Reproduktion
Remontierung mit System
Wie viel Nachzucht? Welche Nachzucht? Wie besamen? Fünf Schritte, um eine sinnvolle Selektions- und Besamungsstrategie für den eigenen Betrieb zu etablieren.
Aufgrund teurer Flächen, Futterknappheit und der Kälbervermarktung beschäftigen sich viele Milchkuhbetriebe zunehmend mit einer optimalen Organisation ihrer Herdenremontierung. Das funktioniert aber nur nach einem strikten System. Mit der Genotypisierung weiblicher Tiere, dem Einsatz von gesextem Sperma oder der Strategie „Beef on Dairy“ gibt es heute gute Möglichkeiten, die Remontierung systematisch zu planen. Dazu gehören definierte Ziele und regelmäßige Dokumentation.
Die folgenden fünf Schritte helfen Milcherzeugern, systematisch zu selektieren, zu besamen und zu remontieren. Mit dem Ziel, die beste Nachzucht aufzuziehen, Kälber möglichst wirtschaftlich zu vermarkten und erfolgreich Milch zu produzieren.
1. Aufzuchtkosten kalkulieren
Remontierungskosten sind der zweithöchste Kostenblock in der Milchproduktion. Die tatsächlichen Kosten im eigenen Betrieb zu kennen, ist eine wichtige Grundvoraussetzung für die systematische Remontierung. Je nach Flächenausstattung, Stallungen, Futter oder Kooperationspartner, kann es sich durchaus lohnen, alle weiblichen Tiere aufzuziehen. Eine entscheidende Rolle spielen hierbei aber auch die Vermarktungschancen. Bei ausreichend Ressourcen und guter Tierqualität können abgekalbte Färsen gewinnbringend vermarktet werden. Für andere Betriebe führt kein Weg daran vorbei, Kälber möglichst schnell zu verkaufen. Die regelmäßige Kalkulation der Aufzuchtkosten kann zudem helfen, Schwachstellen innerhalb der Aufzuchtperiode aufzuzeigen.
Durch die optimale Ausnutzung der Aufzuchtleistung und eine exakte Planung der benötigten Tiere lässt sich die Effizienz der Jungviehaufzucht steigern.
Beispiel: Auswertungen einer Bachelorarbeit an der Hochschule Osnabrück zeigen, dass die Aufzuchtkosten eines Betriebes aus Nordwestdeutschland mit 130 Holsteinkühen bei 2.161,46 Euro (2,75 Euro pro Tag) liegen. Zur Remontierung benötigt er jährlich 27,5 Färsen. Werden nur diese Tiere erzeugt und aufgezogen, stehen dem Betrieb 57,9 Kühe für die Besamun mit Fleischrassen zur Verfügung.

Was kostet die Aufzucht? Remontierungskosten sind der zweithöchste Kostenblock in der Milchproduktion, deshalb kann es für viele Betriebe sinnvoll sein, nur die tatsächlich benötigten Jungtiere aufzuziehen. (Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)
2. Benötigte Nachzucht berechnen
Grundsätzlich hängt die Selektionsintensität bei der Nachzucht von den vorhandenen Ressourcen im Betrieb ab. Je nach Platz- Futter- und Flächenverfügbarkeit können mehr oder weniger Tiere aufgezogen werden. Wenn nicht vollständig auf eine Aufzucht verzichtet und abgekalbte Färsen zugekauft werden, benötigt jeder Milchkuhbetrieb aber mindestens die Anzahl an Jungtieren, die er zur eigenen Herdenremontierung benötigt. Die nötige Anzahl zur Remontierung errechnet sich anhand der Remontierungsrate, den Aufzuchtverlusten und dem Erstkalbealter.
Benötigte Nachzucht pro Jahr:
Herdengröße x (EKA / 24) x Remontierungsrate x (1 + % Aufzuchtverluste)
Um auch höheren Aufzuchtverlusten, Aborten, ungeplanten Merzungen oder sonstige Vorkommnissen gewappnet zu sein oder auch nach der ersten Kalbung noch Möglichkeiten zur Selektion zu haben, ist es sinnvoll, noch einen zusätzlichen Puffer einzuplanen...
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