Wenn eine Kuh, bei der eine Trächtigkeit nachgewiesen wurde, plötzlich wieder rindert, gibt es zwei Szenarien: Entweder hat sie das Kalb verloren, oder sie ist trotz Trächtigkeit „aktiv“. In beiden Fällen ist eine Nachuntersuchung ratsam.
Wenn eine Kuh, bei der eine Trächtigkeit nachgewiesen wurde, plötzlich wieder rindert, gibt es zwei Szenarien: Entweder hat sie das Kalb verloren, oder sie ist trotz Trächtigkeit „aktiv“. In beiden Fällen ist eine Nachuntersuchung ratsam.
Brunstsymptome: Ursache
Es ist bekannt, dass bei weiblichen Kälbern bereits bei der Geburt alle Eizellen für eine spätere Brunst vorhanden sind. Davon reift beim geschlechtsreifen Tier jede Woche eine Eizelle heran, aber nur jede dritte Eizelle wird so groß, dass sie am Ende des Zyklus (nach der Brunst) platzt und die Eizelle freigibt. Die reife Eizelle „wirbt“ für den Eisprung, indem sie Östrogen produziert. Dieses Hormon ist für die Erregung der Kuh verantwortlich und löst auch alle anderen Brunstsymptome wie den Brunstschleim aus. Das Überleben der Art, die Fortpflanzung, wird also auf zellulärer Ebene reguliert und zeigt sich in den typischen Brunstsymptomen wie erhöhte Aktivität, Brunstschleim und Schamschwellung. Vor allem die Aktivität lässt sich sehr gut und einfach messen.
Da nur jede dritte Eizelle bis zum Eisprung heranreift und die beiden Eizellen dazwischen nur ein wenig heranwachsen und dann wieder zurückgebildet werden, spricht man von Follikelwellen. Diese kommen und gehen ohne weitere Auffälligkeiten. Bei älteren Kühen geschieht dies oft langsamer, es können auch nur zwei Wellen pro Zyklus sein. Auf dem Höhepunkt einer solchen Welle, also wenn die Eizelle am größten ist, produziert sie Brunsthormone, auch wenn sie sich wieder zurückbildet. Wenn der Brunsthormonspiegel hoch genug ist, kann eine Kuh auch mitten im Zyklus Brunstsymptome zeigen.
Der Zeitpunkt ist entscheidend
Trächtigkeitsverluste treten hauptsächlich in den ersten zwei Monaten nach der Besamung auf. Brunstsymptome in den ersten 100 Tagen können auf eine resorbierte Frucht hindeuten. Wenn eine Kuh jedoch erst nach 140 bis 200 Tagen rindert, kann das auch bei intakter Trächtigkeit auftreten. Etwa drei bis zehn von 100 Kühen zeigen trotz Trächtigkeit Brunstsymptome. Die Zusammenhänge sind nicht abschließend geklärt. Bekannt ist, dass das Hormon Östrogen Brunstverhalten bei der Kuh auslöst. Normalerweise ist es während der Trächtigkeit nicht besonders hoch. Untersuchungen legen allerdings nahe, dass überkonditionierte Kühe dieses Verhalten öfter zeigen.
Wann rindern Kühe trotz Trächtigkeit? Vier Möglichkeiten:
1. Nach 21 Tagen:
Einen Zyklus nach der letzten Besamung ist eine weitere Brunst nicht unwahrscheinlich. Die Beobachtenden sind alle sensibler, auch eine automatische Aktivitätsüberwachung hat im Zeitraum 19-24 Tage nach einer Besamung meist einen hinterlegten Algorithmus, der auch geringe Ausschläge in Aktivität und/oder Wiederkauen sensibler bewertet.
2. Während der Trächtigkeit (Tag 140 bis 200) ist ein einmaliges Ereignis zu beobachten: Die Kuh bullt deutlich sichtbar, aber die Aktivitätskurve ist nicht besonders hoch. Eine tierärztliche Untersuchung (Ultraschall) ist möglich, aber nicht zwingend erforderlich.
3. Oft treten geringere Ausschläge auf, die nicht immer in einem zyklischen Muster, sondern sehr unregelmäßig auftreten. Es ist wichtig zu beachten, dass wiederholte Ausschläge auf eine Zyste hinweisen können, weshalb es ratsam ist, eine zusätzliche Kontrolle durchzuführen.
4. Positive Trächtigkeitsuntersuchung, dann lange (mehr als 40 Tage) keine Brunst, dann eine schwache Brunst und dann regelmäßig nach 19 bis 25 Tagen wieder eine Brunst. Es ist wichtig, die Kuh tierärztlich zu kontrollieren, da ein Verlust der Frucht sehr wahrscheinlich ist.
Exakte Hormongaben (Menge und Uhrzeit) eines OvSynch-Programms sind für den Erfolg unerlässlich. Wieso bullen Kühe dennoch außer Plan und was ist dann zu tun?
Was ist zu tun?
- Eine präzise Brunstdokumentation, wie sie durch Aktivitätsmessungen erfolgt, ist hilfreich, um den Rhythmus der Brunsten (zyklisch oder nicht) und die Brunstintensität zu verfolgen. Wenn die Kuh azyklisch Symptome zeigt, sollte sie dem Tierarzt vorgestellt werden.
- Bei automatischer Aufzeichnung: Tierindividuelle Aktivitätskurve durchsehen und mit anderen Kurven der Gesundheitsüberwachung wie “Wiederkauen” vergleichen. Besonders interessant sind die Abstände und die Höhe des Ausschlags. Ein unregelmäßiges Aktivitätsmuster, also wenn die Kuh alle paar Tage unregelmäßig ein bisschen bullt, ist unwahrscheinlich eine “richtige” Brunst. Ist die Kuh hingegen nach der Trächtigkeitsuntersuchung lange ruhig gewesen und hat dann leise wieder angefangen, regelmäßig intensiv zu bullen, ist ein Abort wahrscheinlich.
- Die Transitphase und die Höhe der negativen Energiebilanz beeinflusst das Hormonlevel der Kuh. Eine hohe Futteraufnahme sollte durch die Haltung begünstigt werden, denn je früher die Kuh nach der Kalbung wieder zyklisch brünstig wird, desto besser für die spätere Fruchtbarkeit.
- Fazit: Brunstsymptome trotz Trächtigkeit treten in 3 bis 10 % der Fälle auf. Die angegebene Spanne hängt stark von der Genauigkeit der Brunstbeobachtung ab. Im Zweifelsfall empfiehlt sich eine Trächtigkeitsuntersuchung, zum Beispiel per Ultraschall.
40 % aller frischmelkenden Kühe zeigen zunächst keine Brunst … diese Tiere werden oft nur verspätet wieder trächtig. Wie lässt sich hier weiterhelfen?