Auf dem Papier lassen sich Rationen sehr genau kalkulieren. Doch häufig kommen gerade kleine (Trockensteher-)Mischungen so nicht auf dem Futtertisch an.
Berechnete und gefressene Rationen müssen nah beieinander liegen, um Kühe bedarfsgerecht füttern und damit die Stoffwechselgesundheit erhalten zu können. Deshalb geht es neben der...
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Berechnete und gefressene Rationen müssen nah beieinander liegen, um Kühe bedarfsgerecht füttern und damit die Stoffwechselgesundheit erhalten zu können. Deshalb geht es neben der Kalkulation der Ration vor allem darum, die täglichen Fütterungsarbeiten, zu organisieren und zu optimieren.
Lukas Gösling
Berater agroprax, Niedersachsen
Ziel ist es, eine korrekt geladene, homogen gemischte und nicht sortierbare TMR allen Einzeltieren der Herde oder Tiergruppe 24 Stunden lang an sieben Tagen in der Woche vorzulegen. Ansonsten kann auch das beste Fütterungskonzept nicht in der Kuh ankommen.
Vor allem kleinere Tiergruppen sind hier aufgrund erhöhter Schwankungen bei den Tierzahlen (Gruppengrößen) und kleiner Futtermengen schwer zu managen. Dabei geht es um kleine Gruppen von melkenden Kühen, häufig auch um Trockensteher oder Frischmelker. Besonders bei den beiden letzten Gruppen ist eine konstante Fütterung entscheidend. Die folgenden Punkte sollen dabei helfen, schwankende Rationszusammensetzungen (Inkonstanz) zu verhindern.
Bei einer Ration sollte der Ladefehler unter 5% liegen!
Lukas Gösling
Fütterungsgruppen überprüfen
Viele Betriebe haben ihre Herde in Leistungsgruppen eingeteilt. Hinterfragen Sie selbst, ob getrennte Fütterungsgruppen bei den melkenden Kühen Sinn machen. Detailliert angepasste Inhaltsstoffe zwischen den verschiedenen Gruppen sind hinfällig, wenn dafür auf der anderen Seite die Ration weniger präzise und konstant den Kühen vorgelegt werden kann. Überprüfen Sie, ob eine Melkende-Ration oder ein einphasiges Trockensteherkonzept zum eigenen Betrieb passen. Besonders bei Betrieben mit kleineren Herden leidet schnell die Genauigkeit, wenn z. B. die Trockensteher zweiphasig gefüttert werden.
Wenn sich die Anzahl der Komponenten in kleinen Rationen nicht reduzieren lässt, kann es sinnvoll sein Konzentrat-Zusatzstoff-Vormischungen anzulegen.
(Bildquelle: Ostermann-Palz)
Grundfutter homogenisieren: Vormischen der Silagen!
Das Grundfutter schwankt im Anschnitt im Silo im Trockensubstanz-Gehalt und in den Inhaltsstoffen. In kleinen Rationen werden kleinere Teilmengen geladen, der Effekt der schwankenden Inhaltsstoffe verstärkt sich damit. Hier macht ein Vormischen der Silagen Sinn.
Die aus dem Silo entnommene Grasmenge wird im Optimalfall im Mischwagen auf Tagesbedarfsbasis vorgemischt.
Mais sollte möglichst großflächig aus der gesamten Anschnittfläche entnommen werden.Bei Selbstfahrern sollten hier ganze, festgelegte Bahnen gefräst werden. Durch diese Maßnahmen lassen sich konstantere TS-Gehalte von Tag zu Tag und Ration zu Ration realisieren.
Ladefehler reduzieren.
Ziel muss es sein, dass die Ladefehler bei einer Ration unter 5 % liegen. Ladefehler unter 2 % sind machbar und anzustreben. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei immer auf teure und hochkonzentrierte Futtermittel (Konzentrate, Spezialfuttermittel) gelegt werden.
Vor dem Anmischen muss darauf geachtet werden, dass im Mischwagen keine Restmengen verbleiben.
(Bildquelle: Gösling)
Nicht jeder Betrieb hat jedoch die technische Möglichkeit, die Ladegenauigkeit zu verfolgen. Folgende Empfehlungen sind aber für alle Betriebe (egal wie die technische Ausstattung aussieht) gleich:
Eine Reduktion der Komponentenanzahl ist hilfreich, um Fehlerquellen auszuschalten und die einzumischenden Teilmengen zu erhöhen. Eine Optimierung auf z. B. unterschiedliche Proteinquellen ist absolut hinfällig, wenn es gleichzeitig dazu führt, dass der Gesamtproteingehalt in der Ration viel stärker schwankt.
Aber auch bei einer Reduzierung der Komponenten bleibt die Problematik bestehen, dass es zu starken Schwankungen kommen kann. Wird beispielsweise eine Trockensteherration für 18 Kühe angelegt, welche 2,7 kg Raps beinhaltet (2,7 kg x 18 = 48,6 kg Raps), würden bereits 5 kg Differenz zur Zielmenge eine Ladeabweichung von 10 % bedeuten. Es ist also sinnvoll, Konzentrat-Zusatzstoff-Vormischungen anzulegen, wenn sich die Komponentenanzahl nicht weiter reduzieren lässt.
Vormischungen können für mehrere Tage vorbereitet werden, die investierte Zeit wird häufig wieder herausgeholt. Die Ladegenauigkeit profitiert enorm. In den meisten Fällen ist der Einkauf von Einzelkomponenten günstiger. Vormischungen können dann auf dem Betrieb selbst mit dem Mischwagen angelegt werden.
Viele verschiedene Proteinquellen machen dann keinen Sinn, wenn dadurch kein konstanter Gesamtprotein-Gehalt sichergestellt werden kann.
Lukas Gösling
Rationen nicht unnötig ändern.
Das Einmischen von Zusatzstoffen und das Anpassen an veränderte Futteraufnahmen oder Tierzahlen in den Gruppen ist bei kleinen Rationen deutlich anspruchsvoller.
Es ist deshalb umso wichtiger, dass der prozentuale Anteil der einzelnen Komponenten in der Ration nicht verändert wird. Fressen die Kühe also mehr, sollten Sie prozentual die gesamte Ration erhöhen. Stocken Sie in keinem Fall nur einzelne Komponenten wie z. B. die Maissilage auf. Dies würde zu unnötigen Schwankungen führen und Grundfutter-Konzentratverhältnis oder Stärke- und Proteinlevel in ein tägliches Auf und Ab versetzen.
Werden Zusatzstoffe (z. B. ein Ansäuerungsprodukt bei Trockenstehern) eingesetzt, werden auch diese prozentual mit der Gesamtration erhöht oder reduziert. Füttert man die Zusatzstoffe durchgehend auf Basis des Einzeltieres (kg/Kuh/Tag), würde es bei schwankenden TMR-Mengen (Kühe erhöhen TM-Aufnahme) zu stark variierenden Anteilen an der Gesamtration führen.
Verschleppung vermeiden
Besonders bei Trockensteher-Rationen muss sichergestellt werden, dass der Mischwagen vor Beginn des Mischprozesses vollständig geleert ist, damit es zu keinen Verschleppungen kommt (Carry over). Carry over können vor allem bei Trockensteher-Rationen schnell 10 % der Ration ausmachen und diese Mischungen besonders stark verändern. Bei längeren Standzeiten kann das außerdem zu einem erhöhten Hefeeintrag in die Ration führen. Nacherwärmung wird somit begünstigt. Deshalb sollte der Futtermischwagen vor dem erneuten Mischen unbedingt leer sein
Sind die Schnecken nicht vollständig bedeckt, können einzelne Komponenten auf ihnen liegen bleiben.
(Bildquelle: Gösling)
Ladereihenfolge und -position optimieren.
Wichtig ist es auch die Futterkomponenten in der Mitte des waagerecht stehenden Futtermischwagens zu laden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die einzelnen Komponenten beim Mischvorgang auch überall hingelangen. Meistens werden die Komponenten jedoch zu weit vorne geladen.
Um den Futtermischwagen genau zu treffen, können Sie eine Markierung an den Wagen und an der Radladerschaufel anbringen. Stimmen diese überein, wissen Sie, dass Sie die richtige Position für das Beladen gefunden haben. Auch beim Selbstfahrer ist es wichtig, dass mittig geladen wird.
Sind Schnecken bei Vertikalmischern nicht voll bedeckt, können einzelne Komponenten auf den Schnecken liegen bleiben (siehe Foto oben). Ist dies beispielsweise Mineralfutter, kann es zu einer sehr stark verzerrten Ration kommen. Abhilfe kann hier eine kurzfristig hohe Umdrehungszahl der Schnecken schaffen, wodurch die Komponenten von den Schnecken geworfen werden. Alternativ bietet es sich an, mit einer Wasserzugabe die Schnecken sauber zu spülen.
Nachmischzeiten müssen auch bei kleinen Rationen eingehalten werden und unterscheiden sich häufig nicht von größeren Mischungen.
Kurzes Stroh ist für Trockensteher-Rationen unumgänglich. Dazu eignet sich u.a. industriell gehäckseltes Stroh.
(Bildquelle: Ostermann-Palz)
Bei der Ladereihenfolge stehen die Verteilung von Konzentraten, Mineralfutter und Zusatzstoffen sowie die Verarbeitung von Gras und Stroh, um Grasbällchen und Überlängen zu vermeiden, im Vordergrund. Diese genannten Komponenten sollten somit zu Beginn, also vor der Maissilage, geladen werden.
Damit Kühe bei (kleinen) Trockensteher-Rationen das Stroh nicht selektieren, ist es unumgänglich, dass dies vorab so kurz wie möglich (zwei bis drei Zentimeter) ist. Dies lässt sich mit einer Strohmühle oder industriell gehäckseltem Stroh erreichen.
Die Phase nach der Kalbung ist geprägt durch eine instabile Stoffwechselgesundheit. Schon geringer Stress in der Trockenstehzeit kann diese verschlechtern.
Mischtechnik einstellen
Hohe Schneckengeschwindigkeiten fördern homogene Mischungen. Nach Möglichkeit sollten Schneckenumdrehungen weiter erhöht werden (Ziel: > 30 U/min; bei nicht bedeckten Schnecken > 35 U/min). Intakte, nicht verschlissene, voll besetzte Messer sind ebenso entscheidend wie bei großen Mischungen. Vertikalmischer sollten mit Kickern ausgestattet werden, um den Mischfluss zu optimieren und zu beschleunigen, dies gilt besonders für Einschneckenmischer.
Futterreste sicherstellen
Kommen in einer Laktationsgruppe mit 120 Kühen zwei Tiere dazu, ändert sich der TMR-Bedarf um 1,7 %. Werden hingegen zwei Close-up-Trockensteher in einer 24er -Gruppe aufgestallt, verändert sich der Futterbedarf der Gruppe um 8,3 %. Die Anpassung der Ration an die sich verändernden Gruppengrößen ist somit unbedingt notwendig.
Ein großzügig kalkulierter Futterrest kann die Futteraufnahme von Kühen positiv beeinflussen. Viel Rest bedeutet aber auch mehr Kosten und Arbeitsaufwand!
Ein korrektes Einstellen des täglich benötigten Futters beruht auf Anpassung der tatsächlichen täglichen Tierzahlen und dem Futterfaktor der Tiergruppe (Prozentualer Anteil, den die Gruppe von der kalkulierten Ration aufnimmt). Kleine Futtergruppen sollten auf 10 % Futterreste angelegt werden, extrem kleine Gruppen (z. B. fünf Kühe auf Stroh) sollten prozentual losgelöst auf einen sinnvollen Futterrest eingestellt werden wie z. B. 50 kg FM.
Entscheidend ist aber in den Betrieben häufig die Kommunikation zwischen Fütterer und Betriebsleiter bzw. dem Stallpersonal. Es muss ein täglicher Austausch über die Veränderungen der Tierzahlen stattfinden. Futterreste und leere Futtertische sollten dokumentiert und die Restfuttermenge dementsprechend angepasst werden.
Hier finden Sie weitere Infos zu Trockensteher-Rationen:
Die Zeichen der Kuh erkennen: Die Fütterung in der Transitphase muss konsequent an den Kühen kontrolliert werden. Dazu gehört eine Überwachung der Körperkondition.