Bedingt durch die Weihnachtszeit wird es ruhiger auf dem Milchmarkt. Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zeit für einen Blick auf den globalen Markt und die Entwicklungen im letzten Jahr. Die Rabobank gibt in ihrem Quartalsbericht einen Überblick.
Bedingt durch die Weihnachtszeit wird es ruhiger auf dem Milchmarkt. Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zeit für einen Blick auf den globalen Markt und die Entwicklungen im letzten Jahr. Die Rabobank gibt in ihrem Quartalsbericht einen Überblick.
Schwächerer globaler Milchmarkt
Insgesamt hat sich der Weltmarkt zum Ende des Jahres 2022 schwächer entwickelt. Die Preise am Rohstoffmarkt liegen in den USA und Europa beispielsweise zwar noch hoch, aber nicht so hoch wie noch zu Beginn des Jahres.
Die Auszahlungspreise der Molkereien in den Exportregionen der Welt erreichten 2022 ein nie da gewesenes Niveau. Die Prognose ist jedoch, dass sich die Preise zeitverzögert an den Trend der Rohstoffmärkte anpassen werden. Für den Beginn des Jahres 2023 geht die Rabobank von fallenden Milchpreisen aus. Damit wäre der Zenit der hohen Milchpreise erreicht.
Die Milchpreise werden sich den Trends der Rohstoffmärkte anpassen.“
Milchmenge global um 0,8 % geschrumpft
Während zu Beginn des Jahres die Milch in vielen Exportregionen zurückgegangen ist, berichtet die Rabobank zum Ende des Jahres von einem eingetretenem Wachstum, welches auch ins nächste Jahr anhalten werde. Insgesamt ist 2022 die Milchmenge in den sieben größten Exportregionen um 0,8 % geschrumpft. Für 2023 prognostiziert die Bank ein Wachstum von 1 %.
Die steigende Verfügbarkeit von Milch an den Rohstoffmärkten dürfte sich zeitverzögert ebenfalls auf die Milchpreise auswirken. Bei weiter steigenden Inputkosten könnte die Marge der Milchkuhbetriebe zukünftig unter Druck geraten. Ein weiterer Faktor für die Preisgestaltung ist die Nachfrage. Die gestiegenen Preise für Milchprodukte im Kühlregal wirken sich darauf negativ aus. In den USA blieb der Konsum von Milchprodukten trotz höherer Preise jedoch gleich. In Europa reagieren die Verbraucher sensibler. Die Bank rechnet mit einem Rückgang der Nachfrage.
Der Markt kann sich schnell drehen
Ein Seiltanz – so bezeichnet die Rabobank das Geschehen am internationalen Milchmarkt. „Zum Ende des Jahres zeigt sich mal wieder, dass die Märkte sehr volatil sind“, so die Rabobank. „Ein bisschen zu viel oder zu wenig Milch kann die Milchmärkte bereits abrupt in beide Richtungen drehen.“
Eine kleinere Veränderung im Angebot oder der Nachfrage kann die Märkte bereits drehen.
Ein Punkt, der sich entscheidend auf die weitere Entwicklung am globalen Milchmarkt auswirkt ist unter anderem Chinas Nachfrage, die im letzten Jahr durch die strenge Corona-Politik deutlich nachgelassen hat. Hinzu kommt die Verfügbarkeit von Gas in Europa und die hohen Futterkosten bedingt durch schrumpfende Verfügbarkeit aufgrund von Wetterextremen.
Deutschland: Milchmenge 3,6 % über dem Vorjahr
Der saisonale Tiefpunkt der Milchanlieferungen wurde dieses Jahr etwas früher erreicht, als üblich. Jetzt steuert die Milchmenge mit einem Zuwachs von 0,6 % in großen Schritten aufwärts. In der 48. Kalenderwoche erfassten die Molkereien 3,6 % mehr Milch als in der Vorjahreszeit. „Die aktuell frostige Witterung dürfte das Milchaufkommen etwas dämpfen“, prognostiziert Monika Wohlfarth (Geschäftsführerin, ZMB) in einem aktuellen Marktbericht. Trotz der zum Jahresende gestiegenen Milchmenge liegt die Summe der abgelieferten Milch noch 0,4 % unterhalb des Niveaus von 2021.
Weitere Rückgänge am Rohstoffmarkt erwartet
Bedingt durch die Feiertage hat die die Lage an den Rohstoffmärkten deutlich beruhigt. Die Preise tendieren schwächer. „Bei voraussichtlich anhaltend expansivem Milchaufkommen werden weitere Rückgänge erwartet“, so Marktexpertin Dr. Kerstin Keunecke, AMI, in einem aktuellen Marktkommentar.
Die Preise für Magermilchpulver sind in der 49. Kalenderwoche nicht mehr so rasant wie in den Vorwochen gesunken. Die Tendenz ist aber weiterhin schwächer. Die Preise für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität fielen um durchschnittlich 5 €/t. Für Pulver in Futtermittelqualität wurde 30 €/t weniger gezahlt. Grund für die weitere Beruhigung ist, dass bis zum Jahresende üblicherweise kein weiterer Bedarf besteht und nur wenige Abschlüsse zu Stande kommen.
Die Nachfrage bei abgepackter Butter ist rege. Ein Grund sind Rabattaktionen der Lebensmitteleinzelhändler. Im Kühlregal konnten Kunden 250-Gramm Päckchen zu Preisen von 1,99 € ergattern. Der Preis liegt rund 30 Cent unterhalb des üblichen Niveaus. Kontraktbedingt blieben die Einkaufspreise des Handels bzw. Abgabepreise der Molkereien jedoch stabil auf dem Niveau der Vorwoche.
Weihnachtlicher Absturz der Spotmilchpreise
Die Spotmilchpreise stürzten in der 50. Kalenderwoche auf die 30 Cent zu. Der Bundesdurchschnitt liegt jetzt bei 35,25 €/100 kg. Das ist ein gewaltiger Rückgang von 10 €. Allerdings nicht beunruhigend, da die Preise um die Weihnachtszeit üblicherweise deutlich einbrechen (siehe Grafik).
Quellen: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, AgE, Rabobank, MEG Milch Board, ZuivelNL
Die Milchleistung der deutschen Milchkühe hat sich im abgelaufenen Kontrolljahr um 41 kg verringert, die durchschnittliche Herdengröße ist hingegen angewachsen.