Ein unzufriedener Blick in die Gruppe der besamungsfähigen Rinder: Irgendwie ist der Wurm drin, aber woran kann es liegen? Die Gründe reichen von einer unzureichenden Brunstbeobachtung, über Fehler bei der Besamung bis hin zu Mängeln in der Fütterung und Haltung sowie genetischen Faktoren.
Fakten statt Gefühle
Eine Analyse der eigenen Zahlen ist der erste und wichtigste Schritt, wenn es gefühlt nicht läuft. Bestätigen die Zahlen das subjektive Empfinden? Diese Kennzahlen...
Ein unzufriedener Blick in die Gruppe der besamungsfähigen Rinder: Irgendwie ist der Wurm drin, aber woran kann es liegen? Die Gründe reichen von einer unzureichenden Brunstbeobachtung, über Fehler bei der Besamung bis hin zu Mängeln in der Fütterung und Haltung sowie genetischen Faktoren.
Fakten statt Gefühle
Eine Analyse der eigenen Zahlen ist der erste und wichtigste Schritt, wenn es gefühlt nicht läuft. Bestätigen die Zahlen das subjektive Empfinden? Diese Kennzahlen verraten, wo Probleme liegen:
- Brunstnutzungsrate: Ziel ist, bei 80 % der besamungsfähigen Rinder (ab dem Erstbesamungsalter EBA)) innerhalb eines Zyklus (21 Tage) eine Brunst zu erkennen. Rutschen mehr als 30 % der besamungsfähigen Rinder in einem Zyklus durch, ist die Brunst das Problem.
- Konzeptionsrate: Bei der Erstbesamung sollte mit gesextem Sperma mindestens eine Rate von 40 % erreicht werden, bei konventionellem Sperma mindestens 45 %.
Besser erkennen
Die Brunstbeobachtung bei Rindern ist oft eine Schwachstelle. Ein festes System schafft Konsequenz – zum Beispiel pro Tag fixe Zeiten dafür einplanen. Praxiserfahrungen zeigen, dass sich bei Rindern die Investition in einfache Aktivitätssensoren zur Brunsterkennung lohnt.
Für weniger Unruhe sollten Rinder spätestens einen Monat vor dem EBA in die Besamungsgruppe integriert und (falls verwendet) Sensoren angebracht werden.
Das hat mehrere Vorteile: Man sieht frühzeitig, ob die Rinder bereits eine Brunst zeigen und Rangkämpfe sowie Aufregung in der Gruppe sind zeitversetzt zum Besamungstermin.
Besamungstechnik kontrollieren
Wenn die Brunstbeobachtung klappt, aber die Tiere nicht aufnehmen, kann der Fehler bei der Besamungstechnik liegen. Auch wenn man meint alles richtig zu machen: Kontrollieren Sie regelmäßige Ihre Arbeitsabläufe, denn im Alltag schleichen sich Fehler ein. Auftauzeiten, Hygiene, Besamungszeitpunkt und behutsames Arbeiten sind entscheidend. Kommt auf dem Betrieb bei den Rindern ein Bulle zum Einsatz, sollte sicher sein, dass nicht der das eigentliche Problem ist.
Kondition gut im Blick behalten
Ein Blick in die Herde kann bereits viel Aufschluss geben:
- Der Body Condition Score (BCS) von besamungsfähigen Rindern sollte bei 2,5 bis 3 liegen. Unterkonditionierte Tiere können stillbrünstig sein oder durch Energiemangel die Follikelreife beeinträchtigt werden, was zu verzögerter Ovulation führt. Bei überkonditionierten Tiere besteht eine höhere Gefahr von Eierstockzysten, das Rind nimmt schwieriger auf und das Eutergewebe kann verfetten.
- Klauengesundheit: Lahmheiten bzw. Mortellaro im Rinderbereich können das Anzeigen von Brunstsymptomen beeinträchtigen. Zur ersten Besamung sollte die Klauengesundheit kontrolliert werden.
- Parasiten, Hitze, Sackgassen im Stall oder Überbelegung führen zu Stress. Die Folge können Zysten oder Stillbrunsten sein.
Futterqualität muss stimmen
Rinder sind häufig die „Resteverwerter“ auf dem Betrieb. Doch die Qualität des Futters muss stimmen. Schon erwärmte Rationen aus dem Milchkuhstall gehören nicht auf den Futtertisch der Rinder, ebenso wenig die warmen Stellen aus der Maissilage. Denn bei der Verfütterung von schlechter Silage treten gleich zwei Probleme auf:
- Die Schmackhaftigkeit geht z.B. durch die Buttersäure zurück. Rinder fressen weniger und sind dann unterversorgt.
- Fressen die Rinder verdorbene Silagen schädigt das u.a. die Follikelreife. Giftstoffe können zu Aborten führen oder öfter Zysten auftreten.
Bedarf gedeckt?
Durch eine konsequente Rationsgestaltung lassen sich Mängel bei der Versorgung ausschließen. Zusatzfutter deckt Bedarfslücken ab (Nährstoffempfehlungen für Ergänzungsfuttermittel in Übersicht 2). Vorsicht bei Lecksteinen oder -schalen: Die sichern durch tierindividuelle Nutzung nicht bei jedem Rind den Bedarf.
- Je nach Gebiet besteht das Risiko eines Selenmangels. Der Mangel führt zu verminderten Konzeptionsraten oder Zystenbildung.
- Bei einer reinen Silagefütterung kann ein ß-Carotin-Mangel vorliegen. Das Vitamin spielt eine entscheidende Rolle für die Fruchtbarkeit und das Zeigen der Brunst. Es kann in den Besamungsmonaten der Rinder über entsprechende Präparate zugelegt werden.
- Auf der Weide ist zwar der Vitamin A Bedarf gedeckt, es müssen dennoch zusätzliche Mineralstoffe angeboten werden und der Aufwuchs zur Energieversorgung passen. Gegebenenfalls muss ein energiereiches Kraftfutter zugefüttert werden. Bei einer intensiven Düngung mit Kalium kann ein Kalium-Überschuss für Fruchtbarkeitsprobleme sorgen.
- Hohe Eisengehalte in der Silage können zu Komplexbildung führen – andere Mineralstoffe sind dann gebunden und nicht verfügbar. Dann sind auch die Kühe unterversorgt.
Es gibt eine Vielfalt an möglichen Schwachstellen bei der Fütterung. Bei der Vermutung einer Unterversorgung gibt eine Blut- oder Harnprobe bei einer Stichprobe von mindestens 10 % der Rindergruppe Aufschluss über die Versorgungslage.
Bei Einzeltieren Probleme abklären lassen
Zeigen einzelne Tiere keine Brunst trotz guter Futterversorgung und Entwicklung, sollte ein Tierarzt das Rind rektal untersuchen oder einen Ultraschall machen, um genetische Anomalien (Fehlentwicklung des Fortpflanzungstraktes, geschlossener Gebärmutterhals, blockierter Eileiter oder infantile Fortpflanzungsorgane) und Zysten auszuschließen. Zysten tauchen bei Rindern weniger häufig auf als bei den laktierenden Kühen und lösen sich häufig von selbst. Die Veranlagung für Zysten ist allerdings vererbbar.
In Zusammenarbeit mit u.a. Tierklinik Ganal & Ewert
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