die aktuellen Schlagzeilen:
Milchmenge zieht weiter an
In der zweiten Kalenderwoche stand den Molkereien nach ZMB Schnellberichterstattung erneut mehr Milch zur Verfügung. Die Anlieferungen stiegen innerhalb einer Woche um 0,4 % auf eine Menge von 604.450 Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das eine Differenz von 4,3 %. Seit September 2022 lässt sich der kräftige Anstieg der Milchmengen im Vergleich zum Vorjahr beobachten.
Auf der Pressekonferenz des Milchindustrie-Verbandes (MIV) in Berlin äußerte sich Peter Stahl zu der Situation: „Dass wir seit Ende 2022 mehr Milch haben, liegt auch daran, dass viele Landwirte Abgangskühe weiter gemolken haben, die bei niedrigeren Milchpreisen längst gemerzt worden wären.“ Das dürfte sich zukünftig bei sinkenden Milchpreisen wieder ändern.
Wie siehts in unseren Nachbarländern aus?
Nicht nur in Deutschland sind die Milchmengen zuletzt deutlich gestiegen. Hochrechnungen der AMI zeigen, dass innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten die Milchanlieferungen im November 2022 um rund 2 % über dem Vorjahreszeitraum lagen.
Deutschland, Frankreich und die Niederlande produzieren etwa 50 % der gesamten in der EU erzeugten Milch. Hier wirken sich Veränderungen bezogen auf die Summe der erzeugten Milch innerhalb der EU am stärksten aus. In den Niederlanden lag die Milchmenge im Vergleich von November 2021 zu November 2022 5,1 % oberhalb des Vorjahresniveaus. In Deutschland lag der Zuwachs bei 3,9 % und in Frankreich bei 1,1 %. In Irland wurde 8,6 % mehr Milch produziert. Doch nicht überall stieg die Milchmenge: in Polen fiel die Produktion im November um 2,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat, in Österreich um 2,8 % und in Italien um 3 %.
Zurück zu 45 Cent?
Aktuell steht den Molkereien mehr Milch zu Verfügung als erwartet und es besteht weniger Nachfrage am Markt als prognostiziert. „Diese Situation wird sich voraussichtlich noch etwas länger halten“, berichtet Rik Loeters, Geschäftsführer Trigona Dairy Trade, in einem aktuellen Marktkommentar. Nur wie lange? Und wie stark wirkt sich das auf die Milcherzeugerpreise aus?
Der monatlich vom Institut für Ernährungswirtschaft (ife) ermittelte Kieler Rohstoffwert, welcher als guter Indikator der Milchpreise in den kommenden Monaten gilt, zeigt den Abwärtstrend bereits deutlich an. Im Dezember verringert dieser sich um vier Cent bzw. 7,7 % von vorherigen 51,9 Cent/kg auf 48,9 Cent/kg.
Dem Kieler Rohstoffwert folgend dürften die Milchpreise in den ersten drei Monaten des Jahres auf ein Niveau um die 55 Cent/kg zurück fallen und wenn keine Trendumkehr am Markt geschieht noch weiter abwärts Richtung der 45 Cent/kg steuern.
Es besteht Hoffnung, dass den Händlern und der Industrie nach langem Warten auf niedrigere Preise und dadurch abwartendem Kaufverhalten der Atem ausgeht und sie ihre Lager wieder füllen müssen. Doch bisher seien diese noch weitgehend voll. Aufgrund der anhaltend rückläufigen Preistendenzen wird vorerst nicht damit gerechnet, dass die Händler ihre abwartende Haltung verlassen.
Pulverpreise weiter im Sinkflug
Das zeigt sich auch bei der Preisentwicklung am Markt für Magermilchpulver. Die schwächeren Tendenzen setzen sich auch in der dritten Kalenderwoche des neuen Jahres weiter fort. Laut Preisermittlung der Süddeutschen Butter- und Käsebörse e.V. Kempten fielen die Preise für Pulver in Lebensmittelqualität um 100 €/t auf durchschnittlich 2.575 €/t. Der Preis für Magermilchpulver in Futtermittelqualität zeigte ebenfalls eine deutlich schwächere Tendenz mit einem Preisabfall von 75 €/t auf durchschnittlich 2.300 €/t.
Der Nachfrage steht ein ausreichendes Angebot gegenüber.
Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin ZMB
Das Kaufverhalten sei derzeit überwiegend abwartend, berichtet Monika Wohlfarth , Geschäftsführerin der ZMB zur Lage am Pulvermarkt. Allerdings sei zuletzt eine leichte Belebung eingetreten. Das Kaufinteresser am Weltmarkt sei zwar noch überwiegend ruhig, es werde aber mit zunehmenden Aktivitäten aus Asien gerechnet. Dort hatten zuletzt die Neujahrsfeierlichkeiten zu einer Beruhigung der Nachfrage geführt.
Spotmilchpreise etwas stabiler
Die ruhigere Marktlage macht sich an den Spotmilchpreise bemerkbar. In der vierten Kalenderwoche stiegen diese nach ihrer rasanten Talfahrt wieder etwas an. Bundesweit erreichen sie nach
DCA-Berichterstattung ein Niveau von 32,75 €/100 kg. Das ist ein leichtes Plus von 1,50 € im Vergleich zur Vorwoche.
- Im Süden kletterte der Preis um einen Euro auf 33,50 €/100 kg.
- Im Norden Deutschlands liegt der Spotmilchpreis 32,00 €/100 kg zwei Euro über dem Niveau der Vorwoche.
Die Spotmilchpreise haben den Tiefpunkt erreicht (oder scheinen ihn erreicht zu haben).
Rik Loeters, Trigona Dairy Trade
Bei der derzeitigen Lage am Markt ist unklar, wie sich die volatilen Spotmilchpreise weiter entwickeln. Rik Loeters, Geschäftsführer Trigona Dairy Trade, rechnet damit, dass die Preise nun ihren Tiefpunkt erreicht haben dürften. „Unverändert ist die Situation in Bezug auf die Milchversorgung“, berichte Loeters. Die Milchmenge steigt weiter an und auch die Inhaltsstoffe (Fett und Eiweiß) seien im Moment gut. Das Angebot am Markt ist somit gedeckt und die Nachfrage am Spotmarkt gering.
Quellen: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, AgE, Rabobank, MEG Milch Board, ZuivelNL
Lassen sich faire Milchpreise nur durch den Gesetzgeber „durchsetzen“ oder können die Marktteilnehmer das untereinander klären?
Elite Herdenmanagement Konferenz
Steigende Kosten, rechtliche Vorgaben, fehlende Mitarbeiter…. Tipps, wie die Milchproduktion trotzdem erfolgreich bleibt, gab es auf der Elite-Konferenz.