Gefühlt hat jeder Betrieb eine eigene Strategie, wenn es um das Abtränken der Kälber geht. Nicht nur die Dauer der Tränkeperiode sondern auch die Art (abrupt oder schrittweise) variieren von Betrieb zu Betrieb.
Länger tränken, langsam absetzen
Wie sich die Absetz-Strategie auf die Tageszunahmen auswirkt, haben mehrere Studien schon genauer betrachtet. Dabei heraus gekommen ist, dass eine längere Tränkedauer und eine langsame Reduzierung der Tränkemenge positive Auswirkungen auf...
Gefühlt hat jeder Betrieb eine eigene Strategie, wenn es um das Abtränken der Kälber geht. Nicht nur die Dauer der Tränkeperiode sondern auch die Art (abrupt oder schrittweise) variieren von Betrieb zu Betrieb.
Länger tränken, langsam absetzen
Wie sich die Absetz-Strategie auf die Tageszunahmen auswirkt, haben mehrere Studien schon genauer betrachtet. Dabei heraus gekommen ist, dass eine längere Tränkedauer und eine langsame Reduzierung der Tränkemenge positive Auswirkungen auf die Tageszunahmen hat, wohingegen abruptes Absetzen in Wachstumsdepressionen resultierte.
Welche Auswirkungen verschiedene Absetzstrategien auf die Gesundheit der Kälber haben – insbesondere ihr Stresslevel, zeigt jetzt eine kürzlich veröffentlichte Studie. Ein Denkanstoß, die eigene Methode zu überdenken?
Wie wird die Gesundheit beeinflusst?
Untersucht wurden die Tränkedauer (6 vs. 8 Wochen) und das Absetztempo (abrupt vs. schrittweise). 72 Holstein-Kälber wurden randomisiert in vier Gruppen eingeteilt und unterschiedlich abgetränkt:
- früh-abrupt: 42 Tage, 4 gleichmäßige Abstufungen über 4 Tage
- spät-abrupt: 56 Tage, 4 gleichmäßige Abstufungen über 4 Tage
- früh-schrittweise: 49 Tage, 7 gleichmäßige Abstufungen über 14 Tage
- spät-schrittweise: 63 Tage, 7 gleichmäßige Abstufungen über 14 Tage
Getränkt wurden die Kälber zweimal täglich mit Milchaustauscher (24 % Rohprotein, 17 % Fett; bis zu 1.200 g/d). Wasser, Kälberstarter (18 % Rohprotein) und gehäckseltes Luzerneheu wurden ad libitum angeboten. Die tägliche Aufnahme von Milchaustauscher, Kälberstarter und Raufutter wurde von der Geburt bis zum Ende der Entwöhnung aufgezeichnet. 1 Tag vor und 1 Tag nach dem Absetzen wurden das Körpergewicht, ausgewählte Gesundheitsdaten, Blutwerte und Kotkonsistenz ermittelt. Die Kälber bekamen in den letzten 3 Tagen der Absetzphase einen Pansen-pH-Logger verabreicht.
Wir stellten die Hypothese auf, dass Kälber, die näher an der natürlichen Entwicklung entwöhnt werden (d.h. später und schrittweise), ein stärkeres Wachstum, eine höhere Futteraufnahme und eine bessere Immunwerte im Blut aufweisen.
Wolfe et al., 2023
Was bewirkt schrittweises Absetzen?
Das allmähliche Absetzen verbesserte – unabhängig vom Absetzalter – die Produktionsleistung der Kälber.
Die unterschiedlichen Absetzstrategien hatten zwar keine signifikante Auswirkungen auf die Aufnahme von Raufutter. Die Kraftfutteraufnahme war jedoch signifikant höher bei den Kälbern, die schrittweise abgesetzt wurden (siehe Grafik).
Langsam absetzen = höhere Tageszunahmen
Ebenso waren die mittleren Tageszunahmen bei den schrittweise entwöhnten Kälbern höher. Allerdings beobachteten die Wissenschaftler bei den schrittweise abgesetzten Kälbern flüssigeren Kot. Ein Grund dafür könnte die höhere Passagerate durch eine höhere Aufnahme von Konzentrat sein.
Haben ältere Tiere höheren Absetzstress?
Wenn Kälber später entwöhnt werden, trifft der Absetzstress auf ein immunkompetenteres Tier. In der Studie hatten spät abgesetzte Kälber eine erhöhte Atemfrequenz, höhere Kotwerte, mehr Lymphozyten, neutrophile Granulozyten und Blutplättchen, was auf eine umfassendere Stressreaktion hindeutet.
Später abgesetzte Kälber zeigten außerdem zum Absetzzeitpunkt geringere Tageszunahmen. Das könnte eine Auswirkung einer höheren Stressreaktion sein. Andere Studien belegen jedoch, dass später abgetränkte Kälber ein höheres Wachstum aufweisen als Kälber nach einer frühen Entwöhnung. Diese Erkenntnisse stehen im Gegensatz zu den aktuellen Ergebnissen. Die Studie deuten darauf hin, dass die Reifung des Immunsystems mit dem Alter die Empfindlichkeit der Kälber gegenüber dem Absetzstress erhöht.
Fazit
Während die Studie klar zeigt, dass ein schrittweises Absetzen deutliche Vorteile bringt, zeigt sie auch, dass die Kälber um den Zeitpunkt des Absetzens herum einem enormen Stress ausgesetzt sind. Daher sollten weitere Stressfaktoren in dieser Phase vermieden werden.
Quelle: Wolfe et al. (2023): Effects of weaning strategies on health, hematology, and productivity in Holstein dairy calves, Journal of Dairy Science
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