2022 brachen die Preise an den Rohstoffmärkten alle Rekorde. Auch der Milchpreis kletterte in nie da gewesene Höhen und entspannte die Lage auf den Höfen. Doch seit Mitte des letzten Jahres geht es abwärts an den Produktmärkten. Die Preise für Magermilchpulver und Butter gelten als gute Indikatoren für die zukünftige Milchpreisentwicklung. Diese erreichten im Mai 2022 ihren Höhepunkt, liegen mittlerweile jedoch um ein Viertel unterhalb des Rekordniveaus. Zeitgleich steigt die Milchmenge...
2022 brachen die Preise an den Rohstoffmärkten alle Rekorde. Auch der Milchpreis kletterte in nie da gewesene Höhen und entspannte die Lage auf den Höfen. Doch seit Mitte des letzten Jahres geht es abwärts an den Produktmärkten. Die Preise für Magermilchpulver und Butter gelten als gute Indikatoren für die zukünftige Milchpreisentwicklung. Diese erreichten im Mai 2022 ihren Höhepunkt, liegen mittlerweile jedoch um ein Viertel unterhalb des Rekordniveaus. Zeitgleich steigt die Milchmenge in Deutschland weiter an.
Frostige Temperaturen sorgten kurzzeitig für weniger Milch
Der Kälteeinbruch sorgte in der 50. Kalenderwoche allerdings erstmal für einen Rückgang der an die Molkereien gelieferten Milch. Im Vergleich zur Vorwoche wurde 0,8 % weniger Milch abgeliefert. Dennoch liegt die Milchmenge 2,0 % über dem Vorjahresniveau.
Daher wird erwartet, dass die Milchpreise zu Beginn des Jahres fallen werden. Erste Molkereien im Norden haben schon zu Ende 2022 den Auszahlungspreis an ihre Landwirte verringert. Trotz der ersten Absenkungen gibt Dr. Hans-Jürgen Seufferlein, Verband der Milcherzeuger Bayern e.V., aber erstmal Entwarnung: „Im 1. Quartal besteht bei der Durchschnittsmolkerei mit breiten Absatzkanälen keine Notwendigkeit einer deutlichen Preiskorrektur“, so der Experte.
Milchpreis knackt im November die 60 Cent
Im November kletterte der Erzeugerpreis für konventionelle Milch im Vergleich zum Vormonat noch um 7 Cent auf 60,0 Cent/kg. Die Biomilchpreise legten deutlich zu, stiegen um knapp einen Cent auf 63,3 Cent/kg. Damit hat sich die Schere zwischen den zwei Auszahlungspreisen wieder vergrößert
In den kommenden Monaten wird der Vorsprung der Bio-Milch vor dem konventionellen Pendant weiter anwachsen.
Dr. Kerstin Keunecke, Markexpertin Milch und Milchprodukte, AMI
Grund für die weiter wachsende Differenz zu Gunsten der Biomilch seien die schwächeren Preistendenzen für Verarbeitungsprodukte auf der konventionellen Schiene, so Dr. Kerstin Keunecke, AMI, in einem aktuellen Marktbericht. Allerdings ist auch die Nachfrage nach Bio-Molkereiprodukten gesunken. Bei steigender Inflation griffen mehr Verbraucher zu preisgünstigerer, konventioneller Ware. „Damit ging die Nachfrage der privaten Haushalte in nahezu allen Bio-Segmenten in den ersten elf Monaten von 2022 zurück“, so die Marktexpertin. „Den rückläufigen Einkaufsmengen steht eine steigende Bio-Milchanlieferung gegenüber. Damit der Markt weiter ausgeglichen ist, wäre daher ein Wiederanspringen der Nachfrage aus Erzeugersicht wünschenswert.“
Magermilchpulver: ruhiger Start ins neue Jahr
Ein ruhiger Markt zum Jahreswechsel sorgt für leicht schwächere Preise für Magermilchpulver in Futter- und Lebensmittelqualität. Dem ausreichenden Angebot stünden wenig Nachfrageimpulse entgegen, so Monika Wohlfarth, ZMB, in einem aktuellen Marktbericht. Sie rechne jedoch damit, dass das Marktgeschehen in den nächsten Wochen wieder lebhafter werde. Die Preise für Magermilchpulver in Futtermittelqualität fielen in der letzten Dezemberwoche, nach Berichterstattung der Süddeutschen Butter- und Käsebörse e.V., um durchschnittlich 50 €/t auf 2.475 €/t. Ware in Lebensmittelqualität wurde zu einem Durchschnittspreis von 2.815 €/t gehandelt. Das ist ein Preisabfall von 40 €/t.
Aldi senkt Butterpreis um 30 Cent
Nachdem die Butterpreise für 250 g Päckchen kontraktbedingt lange Zeit ihr hohes Niveau hielten, hat sich im unteren Preissegment zu Beginn des neuen Jahres etwas getan. Die Spanne liegt nun mit 7,48 – 7,80 €/kg leicht niedriger. Auch im Supermarktregal gab es kurz vor Weihnachten günstigere Butter. Aldi senkte den Preis um 30 Cent auf 1,99 € pro 250 g Päckchen.
Spotmilchpreise vorerst stabil auf niedrigem Niveau
Nachdem die Spotmilchpreise vor Weihnachten in die Tiefe rauschten, unterhalb von 40 Cent lagen, haben sie sich zu Beginn des neuen Jahres etwas stabilisiert. Laut DCA Berichterstattung zahlten die Molkereien in der ersten Kalenderwoche 2023 im Schnitt 42,75 €/100 kg. In Süddeutschland lag der Preis mit 44,50 €/100 kg oberhalb des Niveaus von Norddeutschland, wo durchschnittlich 41,00 €/100 kg gezahlt wurde.
Die aktuellen Schlagzeilen:
Quelle: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, AgE, Rabobank, MEG Milch Board, ZuivelNL
Angesichts der steigenden Milchmengen stehe zum Jahresbeginn die Wende am Milchmarkt bevor. Wie hart wird das erste Quartal 2023 wirklich? Wir haben Experten befragt.