Fruchtbarkeit

Frühe Brunst macht den Unterschied

Was tun, wenn Milchkühe nicht tragend werden bzw. nicht trächtig bleiben? Ein Update zum Thema Fruchtbarkeit von der 42. ADSA Discover Conference in Chicago.

Gerne wird das Auftreten von Fruchtbarkeitsstörungen mit der Zucht auf hohe Milchleistung in Verbindung gebracht. Ist dem wirklich so? Hat sich die Fruchtbarkeit von Milchkühen in den letzten Jahren verschlechtert? Lassen sich hochleistende Milchkühe nur noch mit Hilfe eines breit angelegten Hormoneinsatzes wieder erfolgreich besamen? Wie es um die Fruchtbarkeit von Milchkühen bestellt ist, darüber tauschten sich auf einer dreitägigen Konferenz Ende Juni in Chicago rund 100 renommierte Wissenschaftler aus.
Festhalten lässt sich, dass:
  • die Fruchtbarkeit von Milchkühen sich in den vergangenen Jahren nicht verschlechtert hat. Im Gegenteil, in den USA zeigen die Fruchtbarkeitsergebnisse – ausgedrückt in der 21 Tage Pregnancy Rate (Trächtigkeitsrate) oder in der Güstzeit – eine deutlich positive Entwicklung. So ist in den vergangenen 20 Jahren die PR von 14 auf 20 % angestiegen; die Güstzeit hat sich von 135 auf 115 Tage verringert. In etwa ähnliche Kennzahlen werden auch aus Kanada berichtet;
  •  eine gestörte Fruchtbarkeit viele Ursachen haben kann, da es sich hierbei um physiologisch sehr komplexe Vorgänge handelt. Jede Produktionskrankheit wirkt sich negativ auf die Entwicklung der Eizellen aus und vermindert letztlich die Chance auf eine Trächtigkeit. Ganz häufig liegen Reproduktions-Störungen denn auch hausgemachte Fehler in der Fütterung und Haltung der Kühe zugrunde;
  • das Problem in aller Regel nicht bei der Genetik bzw. einer hohen Milchleistung, sondern beim Herdenmanagement liegt! So ist auch zu erklären, dass in den USA in den großen Milchfarmen die Fruchtbarkeitskennzahlen deutlich besser ausfallen als in Farmen mit kleineren Herden (Übersicht 1),
  • auch die Genetik mittlerweile zu besseren Reproduktionsleistungen beiträgt. Etwa seit der Jahrtausendwende hat sich in punkto Fruchtbarkeit der genetische Trend ins Positive gedreht. Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis die insbesondere durch Genomics bedingten Effekte sich voll entfalten werden.

1 | Fruchtbarkeit nimmt mit Herdengröße zu

Das Ziel eines guten Repromanagements muss es sein, spätestens nach drei Besamungen 90 % aller zuvor als besamungsfähig selektierten Kühe trächtig bekommen zu haben, so Paul Fricke von der Universität Wisconsin. Wenn dieses Ziel nicht erreicht wird, woran kann es dann liegen?
Eine entscheidende Rolle spielt das Herdenmanagement, insbesondere während der 100tägigen Transitphase. Wie oben bereits beschrieben, vermindert jede Produktionskrankheit die Chance auf eine Trächtigkeit. Noch unklar ist, warum aber unter gleichen Umweltbedingungen einige Kühe sich durch eine gute Fruchtbarkeit auszeichnen, andere wiederum partout nicht trächtig werden wollen.

Das angeborene Immunsystem entscheidet

Die schnelle Rückbildung des Uterus (von 13 auf 1 kg innerhalb weniger Tage) gilt als das Fundament einer guten Fruchtbarkeit nach der Abkalbung. Dieser „Prozess“ läuft bei allen Kühen in etwa gleich ab. Ob eine frischlaktierende Kuh in den ersten Laktationstagen erkrankt oder nicht, darüber entscheidet anscheinend das angeborene Immunsystem der Tiere. Denn die Ladung (Menge) an Bakterien im Uterus der Kühe, die später an einer Entzündung der Gebärmutter (Metritis) erkranken und von gesunden Kühen ist am Tag Null in etwa gleich groß, erläuterte Martin Sheldon (Universität Swansea). Laut dem britischen Reproexperten deuten neuere Forschungsergebnisse an, dass das Gewebe im Uterus resilienter Kühe, also von Tieren mit einem guten Immunsystem, sich besser vor dem Angriff von Zellgiften, sogenannten Toxinen zu schützen weiß. Die spezifisch wirkenden Giftstoffe werden von einigen krankheitserregenden Bakterien ausgeschieden, die sich u.a. in Teilen der Nachgeburt befinden. Insbesondere wenn die Nachgeburt sich nicht völlig löst, Reste in der Gebärmutter verbleiben, vermehren sich dort Bakterien, die wiederum eine Metritis auslösen können. Eine solche...


Mehr zu dem Thema