Steigende Milchmengen, hohe Inflation und Kaufzurückhaltung, schrumpfender Welthandel mit sinkenden Preisindices für Butter und Pulver: Die Vorzeichen für das neue Jahr könnten besser sein. Im Dezember gehen viele Experten noch von stabilen Preisen aus. Doch aus dem Norden hört man schon von Molkereien , dass im Januar ein Absturz um 10 ct/kg nötig sein werde. Doch kommt es wirklich so schlimm?
Nein, sagen Marktanalysten. „Im 1. Quartal besteht bei der Durchschnittsmolkerei mit breiten Absatzkanälen keine Notwendigkeit einer deutlichen Preiskorrektur“, meint Dr. Hans-Jürgen Seufferlein vom Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB). Der Grund: Bei den Kontraktverhandlungen im November sei es vielen Molkereien noch einmal gelungen, Preiserhöhungen durchzusetzen. Vor allem bei Käse. Da diese Verträge zum größten Teil bis April laufen würden, bestehe reell betrachtet zunächst kein Preisdruck. Das gelte vor allem für die Genossenschaftsmolkereien in Süddeutschland. Zumal dort die Preise auch später angezogen hätten als im Norden und zu Jahresbeginn der bekannte Nachlaufeffekt zum Tragen komme.
Auch Markus Seemüller von der Bayern MeG geht für Januar von stabilen Preisen aus. Eine Handvoll Unternehmen würde auch im Januar noch Auszahlungspreise von 60 ct/kg bei 4,2 % Fett bezahlen. Allerdings wurden diese Preise bereits vor acht Wochen mit den Molkereien verhandelt, als die Rahmenbedingungen am Milchmarkt noch besser waren.
Steigende Milchmengen, hohe Inflation und Kaufzurückhaltung, schrumpfender Welthandel mit sinkenden Preisindices für Butter und Pulver: Die Vorzeichen für das neue Jahr könnten besser sein. Im Dezember gehen viele Experten noch von stabilen Preisen aus. Doch aus dem Norden hört man schon von Molkereien , dass im Januar ein Absturz um 10 ct/kg nötig sein werde. Doch kommt es wirklich so schlimm?
Nein, sagen Marktanalysten. „Im 1. Quartal besteht bei der Durchschnittsmolkerei mit breiten Absatzkanälen keine Notwendigkeit einer deutlichen Preiskorrektur“, meint Dr. Hans-Jürgen Seufferlein vom Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB). Der Grund: Bei den Kontraktverhandlungen im November sei es vielen Molkereien noch einmal gelungen, Preiserhöhungen durchzusetzen. Vor allem bei Käse. Da diese Verträge zum größten Teil bis April laufen würden, bestehe reell betrachtet zunächst kein Preisdruck. Das gelte vor allem für die Genossenschaftsmolkereien in Süddeutschland. Zumal dort die Preise auch später angezogen hätten als im Norden und zu Jahresbeginn der bekannte Nachlaufeffekt zum Tragen komme.
Auch Markus Seemüller von der Bayern MeG geht für Januar von stabilen Preisen aus. Eine Handvoll Unternehmen würde auch im Januar noch Auszahlungspreise von 60 ct/kg bei 4,2 % Fett bezahlen. Allerdings wurden diese Preise bereits vor acht Wochen mit den Molkereien verhandelt, als die Rahmenbedingungen am Milchmarkt noch besser waren.
Auch im Norden keine Sprünge
Im Norden rechnet man im 1. Halbjahr mit Preisrücknahmen, vorerst aber in kleineren Schritten. Frank Feuerriegel, Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen: „Es gibt Faktoren, wie fallende Pulver - und Butterpreise sowie sinkende Erlösaussichten auf den Spotmärkten. Dämpfend wirken sich wiederum länger geschlossene Kontrakte aus. Beim Käse gibt es mittlerweile ebenfalls sinkende Preise, aber bisher nicht in dem Umfang wie wir es beispielsweise beim Pulver in den letzten Monaten erlebt haben.“
55 ct/kg im 1. Halbjahr
Besonders kritisch gesehen, wird derzeit die Entwicklung am Buttermarkt mit einem Preisabstand von 2,50 €/kg zwischen abgepackter Butter und Blockbutter. Nach unbestätigten Berichten aus der Branche sollen diese Kontrakte aber noch bis Ende Januar auf diesem Niveau laufen. Die Prognosen sind dennoch optimistisch: Kenner gehen für das 1. Quartal bundesweit von einer Auszahlungsleistung von durchschnittlich 56 oder 57 ct aus, im 1. Halbjahr sei ein Schnitt von 55 ct/kg möglich.
Festpreise unter 50 ct
Die Festpreismodelle, die verschiedene Molkereien an den Börsen anbieten, zeigten in den letzten Monaten deutlich schwächere Absicherungspreise als die direkt monatlich von den Molkereien ausgezahlten Preise. Daher sanken auch die dort gehandelten Mengen deutlich. Zum Teil kam es dadurch sogar zum Ausfall von Handelsterminen, berichten Betriebe, die daran teilnehmen wollten. Beim letzten Handelstermin der Hohenloher Molkerei lagen die Festpreise für Januar bis April 2023 nach Aussagen von Praktikern beispielsweise bei ca. 49,90 €/kg, von Mai bis Juni sanken sie auf ca. 48,70 €.
Wie geht es bei den Biopreisen weiter?
Druck wird auch bei den Biomilchpreisen erwartet, allerdings nicht so stark wie bei den konventionellen Preisen. „Wir hoffen, dass wir im neuen Jahr auf einem Niveau von über 60 ct/kg bleiben werden“, sagt Rüdiger Brügmann von Bioland, Koordination Bio-Milch. Das Preisniveau für Biomilch liege jetzt in Nord- und Süddeutschland wieder gleichauf bei durchschnittlich 62 bis 63 ct/kg. Ende des Jahres 2022 zahlen wenige Molkereien auch knapp 70 Cent und darüber aus, tendenziell eher im Norden. Zumindest zu Jahresbeginn geht der Fachmann von gleichbleibenden Preisen aus. Zumal zuletzt längst fällige Preiserhöhungen, z.B. bei Käse, in den neuen Kontrakten fixiert werden konnten.
Bei den Kunden geht der Trend hin zu den Discount-Biohandelsmarken, die im Vergleich zu anderen Einkaufsstätten in diesem Jahr Absatzzuwächse bei den Bio-Frischeprodukten verzeichnet haben. Vollsortimenter sind gleichbleibend, während der Naturkosthandel deutliche Einbußen hinnehmen musste. Die Bio-Trinkmilch war in der Menge ab Jahresmitte rückläufig, im Umsatz durch die Preiserhöhungen aber dennoch positiv. Die Preiserhöhung von Aldi auf 1,69 € für 1 Liter Vollmilch hat der Branche einen Bärendienst erwiesen: Dadurch gingen Kunden verloren, weil der Eindruck: „Bio ist teuer“ haften blieb.
Allerdings liege man im Vergleich zu der Zeit vor Corona 2019 beim Biotrinkmilch-Absatz bezogen auf die Menge von jeweils Januar bis Oktober betrachtet immer noch in einem Plus von 16 %.
Regional starke Mengensteigerungen
Der bundesweit betrachtete Anstieg der Milchmengen von mittlerweile ca. 3,5 % gegenüber dem Vorjahr kaschiert, dass einzelne Molkereien seit Anfang November mit deutlich höheren Steigerungen konfrontiert sind. Niedersachsen verzeichnete zuletzt gegenüber der Vorwoche ein Plus von 6 %.
Bayern verbucht zwar bei der Jahresmilchmenge 2022 gegenüber dem Vorjahr unter dem Strich ein Minus von 1,5 bis 1,7 %! doch im Oktober, November und Dezember wurden auch dort die Milchhähne aufgemacht. Ein Käseproduzent aus Nordbayern spricht von 10 % mehr Menge gegenüber dem Vorjahreszeitraum. „Die Milcherzeuger melken sich wieder ihren Milchpreis kaputt“, sagt er. Durch die Regenphasen im September/Oktober habe sich die Futterlage in vielen Betrieben schnell und unerwartet wieder entscheidend verbessert.
Wenn die Milchmenge hoch bleibt, haben wir im Februar/März bei den nächsten Preisgesprächen schlechte Karten.
Rohstoffeinkäufer aus Nordbayern
Bei Biomilch ein ähnliches Bild: Allein in Bayern wird bis Jahresende ein Mengenplus von ca. 5 % erwartet.
Die Entwicklung der Milchmenge ist der entscheidende Parameter für die Preisverhandlungen in den nächsten Monaten. Da sind sich die Analysten einig. „Mit weniger Milch hätten wir das gute Preisgefüge noch länger auf einem höheren Niveau halten können“, heißt es von Insidern.
Nachfragerückgang schmerzt Markenartikler
Neben den Milchmengen kommt es in den nächsten Monaten natürlich auch darauf an, wie sich die verarbeitende Industrie verhält, sich der Export weiter entwickelt und darauf, was der Verbraucher macht. Denn vor allem im Süden mit seinen vielen Markenmilch-Molkereien schmerzen die Absatzrückgänge und Umsatzeinbußen durch die Kaufzurückhaltung der Konsumenten. „Die Nachfragesituation belastet unsere Molkereien in Bayern mehr als die steigenden Milchmengen“, ist sich Markus Seemüller von der Bayern MeG sicher.
Die Preisobergrenze bei den Verbraucherpreisen im Regal sei erreicht, sagen viele aus der Branche. Sorgen macht der Trend, weg von der Marke und mehr Absatz im Preiseinstiegssegment: „Wir beobachten eine Verlagerung innerhalb der Kategorien“, sagt Feuerriegel. Bisher war die Nachfrage nach Milchprodukten allgemein trotz der gestiegenen Endverbraucherpreise gut. Die Milch habe auch davon profitiert, dass die Preise auch in anderen Segmenten wie z.B. bei Pflanzenölen, Fleisch und Wurst gestiegen seien, so dass der Verbraucher nicht unbedingt auf andere Produkte ausgewichen sei.
LEH packt Forderungen wieder aus
Auch der Druck vom Handel auf Milch mit Mehrwert, wie Haltungsformen, Klimaschutz und vor allem auch die Forderung nach dem Einsatz von entwaldungsfreiem Soja wird angesichts eines gut versorgten Milchmarktes im neuen Jahr wieder steigen. „Die ersten Anfragen kommen schon wieder nachdem ein halbes Jahr Ruhe war und die Liefersicherheit für den LEH Priorität hatte“, berichten Rohstoffeinkäufer. Die Verhandlungen mit dem Handel würden schon jetzt wieder deutlich schwieriger.
Langfristig höheres Niveau
Gute Prognosen sind heute schwieriger und kurzlebiger denn je. „Was heute gilt, gilt morgen vermutlich schon nicht mehr“, so Markus Seemüller. Daher wollen auch die Molkereien nicht mehr über langfristige Absatzverträge verhandeln.
Fest steht allerdings, dass die Produktionskosten auch im neuen Jahr hoch bleiben bzw. noch steigen werden. Die höheren Rechnungen für Strom und Gas werden erst 2023 so richtig ins Kontor schlagen. Bei vielen Molkereien laufen zum Jahresende Gaskontrakte aus. Sie sind jetzt gezwungen, zu höheren Preisen zuzukaufen.
„Daher können wir in Zukunft nicht mehr auf das alte Milchpreisniveau fallen. Das erkennt auch der Handel zunehmend“, ist Frank Feuerriegel von der Landesvereinigung der Milchwirtschaft in Niedersachsen optimistisch. Auch Markus Seemüller geht langfristig von einem deutlich höheren Preisniveau im Vergleich zu den Vorjahren aus. Für Süddeutschland haben die ersten Analysten bereits die kritische Marke von 50 ct für die Zukunft ausgegeben.
Das turbulente Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu. Was hat sich an den Milchmärkten verändert? Wie geht es im nächsten Jahr weiter? Ein globaler Überblick.
Für den Sojaanbau wird in einigen Ländern Südamerikas Regenwald gerodet. Das ist unbestritten. Können wir auf Soja verzichten?
Haltungsformkennzeichnung
Für ihren Mehraufwand in Haltungsformstufe 2 sollen Milcherzeuger einen Zuschlag von 1,2 ct/kg erhalten. Doch absehbar ist, dass der Bonus nur für einen Teil ihrer Milch bezahlt wird.