Betriebsleiter, die viel Wert auf gesunde Frischmelker legen, erkennt man nicht nur am Fieberthermometer in der Tasche, sondern auch daran, dass sie diese Tiere nach der Kalbung sehr genau beobachten. Ihr Ziel: möglichst früh zu reagieren, um größeren Problemen zuvorzukommen. Doch was sind die wichtigsten Kontrollpunkte in den ersten zehn Tagen und wie reagiert man bei Auffälligkeiten richtig?
Aktivität und Aussehen: Das Tier sollte einen frischen, vitalen Eindruck machen. Sind die Augen...
Betriebsleiter, die viel Wert auf gesunde Frischmelker legen, erkennt man nicht nur am Fieberthermometer in der Tasche, sondern auch daran, dass sie diese Tiere nach der Kalbung sehr genau beobachten. Ihr Ziel: möglichst früh zu reagieren, um größeren Problemen zuvorzukommen. Doch was sind die wichtigsten Kontrollpunkte in den ersten zehn Tagen und wie reagiert man bei Auffälligkeiten richtig?
Aktivität und Aussehen: Das Tier sollte einen frischen, vitalen Eindruck machen. Sind die Augen aber stark eingefallen und die Bindehaut gerötet? Sind die Schleimhäute ohne Glanz und die Haltung von Kopf und Ohren matt? Dann greifen Sie im ersten Schritt zum Fieberthermometer. Es ist normal, wenn Kühe nach der Abkalbung viel liegen und selten zum Futtertisch gehen. Vor allem, wenn die Kalbung anstrengend war. Halten Sie solche Tiere besser in einer kleinen Gruppe auf Stroh mit eigenem Futtertisch.
Täglich Temperatur messen
Temperatur: Einer der besten Indikatoren für Probleme ist die Körpertemperatur des Tieres oder der Tiergruppe. Sie sollten die Frischmelker in den ersten zehn Tagen nach der Kalbung täglich rektal durchmessen. Vor allem Gebärmutterentzündungen lassen sich damit früher aufspüren.
Ab 39,2 °C spricht man von erhöhter Temperatur, eine Infektion kündigt sich womöglich an. Ab 39,5 °C hat das Tier Fieber. Dann gilt es sofort zu handeln. Fassen Sie außerdem die Ohren an. Sind sie kalt, besteht zum Beispiel ein höheres Risiko festzuliegen.
Tiere mit einem Labmagenproblem haben meist ebenfalls Untertemperatur. Oft fressen Tiere mit zu geringer und zu hoher Temperatur nicht genug, ein Energieloch folgt daher meist auf dem Fuße.
Risikotiere markieren
Zweimal täglich sollten Sie sich die Frischmelker genau anschauen. Ihr Fressverhalten, Körpertemperatur und Verhalten zeigen an, ob andere Maßnahmen nötig sind. Markieren Sie die auffälligen Tiere, zum Beispiel mit einem farbigen Marker, und notieren Sie die Befunde. Diese Tiere sind umgehend vollständig zu untersuchen. Dazu gehören Abhören, Ketosetest sowie vaginale und rektale Untersuchung.
Jedes Kilogramm Futter zählt
Futteraufnahme: Eine hohe Futteraufnahme ist ein wichtiger Garant für einen gesunden Stoffwechsel. Überprüfen Sie mehrmals am Tag, ob die Tiere „aggressiv“ fressen und wie die Pansenfüllung aussieht. Er sollte immer gut gefüllt sein. Sind die kalkulierten Mengen zügig verputzt? In dieser Phase zählt jedes gefressene Kilogramm Futter, um einem Energiedefizit entgegenzuwirken.
Sinnvoll ist, alle Bestandteile der Laktierendenration schon vorher in der Anfütterung zu füttern, auch hochwertiges Heu sollte dabei sein. Empfohlen wird hier maximal eine Energiedichte von 6,0 MJ/NEL mit 13,5 bis 14 % Protein und max. 14 % Stärke.
Vorsicht Pansenübersäuerung: Die Kraftfuttermenge sollte in der Anfütterung behutsam, d. h. maximal um 1,5 kg pro Woche gesteigert werden und bei Stationsfütterung in kleine Portionen von jeweils 1,2 bis 1,5 kg eingeteilt sein, um eine Pansenübersäuerung zu vermeiden.
Ausfluss und Kotkonsistenz: Überprüfen Sie täglich, ob das Tier Ausfluss hat und wie die Kotkonsistenz aussieht. Ausfluss – besonders wenn er rot-braun ist und stinkt – ist ein wichtiger Zeiger für eine Gebärmutterentzündung. Spätestens drei Wochen nach der Kalbung sollte die Kuh sauberen Brunstschleim zeigen.
Routinemäßiger Ketosetest
Energiebilanz: Mit einem einfachen Ketose-Test können Sie die Energiebilanz des Tieres checken und prüfen, wie hoch das Ketoserisiko ist. Gut geeignet sind beispielsweise digitale Schnelltests oder der Ketomir-Test in der Milch, den zum Teil auch die Landeskontrollverbände anbieten. Planen Sie einen solchen Test systematisch in Ihr Frischmelker-Management ein, zum Beispiel immer am 5. Tag und 10. Tag nach der Kalbung. Legen Sie dabei aber auch gleich fest, welche konkrete Maßnahme Sie bei welchem BHB-Wert ergreifen. Ab 1,2 mmol Beta-Hydroxybuttersäure (βHB) pro Liter besteht eine subklinische Ketose, ab 1,5 mmol/l kommen klinische Symptome hinzu. In beiden Fällen müssen Sie handeln: Bei einer subklinischen Ketose mit einer Gabe von ca. 300 ml Propylenglykol, bei einer klinischen Ketose mit einer Glucose-Infusion.
Milchmenge: Kommt Milch? Die Milchmengenmessung sollten Sie sich täglich anschauen. Kommt zu wenig Milch, ist das in der Summe mit anderen Merkmalen ein deutliches Alarmzeichen.
Stress führt zu Euterödemen
Euterkontrolle: Nehmen Sie auch das Euter in den Blick. Euterödeme, das heißt, die Einlagerung von Wasser, ist rund um die Kalbung – vor allem bei der ersten – nicht unnormal. Sie bereiten den Tieren aber Schmerzen und können auch zu Zwischenschenkel-Ekzemen führen. Kommt es gehäuft dazu, sollten Sie vor allem die Trockensteher- und Anfütterungsration generell überprüfen. Oft sind dann die Energiedichte oder die Natrium- (max. 0,15 % in Gesamtration) und Kaliumgehalte (max. 1,3 %) zu hoch und es fehlt an Faseranteil.
In den ersten Tagen nach der Kalbung gilt es jeglichen Stress für das Tier zu vermeiden. Das beugt zum Beispiel auch Ödemen vor. Wenn möglich, sollten Sie deshalb die Tiere in diesem Zeitraum weder umstallen noch das Futter wechseln. Blickkontakt zur Herde mindert ebenfalls den Stress. -sl-
Auf dem Papier lassen sich Rationen sehr genau kalkulieren. Doch häufig kommen gerade kleine (Trockensteher-)Mischungen so nicht auf dem Futtertisch an.
Die Phase nach der Kalbung ist geprägt durch eine instabile Stoffwechselgesundheit. Schon geringer Stress in der Trockenstehzeit kann diese verschlechtern.