In dieser Woche fand das Elite-Seminar zur Fütterung in der Transitphase in Osterholz-Scharmbeck (Niedersachsen) statt. Dabei konnten die Teilnehmer das am Morgen in der Theorie erlernte nachmittags in der Praxis im Kuhstall erproben. Hier sind für Sie ein paar Tipps aus dem Seminar.
DCAB im Blick
Neben den verschiedenen Strategien bei der Trockensteherfütterung ging Thomas Engelhard (LLG SachsenAnhalt, Iden) auch auf die...
In dieser Woche fand das Elite-Seminar zur Fütterung in der Transitphase in Osterholz-Scharmbeck (Niedersachsen) statt. Dabei konnten die Teilnehmer das am Morgen in der Theorie erlernte nachmittags in der Praxis im Kuhstall erproben. Hier sind für Sie ein paar Tipps aus dem Seminar.
DCAB im Blick
Neben den verschiedenen Strategien bei der Trockensteherfütterung ging Thomas Engelhard (LLG SachsenAnhalt, Iden) auch auf die Bedeutung der DCAB für die Trockensteherfütterung ein.
In den letzten 14 Tagen vor der Kalbung ist die DCAB (Kationen-Anionen-Bilanz) in der aufgenommenen Ration für die Vermeidung von Milchfieber wichtig. Dabei gilt, dass mit größer werdenden DCAB-Werten (Kationenüberschuss) eine metabolische Alkalose erzeugt wird, und damit die Milchfiebergefahr steigt. Niedrige bzw. negative DCAB-Werte zeigen hingegen einen Anionen-Überhang an (Milchfiebergefahr sinkt).
In der Praxis gibt es verschiedene Konzepte, mit der Kationen-Anionen-Bilanz in der Vorbereiterfütterung zu arbeiten. Entscheidet man sich für moderate DCAB-Werte in der Ration (100 bis 200 meq/kg TM), sollte der Ca-Gehalt bei ca. 6 g/kg TM liegen. Bei einer anionischen Fütterung (Einsatz saurer Salze, 0 bis - 100 meq/kg TM) muss in jedem Fall der Harn-pH-Wert kontrolliert werden. Die Ca-Gehalte sind dann auf ca. 12g/kg TM einzustellen.
Bei der DCAB-Berechnung muss man auf Analyse-Werte (!) mindestens der betriebseigenen Futtermittel setzen, denn die Werte können, das konnte Thomas Engelhard eindrucksvoll zeigen, erheblich schwanken. So variierte bei Untersuchungen der Futtermittel in Iden (2015 bis 2018) die DCAB von Maissilagen beispielsweise zwischen +50 und +153 (Jahr 2020: 100 meq) und die von Rapsextraktionsschrot zwischen -54 bis -248 meq/kg TM (Jahr 2020: -150 meq) .
Die BCS-Kontrolle regelmäßig durchführen
Hilmar Zarwel, Herdenmanager in der Versuchsstation in Iden (Sachsen-Anhalt) stellte einige wichtige Maßnahmen vor, wie sich die Fütterung anhand von Kuhsignalen überprüfen lässt. Dazu gehört für ihn vor allem eine regelmäßige Überprüfung der Körperkondition: „Ich bonitiere die Kühe alle vier Wochen nach der Milchkontrolle, auch die Trockensteher.“ Verfetten die Kühe zu stark oder bauen zu viel Körperfett ab, wird direkt mit der Ration gegengesteuert. Kühe, die zu „schlank“ in die Trockenstehzeit gehen, erhalten dann z.B. früher die energiereichere Vorbereiter-Ration. Fette Kühe werden als Risikotiere dokumentiert und die Erstversorgung nach der Kalbung angepasst.
Tipp: In unregelmäßigen Abständen beurteilt Hilmar Zarwel ein und dieselbe Kuhgruppe an zwei aufeinander folgenden Tagen. So kann er feststellen, ob seine BCS-Noten auch konstant miteinander vergleichbar sind.
Der Pansen verrät, ob die Kühe fressen
Bei den Frischmelkern kontrolliert Herdenmanager Hilmar Zarwel täglich, mindestens während der ersten Laktationswoche, ob die Kühe gefressen haben. Dazu beurteilt er intensiv die Aktivität des Pansens. Zuerst schaut er sich dabei die Füllung der Hungergrube an und tastet diese ab. Das Ziel sollte die Note 3 sein. Dabei wölbt sich der Pansen leicht vor und fühlt sich beim Eindrücken fest an. Die Hungergrube ist noch hinter dem Rippenbogen sichtbar, d.h. die Haut über den Querfortsätzen am Rücken verläuft zunächst nach innen und danach nach außen.
Das Ziel bei den Trockenstehern liegt bei der Note 4 (Haut über den Dornfortsätzen verläuft zunächst senkrecht bauchwärts und wölbt sich anschließend leicht nach außen).
Die linke Seite der Kuh verrät, wie gut sie heute gefressen hat (Hungergrube), die rechte, wie es gestern war.
Hilmar Zarwel
Neben der visuellen Kontrolle der Pansenfüllung hört Hilmar Zarwel auch die Pansengeräusche ab. Ertönt die typische Pansentätigkeit in Form eines regelmäßigen Rauschens, arbeitet der Pansen aktiv. Das Ziel ist es, innerhalb einer Minute mindestens zwei Pansenkontraktionen wahrzunehmen. Ist der Pansen nicht aktiv, gilt es direkt gegenzusteuern.
Der Pansen muss schnell wieder in Gang kommen
Kommt der Pansen nach der Kalbung nicht in Gang, kommen für Hilmar Zarwel u.a. folgende Möglichkeiten infrage:
- Entzündungshemmung, Schmerzlinderung (NSAID)
- Appetitförderung (Brotizolam)
- Verdauungs- u. Sekretionsförderung
- Förderung Energiestoffwechsel (Butafosfan, Cyanocobalamin)
- Pansensaftentnahme/-übertragung
- Drenchen