Fruchtbarkeitsstörungen bleiben eine häufige Abgangsursache von Milchkühen. Wer Störfaktoren rechtzeitig entdeckt, kann unerwünschte Abgänge reduzieren.
Ärgerlich, die besamte Kuh ist schon wieder in Brunst – warum wird sie nicht tragend? Über Fruchtbarkeitsprobleme ärgert sich jeder Herdenbetreuer, denn sie wirkt sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit aus und führt nicht selten zum unerwünschten Abgang einer Kuh. Dass eine (augenscheinlich gesunde) Kuh nicht tragend wird, kann verschiedene Ursachen haben, die oftmals aus Fehlern im Management resultieren. Entdeckt man diese frühzeitig, sowohl beim Einzeltier als auch auf Herdenebene, lassen sich Fruchtbarkeitsstörungen reduzieren. Fünf wichtige Risikobereiche:
1. Transitphase
Kontrollieren Sie die Versorgung in der Transitphase! Eine hohe TM-Aufnahme und viel Kuhkomfort verbessern den späteren Besamungserfolg. Dazu gehört auch die Wasserversorgung in der Trockenstehphase. Vermeiden Sie Überbelegung, Umstallungs- und Hitzestress, um eine hohe Futteraufnahme sicherzustellen und die negative Energiebilanz zu „entschärfen“. Denn die wirkt sich negativ auf die Embryonenqualität aus.
2. Kondition
Der Verlust an Körperkondition in den ersten Laktationswochen ist Folge einer ausgeprägten negativen Energiebilanz nach dem Kalben und variiert von Kuh zu Kuh. Hohe BCS-Verluste (> 0,5 Punkte) in den ersten 30 Tagen beeinflussen die Eizellenqualität und erhöhen das Risiko für den embryonalen Frühtod. Deshalb: Auf eine passende Kondition zur Kalbung achten, die Konditionsentwicklung im Transitbereich beobachten und ggf. gegensteuern! Bei Jungrindern gilt: Regelmäßig die Gewichte kontrollieren, mittels Waage, Gewichtszange oder Maßband. Die Tiere brauchen und sollten nicht schwerer als 400 kg zur ersten Besamung sein, um Verfettung, schwere Kalbeverläufe und Fruchtbarkeitsprobleme vorzubeugen.
Gehäufte Infektionen verschlechtern die Fruchtbarkeit enorm. Fast jede Gebärmutter infiziert sich nach der Kalbung mit Bakterien, parallel dazu ist der Stoffwechsel gefordert, denn der Energiebedarf für die Laktation übersteigt die Futteraufnahmekapazität.
(Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck )
3. Verkalben
Ganz wichtig: Infektionen und Stoffwechselprobleme bestmöglich vermeiden und regelmäßige Trächtigkeitsuntersuchungen (TUs) durchführen! Denn: Bei der künstlichen Besamung werden in der Regel rund 80 % der Eizellen befruchtet. Steht aber die TU an, gelten 30 % Tragende oft schon als Erfolg. Rund 50 % der Trächtigkeiten gehen innerhalb von 40 Tagen nach der Besamung wieder verloren. Embryonen brauchen zum Überleben eine qualitativ gute Eizelle und eine hormonell gut vorbereitete Gebärmutterschleimhaut, die frei von Infektionen ist. Zudem bauen gerade Hochleistungskühe mit hohem Stoffwechselumsatz körpereigene Hormone schneller ab, was letztlich für eine Abstoßung des Embryos sorgen kann (regelmäßiges/unregelmäßiges Umbullen).
4. Infektionen
Gehäufte Infektionen verschlechtern die Fruchtbarkeit enorm. Fast jede Gebärmutter infiziert sich nach der Kalbung mit Bakterien, parallel dazu ist der Stoffwechsel gefordert, denn der Energiebedarf für die Laktation übersteigt die Futteraufnahmekapazität. Hoher Infektionsdruck und Stoffwechselprobleme können die Kuh in dieser Zeit krank machen. Das wiederum macht sie anfällig für weitere Infektionen. Entzündungen, egal, ob Gebärmutter, Euter, Lunge oder Klaue, haben großen Einfluss: Kühe mit bzw. nach Ausheilen einer klinischen Eutererkrankung nehmen schlechter auf, lahme Kühe zeigen weniger Brunstsymptome und werden ebenso schlechter tragend. Treten mehrere Entzündungen gleichzeitig oder nacheinander auf, können sich die negativen Effekte schlimmstenfalls addieren. Während eine Entzündung das Risiko eines embryonalen Frühtodes verdoppelt, verdreifacht es sich bei mindestens zwei Entzündungen. Deshalb gilt: Infektionsquellen innerhalb der Herde ausfindig machen und Erkrankungen bestmöglich vorbeugen.
5. Genetik
Auch wenn sich die Fruchtbarkeitsleistung durch Gesundheitszuchtwerte und Genomics auf genetischer Seite verbessern lässt, ist das Problem mangelhafter Besamungserfolge in aller Regel nicht bei der Genetik bzw. einer hohen Milchleistung verortet, sondern beim Herdenmanagement. Bedenken Sie bei der Besamung aber das Alter der Tiere. Junge Kühe sind deutlich fruchtbarer als Altkühe. Daher ist es beispielsweise sinnvoll, gesextes Sperma nur bei Färsen zum ersten Kalb oder bei Erstlaktierenden einzusetzen. Sowohl Rinder als auch Erstlaktierende sollten maximal zweimal gesext besamt werden. Danach besteht die Gefahr, dass die Tiere deutlich später tragend werden und verfetten oder Jungrinder zu spät kalben.
Mindestens zwei, besser drei Trächtigkeitskontrollen nach der Besamung sind sinnvoll.
(Bildquelle: Weerda)
CHECKLISTE BESAMUNGSERFOLG
Wichtige Tipps für erfolgreiche Besamungen:
| Gewicht und Kondition von Jungrindern im Blick behalten; ab ca. 400 kg Körpergewicht besamen
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