Sowohl Brunsten als auch Zysten bleiben oft unbemerkt. Tipps, wie Sie Reproduktionsstörungen vorbeugen oder frühzeitig ausschalten und viele Brunsten erkennen.
Weist eine Herde eine unbefriedigende Fruchtbarkeit auf, ist nicht selten eine ungenügende Brunsterkennungsrate nach der freiwilligen Wartezeit die Ursache. Es gibt zwei Gründe, warum Brunsten nicht erkannt bzw. genutzt werden: 1. Die Kuh hat keinen Zyklus/keine Brunst (Stillbrunst, Zysten) oder 2. die Hauptbrunst ist sehr kurz und wird übersehen (Brunsterkennung).
Zysten legen den Zyklus lahm
Zysten: Zysten sind große Eiblasen, die über ihr normales Maß hinauswachsen und Hormone produzieren,...
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Weist eine Herde eine unbefriedigende Fruchtbarkeit auf, ist nicht selten eine ungenügende Brunsterkennungsrate nach der freiwilligen Wartezeit die Ursache. Es gibt zwei Gründe, warum Brunsten nicht erkannt bzw. genutzt werden: 1. Die Kuh hat keinen Zyklus/keine Brunst (Stillbrunst, Zysten) oder 2. die Hauptbrunst ist sehr kurz und wird übersehen (Brunsterkennung).
Zysten legen den Zyklus lahm
Zysten: Zysten sind große Eiblasen, die über ihr normales Maß hinauswachsen und Hormone produzieren, die den Zyklus der Kuh blockieren. Kühe mit Zysten zeigen häufig keine Brunstsymptome (Stille Brunst) oder in seltenen Fällen Dauerbrunsten. Den größten Einfluss auf die Entstehung von Zysten hat die Energieversorgung rund um die Kalbung und zum Laktationsbeginn. Zudem sind Kühe ab der zweiten Laktation, Kühe, die in der Trockenstehphase überkonditioniert sind (> 3,75 BCS) sowie Kühe mit Zwillingsgeburten, Nachgeburtsverhalten oder einer Endometritis anfälliger für Eierstockfehlfunktionen. Manche Kühe entwickeln auch chronische Zysten, das heißt, dass alte Zysten durch neue ersetzt werden. Der Behandlungserfolg einer Hormontherapie ist eher mäßig, daher kommt der Vorbeuge große Bedeutung zu. Vermeiden Sie Stoffwechselprobleme, Infektionen, Toxine sowie (Hitze-)Stress bestmöglich. Regelmäßige Sterilitätsuntersuchungen helfen zudem, Zysten frühzeitig zu entdecken. Achtung: Bis zum 60. Laktationstag bilden sich ca. 60 % der Eierstockzysten von selbst zurück.
Verzögerter Zyklus: Eine gesunde Kuh startet etwa ab dem 21. Laktationstag neue Zykluswellen. Bei Färsen dauert es ca. 30 Tage, da sie ihre Energie nicht nur für die Laktation, sondern auch für das Körperwachstum benötigen. Häufig nehmen vor allem hochleistende Kühe sowie Kühe mit Erkrankungen und Stoffwechselproblemen ihren Zyklus aber nicht wieder pünktlich auf. Warum? Eine ausgeprägte negative Energiebilanz verzögert den hormonellen Zyklusstart. Das führt zu verlängerter Rastzeit und niedrigen Trächtigkeitsraten. Das heißt im Umkehrschluss: Kühe, deren Zyklus schnell wieder startet, d. h. die bereits einige Wochen nach der Abkalbung wieder eine deutliche Brunst zeigen, versprechen in der Regel eine gute Fruchtbarkeit (Übersicht 1). Daher gilt: Unbedingt die erste(n) Brunst(en) dokumentieren, denn frühzyklische Kühe können später zumeist ohne die Hilfe von Hormonen tragend werden. Kühe, die keine Brunsten zeigen, sollten zeitnah untersucht werden.
Nur jede zweite Kuh zeigt eine stehende Brunst bzw. duldet den Aufsprung und das maximal für fünf Stunden. Es gibt also nicht viel zu sehen, weshalb die Brunsterkennung mit steigenden Leistungen an Bedeutung gewinnt.
(Bildquelle: Veauthier)
Hauptbrunst oft nur wenige Stunden
Brunsterkennung: Nur jede zweite Kuh zeigt eine stehende Brunst bzw. duldet den Aufsprung und das maximal für fünf Stunden. Es gibt also nicht viel zu sehen, weshalb die Brunsterkennung mit steigenden Leistungen an Bedeutung gewinnt. Mangelt es an einer effektiven Brunsterkennung (Fruchtbarkeitskennzahlen kontrollieren), sind zwei Wege möglich: Die Brunstbeobachtung intensivieren oder auf Hilfsmittel (z. B. Schwanzkreide, Brunsterkennungssysteme, Hormonprogramm) zurückgreifen. Egal für welches Fruchtbarkeitsmanagement man sich entscheidet, wichtig ist eine lückenlose Systematik. Technische Aktivitätsmessungen liefern heute in der Regel sehr gute Ergebnisse. Eine zusätzliche visuelle Kontrolle oder Tailpaint steigern die „Trefferquote“. Bei einer gesteuerten Fruchtbarkeit verspricht nur eine zeit- bzw. termingerechte Hormon-Applikation den maximal zu erwartenden Erfolg. Wichtige Faktoren für erfolgreiche Programme sind demnach korrekte Arbeitslisten, zuverlässige Mitarbeiter und eine Selektion/Fressgitter. In Herden mit massiven Problemen bei der Brunsterkennung kann der Hormoneinsatz sinnvoll sein, allerdings lässt sich der Einsatz im Rahmen einer regelmäßigen Sterilitätskontrolle auch auf Problemtiere beschränken. Wichtig: Diese Programme sind nicht in der Lage, grobe Fehler in der Haltung und im Management zu kompensieren.
Hitzestress: In Hitzephasen ist die Brunsterkennung noch schwieriger, da die Brunstaktivität oft deutlich reduziert ist oder sich die Aktivität der Kühe bei Hitze durch vermehrtes Ablegen und Aufstehen oder Rudelbildung erhöhen kann. Hinzu kommt, dass schon eine kurze Hitzestressbelastung die Qualität der Eizellen schädigt und Embryonen vor allem in der ersten Woche nach der Befruchtung sehr wärmeempfindlich sind. Dennoch ist ein „Warten“ bis nach der Hitze nicht sinnvoll. Denn: Der Effekt auf die Eizellen wirkt etwa 50 Tage nach, da die Eizellen schon in ihrer Entwicklung lange vor der Ovulation empfindlich sind. Auch im Hinblick auf den gesamten Repro-Rhythmus ist es zu empfehlen, an heißen Tagen weiterhin zu besamen. Beugen Sie Hitzestress vor, dann wird die Brunstnutzungsrate bei Hitze kaum geringer ausfallen.
Trotz erschwerter Brunsterkennung und reduzierter Besamungserfolge sollten Milcherzeuger bei extremer Hitze nicht bewusst auf Besamungen verzichten. Warum?
Fruchtbarkeitsstörungen bleiben eine häufige Abgangsursache von Milchkühen. Wer Störfaktoren rechtzeitig entdeckt, kann unerwünschte Abgänge reduzieren.