Nehmen die Kühe im Sommer schlecht auf, führt dies häufig zu Abkalbewellen. Ein Teufelskreis, der nur schwierig zu durchbrechen ist. Diese Tipps können helfen.
Viele Milchkuhbetriebe klagen über Abkalbewellen infolge von schlechten Besamungsergebnissen vor allem in den Sommermonaten. „Es gibt eigentlich kaum Milcherzeuger, die keine Probleme mit Kalbewellen als Folge der Sommerhitze haben. Auch die top gemanagten Betriebe sind betroffen. Das ist ein elender Teufelskreis“, weiß Stefan Borchardt von der Freien Universität Berlin. Welcher Anteil an Kalbungen...
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Viele Milchkuhbetriebe klagen über Abkalbewellen infolge von schlechten Besamungsergebnissen vor allem in den Sommermonaten. „Es gibt eigentlich kaum Milcherzeuger, die keine Probleme mit Kalbewellen als Folge der Sommerhitze haben. Auch die top gemanagten Betriebe sind betroffen. Das ist ein elender Teufelskreis“, weiß Stefan Borchardt von der Freien Universität Berlin. Welcher Anteil an Kalbungen pro Monat einer Abkalbewelle entspricht, ist nicht definiert.
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Wie verhindere ich Abkalbewellen?
Extreme Abkalbewellen sind nicht nur schlecht für die Tiergesundheit, sondern stellen auch aus arbeitswirtschaftlicher Sicht einen Nachteil dar. Eine einfache, schnelle Lösung, diese zu verhindern, gibt es leider nicht. Aber diese vier Punkte können Ihnen im Kampf gegen Abkalbewellen helfen:
1. Hitze schadet der Fruchtbarkeit!
Die Hauptursache für unregelmäßige Abkalbungen ist Hitzestress. Denn hier frisst die Kuh weniger, wodurch sie anfälliger wird. Die Brunstsymptome sind dann schwächer ausgeprägt und obendrein ist der Embryo sensibel gegenüber Hitze. Vor allem Kühe nehmen bei hohen Temperaturen schlecht auf. Rinder sind weniger stark betroffen, da sie nicht so viel Trockensubstanz aufnehmen und dadurch weniger Fermentation im Pansen haben. Durch die geringere Stoffwechselrate generieren sie weniger Hitze.
Wer also Kalbewellen verhindern möchte, muss im Stall für ausreichend Abkühlung sorgen. „Geschätzt 70 bis 80 % der Betriebe schaffen es trotz aller Bemühungen nicht, die Kühe im Sommer ausreichend runterzukühlen“, weiß Jörg Rolfes, Zuchtberater bei Semex Deutschland. Wer Ventilatoren hat, muss prüfen, ob diese in ausreichender Menge installiert und vor allem richtig ausgerichtet sind. Borchardt fügt hinzu: „Bei einer Verneblung ist es zum Beispiel extrem wichtig, diese niemals ohne Ventilatoren zu nutzen. Andernfalls erreicht man einen Saunaeffekt, also genau das Gegenteil einer Abkühlung!“
Philipp Zuz von der Tierarztpraxis Ottersberg gibt als Klauenexperte zusätzlich zu bedenken, dass hohe Temperaturen dazu führen, dass Kühe länger stehen, um die Körpertemperatur zu regulieren: „Das wirkt sich natürlich negativ auf die Klauengesundheit und dementsprechend auch auf die Furchtbarkeit aus. Deshalb ist es mit am wichtigsten, den Liegebereich der Kühe optimal zu belüften. Ich bin ein großer Fan von Tubes oberhalb der Liegeboxen.“
Belüftung auch im Liegebereich kann Hitzestress verringern.
(Bildquelle: Simon)
2. Freiwillige Wartezeit verlängern
Das Besamungsmanagement nach einer Kalbewelle kann auch helfen, eine Kalbewelle im nächsten Jahr zu entzerren. Bei Kühen, die in einer Kalbewelle gekalbt haben und nun wieder zur Besamung anstehen, empfiehlt es sich die freiwillige Wartezeit kuhindividuell zu verlängern.
„Herdenmanagern, die noch keine Erfahrungen mit einer verlängerten Zwischenkalbezeit haben, empfehle ich, sich bei den Erstlaktierenden heranzutasten. Ihre Persistenz ist deutlich besser als bei den Mehrkalbskühen“, erklärt Jörg Rolfes. „Wenn eine Kuh, unabhängig von der Laktation, viel Milch gibt und nicht überkonditioniert ist, dann muss sie meiner Ansicht nach nicht direkt besamt werden.“
3. Wahl der Fleischrasse jahreszeitabhängig
Beim Einsatz von Fleischrassesperma empfiehlt Jörg Rolfes Kühe, die zwischen Juni und September kalben, mit einem Angus anstatt einem Belgier zu besamen: „Wenn Ende Oktober oder im November besamt wird, denkt man oft nicht bis zur Kalbung. Doch genau diese Kühe kalben oft bei extremer Hitze im Juli und August.“ Beim Einsatz von Angus seien die Geburtsgewichte geringer und die Kühe können bei warmen Temperaturen etwas besser in die Laktation starten. Das fördere wiederum die Fruchtbarkeit zur nächsten Besamung, so der Zuchtberater.
4. Mindestens alle drei Wochen TU
Für Jörg Rolfes sind im Kampf gegen Abkalbewellen regelmäßige Trächtigkeits- und Sterilitätsuntersuchungen auch sehr wichtig: „Wenn nur alle sechs oder acht Wochen untersucht wird und nach dieser langen Zeitspanne festgestellt wird, dass viele Kühe nicht TU+ sind, dann laufen diese automatisch zusammen in ein OvSynch-Programm. Sowas führt unabhängig vom Hitzestress zu weiteren Abkalbewellen.“
Zum Entzerren der Abkalbewellen kann die freiwillige Wartezeit kuhindividuell verlängert werden.
(Bildquelle: Simon)
Tipp: Wer noch keine Erfahrungen mit einer verlängerten Zwischenkalbezeit hat, kann sich bei den ERstlaktierenden herantasten, weil die Persistenz deutlich besser ist als bei Mehrkalbskühen.
(Bildquelle: Simon)
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