Mit abgetränkten und gut konditionierten Kälbern aus der Milchkuhhaltung lässt sich der Antibiotika-Einsatz später in der Mast deutlich senken. Und zwar vor allem dann,
- wenn die Tiere nach einer solchen optimierten Aufzucht direkt in den Mastbetrieb transportiert
- wenn sie dort zweimal gegen Grippe geimpft werden
- wenn sie die ersten drei Wochen in Quarantäne im Einzeliglu bleiben und
- wenn sie anschließend in kleinen Gruppen bis maximal 10 Tieren...
Mit abgetränkten und gut konditionierten Kälbern aus der Milchkuhhaltung lässt sich der Antibiotika-Einsatz später in der Mast deutlich senken. Und zwar vor allem dann,
- wenn die Tiere nach einer solchen optimierten Aufzucht direkt in den Mastbetrieb transportiert
- wenn sie dort zweimal gegen Grippe geimpft werden
- wenn sie die ersten drei Wochen in Quarantäne im Einzeliglu bleiben und
- wenn sie anschließend in kleinen Gruppen bis maximal 10 Tieren gehalten werden.
6 statt 32 Behandlungstage
Das ist das Ergebnis der Feldstudie „Freiluft-Kalb“ des Schweizer Kälbergesundheitsdienstes mit 2 000 Kälbern. Tiere, die nach diesen Bedingungen gehalten und transportiert wurden, mussten später im Schnitt nur 5,9 Tage mit Antibiotika behandelt werden gegenüber 31,6 Behandlungstagen bei den Kontrolltieren. „Im Rahmen der Studie war eine Reduktion des Antibiotika-Einsatzes um 83 % möglich“, sagt Dr. Martin Kaske vom Rindergesundheitsdienst Schweiz, der die Studie jüngst beim Kongress der Bundesverbandes praktizierender Tierärzte in München vorstellte.
Die entscheidenden Parameter im Milchkuhbetrieb
- eine ausreichende Versorgung mit gutem Kolostrum
- die Haltung auf Stroh mit viel Platz und Frischluft
- Prophylaxe-Impfungen
- Freiheit von gravierenden Infektionserregern insbesondere Mykoplasma bovis
- Abtränken vor dem Transport
Wir brauchen ein besseres Pre-Conditioning der Kälber im Geburtsbetrieb.
Dr. Martin Kaske, Kälbergesundheitsdienst Schweiz
Kälberverluste halbiert
In der Untersuchung standen Kälberverlusten von rund 3,1 % in der Versuchsgruppe 6,3 % Abgänge in der konventionell gehaltenen Kontrollgruppe gegenüber. Bei den Tageszunahmen gab es zwischen den Gruppen dagegen keine signifikanten Unterschiede.
Finanzielle Anreize fehlen
Die Konsequenz daraus: „Wir müssen die Marktstrukturen und das Produktionssystem ändern, wenn wir die Kälberaufzucht und Mast nachhaltig verbessern und den Antibiotika-Einsatz reduzieren wollen“, so Martin Kaske. Das heiße konkret:
- eine spätere Vermarktung der Kälber bei höherem Lebendgewicht nach zweifacher Immunprophylaxe,
- eine Minimierung der Handelsstufen,
- eine Bezahlung der Kälber nach Gewicht sowie
- die Einhaltung von Haltungsbedingungen in Aufzucht- und Mastbetrieb, die die Risikofaktoren für Krankheiten minimieren.
- eine gezielte und systematische Flächensanierung von Erregern, die schwere Infektionen verursachen, wie z.B. Mykoplasma bovis.
- die Ausweitung der Aufzucht und Mastkapazitäten auf den Milchkuhbetrieben selbst.
Gegenwärtig seien die Bereitschaft und die Motivation für eine solche Neuausrichtung bei den Marktakteuren nicht ausreichend vorhanden, so Kaske weiter. Und das obwohl sowohl für den Milcherzeuger als auch für den Mäster ein Mehrwert möglich wäre.
Der Tierarzt bedauert, dass diese Empfehlungen bisher nicht flächendeckend umgesetzt werden, obwohl sowohl die Milcherzeuger als auch die Mäster davon einen Mehrwert hätten. Die beiden Hauptprobleme: Die volatile Marktsituation erschwere die Durchsetzung zusätzlicher Anforderungen bezüglich der Tiergesundheit. Außerdem fehlen vielfach finanzielle Anreize, letztlich auch vom LEH.
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