Hohe Tageszunahmen sind das Ziel der Kälberaufzucht.
Häufig kommt es jedoch rund um das Absetzen zu einem Konditionsloch. Mit einem guten Tränke- und Haltungsmanagement lässt sich das verhindern.
Auch drei Monate alte Absetzkälber benötigen frische Luft und vertragen keine Zugluft.
Neben dem Kraftfutter haben sich Strukturfutter wie Kälberstroh oder Luzerneheu bewährt.
Obwohl viele Kälber am Ende der Tränkephase zunächst vital und fit sind, fallen...
Hohe Tageszunahmen sind das Ziel der Kälberaufzucht.
Häufig kommt es jedoch rund um das Absetzen zu einem Konditionsloch. Mit einem guten Tränke- und Haltungsmanagement lässt sich das verhindern.
Auch drei Monate alte Absetzkälber benötigen frische Luft und vertragen keine Zugluft.
Neben dem Kraftfutter haben sich Strukturfutter wie Kälberstroh oder Luzerneheu bewährt.
Obwohl viele Kälber am Ende der Tränkephase zunächst vital und fit sind, fallen einige nicht selten nach dem Absetzen in ein Konditionsloch. Die Tageszunahmen stagnieren, Erkrankungen können wieder vermehrt auftreten.
Welche Maßnahmen können bei der Aufzucht helfen, diesen Absetzknick zu reduzieren, damit sich die Kälber weiterhin gut und gleichmäßig weiterentwickeln können?
In der Tränkephase den Grundstein legen
Bereits mit dem Tränkemanagement wird der Grundstein für eine reibungslose Entwicklung gelegt. Denn nur wenn sich die Kälber während der Tränkephase gut entwickeln und ausreichend Futter aufnehmen, läuft die Absetzphase entspannt. Dabei sind folgende Tränkekurven denkbar:
- Empfehlung LAZBW: Die Kälber in den ersten drei Lebenswochen intensiv tränken (in jedem Fall mind. sechs bis acht Liter). Ab der sechsten Woche sollte die Tränke auf sechs bis acht Liter beschränkt werden, damit die Kälber tatsächlich anfangen ausreichende Mengen an Futter aufzunehmen. Bis zur 10. Woche abtränken.
- LWK NRW empfiehlt: In der 1. Lebenswoche ad libitum-Tränke anbieten, danach entweder weiter ad libitum oder rationiert. Dabei in der 2. bis 5. Lebenswoche acht bis zehn Liter Tränke (160 g MAT/l mit mind. 40 % Magermilchpulver) oder Vollmilch mit Ergänzer. Bis zur zehnten Woche linear abtränken.
- Eine Tränkedauer von zehn Wochen ist empfehlenswert, da vorher der Pansen noch nicht ausreichend entwickelt ist, um hinreichend Energie aus dem Festfutter zu ziehen.
- Die Kälber nicht in wenigen Tagen von sechs auf null Liter absetzen, sondern über ein bis zwei Wochen auf täglich zwei bis drei Liter reduzieren. In manchen Betrieben hat es sich bewährt, diese Menge zum Tränkeende in nur einer Mahlzeit anzubieten. Das kann die Futteraufnahme fördern und gegebenenfalls Arbeitszeit einsparen.
Zehn Wochen Tränkedauer gilt für Fleckvieh- und Holsteinkälber, auch wenn sie ausreichend Futter aufnehmen.
Futter ab der ersten Woche
Neben dem Tränkemanagement entscheidet das Futterangebot bzw. die Futteraufnahme in der Tränkephase darüber, ob die Kälber das Absetzen ohne große Entwicklungsverzögerung überstehen. Als Zielwert gilt, dass die Kraftfutteraufnahme der jungen Tiere in etwa 1 % ihrer Lebendmasse bei gleichzeitigem Angebot von Strukturfutter betragen sollte. Beim Absetzen sollten die Kälber täglich eine Gesamt-Trockenmasse von 3 bis 4 kg aufnehmen (davon ca. 1,5 bis 2 kg Kraftfutter).
Der Grundstock wird bereits in der ersten Lebenswoche gelegt, denn schon hier sollten die Kälber Futter und Wasser erhalten. Außerdem kann eine Gruppenhaltung dazu beitragen, dass sie mehr fressen und damit bessere Zuwächse nach der Absetzphase aufweisen.
Eine Trocken-TMR für Kälber kann ohne großen Aufwand selbst gemischt und auf Vorrat gelagert werden. Wichtige Tipps und ein Beispiel-Rezept aus der Praxis.
Aufgeschlossene Komponenten
Beim Kälberaufzuchtfutter sollte man aufgeschlossene Komponenten und nur geringe Mengen an leicht verdaulicher Stärke wählen. Da Kälber nur wenige, große Portionen pro Tag fressen, sollte der Anteil schnellverfügbarer Kohlenhydrate im Auge behalten werden, da sonst ein hohes Risiko der Übersäuerung besteht. Hafer (nur regional verfügbar) beispielsweise ist ein ideales Futter, denn es ist pansenschonend und es fördert auch die Darmgesundheit. Da Kälber nur wenige, große Portionen pro Tag fressen, darf in keinem Fall schnell verfügbare Stärke (z. B. Weizen) verfüttert werden. Ansonsten besteht ein hohes Risiko für eine Azidose.
Als Proteinquelle eignen sich Sojaextraktions-, aber auch Rapsextraktionsschrot. Dabei gilt: Rationswechsel bzw. Komponentenwechsel sind wenig empfehlenswert.
Starterfutter sollte zweimal am Tag frisch angeboten und langsam gesteigert werden. Dabei muss man aufpassen, dass das Futter nicht liegen bleibt und zu alt wird. Gleichzeitig dürfen die Tiere aber auch nicht vor einem leeren Trog stehen.
Achtung bei Grassilagen
Neben dem Kraftfutter haben sich Strukturfutter wie Kälberstroh oder Heu (Gras oder Luzerne) bewährt, entweder in Form einer Kälber-TMR oder als Mischung aus Kälberkraftfutter und Stroh. Hochwertige Grassilagen sollten frühestens ab der fünften bis sechsten Lebenswoche gefüttert werden bzw. es sollte darauf geachtet werden, dass die Kälber nicht zu viele NPN-Verbindungen (freier Stickstoff z. B. in Grassilage) aufnehmen.
Erhalten die Kälber die Laktierenden-Ration, sollte kein Futterharnstoff enthalten sein. In der Absetzzeit sollte keine weitere Futterumstellung erfolgen, sondern das bekannte Futter mind. zwei Wochen weitergefüttert werden. Ansonsten kann die Futteraufnahme leiden und damit die Energieversorgung gefährden. Auf einigen Betrieben hat es sich bewährt, die Kälber-TMR bis zum sechsten Lebensmonat durchzufüttern.
Weitere Umstellungen vermeiden
Damit die Kälber nach dem Absetzen nicht in ein Konditionsloch fallen, sind weitere Umstellungen zu vermeiden.
- Möglichst nicht während des Absetzens umstallen (unbekannte Umgebung).
- Müssen die jungen Tiere dennoch z. B. aus Platzgründen in einen anderen Stall umziehen, sollten optimale klimatische Bedingungen vorliegen. Für einen ausgeglichenen Wärmehaushalt und das Wohlbefinden der Tiere sollte auf Stroh als Einstreu gesetzt werden.
- Häufig finden die Kälber in einem neuen Stallbereich auch eine neue Fressplatz-Situation vor. Damit sie sich daran schnell gewöhnen können, sollte auf ein Tier:Fressplatz-Verhältnis von 1:1 geachtet werden. Außerdem sollte immer ausreichend Futter zur Verfügung stehen. Dies ist sehr wichtig, da die Kälber zu diesem Zeitpunkt einen hohen Nährstoffbedarf haben.
- Innerhalb einer Kälbergruppe sollte der Altersunterschied höchstens zwei bis vier Wochen betragen. Damit wird verhindert, dass die älteren Kälber die jüngeren vom Fressplatz verdrängen. Feste Gruppenstrukturen sind hilfreich, damit nicht zum Absetzstress auch noch sozialer Stress (Kälber sind Herdentiere) hinzukommt.
- Auch drei Monate alte Kälber benötigen frische Luft bzw. vertragen keine Zugluft. Deswegen muss auch hier Wert auf ein gutes Klima gelegt werden, um Atemwegserkrankungen zu verhindern.
- Gerade in den Stallbereichen für abgesetzte Kälber ist ein Rein-Raus-Prinzip von großem Vorteil. Ansonsten können hier erneut Erkrankungen auftreten.
- Nicht zuletzt ist es wichtig, die Tiere auch nach dem Absetzen weiter zu beobachten. Denn auch jetzt noch können Erkrankungen auftreten.
Gegenseitiges Besaugen der Kälber kann z. B. zur Verletzung der Euteranlagen führen. Was lässt sich dagegen unternehmen?
Bei Neuinvestitionen in die Kälberhaltung sollte das mögliche Verbot der Einzelhaltung berücksichtigt werden. Passende Boxenmaße bieten nicht alle Hersteller.