Haltungsformkennzeichnung

Haltungsform bei Milch: Welche Zuschläge gibt es wirklich?

Für ihren Mehraufwand in Haltungsformstufe 2 sollen Milcherzeuger einen Zuschlag von 1,2 ct/kg erhalten. Doch absehbar ist, dass der Bonus nur für einen Teil ihrer Milch bezahlt wird. 

Milcherzeuger, die künftig Milch nach der Haltungsformkennzeichnung 2 produzieren, erhalten nur für die  Menge, die auch tatsächlich im LEH verkauft wird, den Zuschlag von 1,2 ct/kg und nicht etwa für ihre gesamte Jahresmenge. Und auch für Stufe 3 und 4 können die Produzenten nicht mit 3 und 4 ct/kg für ihre komplette angelieferte Milch rechnen.
Derzeit ist zwar offen, wieviel zertifizierte Milch der LEH am Ende für die vier Stufen des neuen Programmes benötigt, aber schon jetzt steht fest: Die Erzeuger bekommen nur einen Teil ihres Mehraufwandes entschädigt.
„Der Zuschlag von 1,2 ct/kg ist in meinen Augen Augenwischerei. Meiner Meinung nach muss man die Teilnahme allen Milchbauern ermöglichen,“ sagte Martin Boschet, Geschäftsführer der Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall, beim Fachgespräch Milch des Bauernverbandes Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems in der vergangenen Woche. Für die gesamte Branche sieht der Molkerist im neuen Programm keinen Mehrwert: „Die Haltungsformkennzeichnung wird nur den Strukturwandel weiter beschleunigen.“

Mehrkosten bei den Molkereien

Auch für die Molkereien bedeutet das neue Programm einen erheblichen Mehraufwand und höhere Kosten. Neben der getrennten Erfassung, Lagerung und Verarbeitung der Milch müssen sie die erfasste Menge jeweils an die Absatzsituation anpassen und sicherstellen, dass jedes gelabelte Produkt mit der für die jeweilige Haltungsform zertifizierten Milch hergestellt wurde. „Das verkompliziert und verteuert das System für uns“, sagt ein Molkereivertreter aus Bayern. Ob die Molkereien ausreichend entschädigt werden, ist derzeit noch offen. Die geplante Branchenvereinbarung mit dem LEH, die die Höhe dieser Entschädigung festlegt, werde laut Dr. Hans-Jürgen Seufferlein vom Verband der Milcherzeuger Bayern erst in Kürze fertiggestellt. 

Warum überhaupt mitmachen?

Vor allem im Süden fragen sich derzeit viele Erzeuger, ob sie bei der Haltungsformkennzeichnung überhaupt mitmachen sollen. „Wir sehen eine große Varianz in der Bereitschaft mitzumachen. Ich schätze, dass 70 bis 80 % der Erzeuger geschlossen dagegen wären, aber der Rest unterbietet diese. Dass es keine gemeinsame Haltung gibt, ist unser Hauptproblem“, meinte Dr. Seufferlein bei der Fachtagung. 


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