Kälberfütterung
Selbstgemacht: Trocken-TMR für Kälber
Eine Trocken-TMR für Kälber kann ohne großen Aufwand selbst gemischt und auf Vorrat gelagert werden. Wichtige Tipps und ein Beispiel-Rezept aus der Praxis.
Was spricht für die Trocken-TMR?
Tipps zur selbstgemachten Trocken-TMR
- Menge: Zu Beginn, das heißt bis zu einem Alter von vier Wochen, fressen Kälber bis zu 500g Trocken-TMR pro Tag. Mit stetiger Zunahme liegt die Futteraufnahme mit zwölf Wochen bereits bei bis zu drei Kilogramm pro Tier und Tag. Da diese Menge kostspielig wird und die Kälber bereits auf eine Kuh-TMR umgestellt werden könnten, ist der Einsatz der Trocken-TMR vor allem im Alter von vier bis acht Lebenswochen zu empfehlen. Wichtig ist, die Umstellung auf eine Kuh-TMR sehr langsam und schonend vorzunehmen, um Wachstumseinbrüche bei den Tieren zu vermeiden.
- Raufutter: Das Raufutter sollte je nach Länge und Qualität rund 20% der Ration ausmachen. Die Partikel sollten möglichst kurz (gehäckselt) sein. Als Raufutter-Komponenten bieten sich Stroh, Heu oder Luzerne an. Alle eingesetzten Komponenten sollten einen hohen Trockenmassegehalt von über 80% aufweisen. Vor allem das Stroh sollte mikrobiell einwandfrei (kein Schimmel oder Pilze) und möglichst staubarm sein.
- Kraftfutter: Das Kraftfutter zuzüglich Mineralfutter nimmt rund 70 bis 80% ein und kann als fertige Mischung oder als Einzelkomponenten hinzugegeben werden. Der Energiegehalt der gesamten Trocken-TMR sollte bei rund 12,0 MJ ME/kg, der Proteingehalt bei rund 150 bis 160 g/kg liegen.
- Flüssig-Komponenten: Flüssige Komponenten wie Melasse (ca. 5%) und Pflanzenöl (ca. 1 bis 2%) dienen zur Schmackhaftigkeit, zur Staubbindung und allgemein als Bindemittel von Rau- und Kraftfutter, um ein Selektieren zu vermeiden.
- Lagerung: Die Trocken-TMR kann auf Vorrat angemischt und für ein bis drei Monate gelagert werden. Wichtig ist eine trockene und hygienisch einwandfreie Lagerung, zum Beispiel in Bigbags, IBC-Fässern oder auf einer gereinigten Betonfläche.
- Analyse: Die eingesetzten Futtermittel und die gesamte Trocken-TMR sollten unbedingt regelmäßig auf Inhaltsstoffe analysiert und nachgerechnet werden!
Milcherzeuger Dominik Weber
Vor rund vier Jahren hat Milcherzeuger Dominik Weber (NRW) in der Kälberfütterung auf Trocken-TMR umgestellt. Seitdem wird den Kälbern von Geburt an im Einzeliglu Trocken-TMR und Wasser angeboten. Zu Beginn tränken Webers dazu zweimal täglich 3,5 Liter Vollmilch. Im Alter von 14 Tagen werden die Kälber von Vollmilch auf zweimal täglich 5 Liter Milchaustauscher umgestellt (150g/Liter). Abgetränkt werden sie in der Regel nach ca. 100 Tagen.
Einfach & kostengünstig
Die TMR wird von den Kälbern sehr gut angenommen und für mich ist die zeitsparende Arbeitserledigung ein großer Vorteil.
Der reine Mischvorgang dauert ca. 20 Minuten und steht durch die Lagerfähigkeit der Trocken-TMR nur alle sechs bis acht Wochen auf dem Plan. Die Durchführung ist wenig fehleranfällig, worin Dominik Weber vor allem einen Vorteil sieht, wenn Mitarbeiter diese Aufgabe übernehmen.
Das „Rezept“ vom Betrieb Weber als Beispiel
- 74 % mehlförmiges Kraftfutter
- 20 % Kälberstroh
- 5 % Melasse
- 1 % Rapsöl
- Zuerst werden das Kälberstroh, die Melasse und das Rapsöl für 10 bis 20 Minuten im Mischwagen miteinander vermengt. Eine ausreichende Mischdauer sollte hier unbedingt beachtet werden, damit sich die flüssigen Komponenten gleichmäßig verteilen und sich keine Klumpen bilden.
- Zuletzt wird das Mehl hinzugefügt und nochmals 5 Minuten mit den restlichen Komponenten vermischt.
- Insgesamt dauert der Mischvorgang nur ca. 20 Minuten – und das nicht jeden Tag!
- Achtung: Je nach Herdengröße, Mischwagen und Vorrat ist das Verhältnis von Mischwagenvolumen und Menge an Trocken-TMR unterschiedlich. Um eine homogene Mischung zu erreichen, sollte der Mischwagen ausreichend gefüllt sein (75 – 90% optimaler Befüllungsgrad).
- Die fertige Mischung wird mit einer Frontlader-Schaufel direkt vom Mischwagen in leere, saubere und trockene IBC-Fässer (1.000 Liter) gefüllt.
- Tipp: Zwei oder mehrere Fässer nebeneinanderstellen und etwas (z.B. ein Tuch) über die Ränder legen. So können sie auch mit einer großen Schaufel befüllt werden, ohne das viel verloren geht.
- Die IBC-Fässer sind auf einer Holzpalette befestigt, sodass man sie anschließend befüllt mit einer Palettengabel verstauen kann, z.B. in einer Lagerhalle oder besonders platzsparend in einem Hochregal.
- Achtung: Die fertige Trocken-TMR ist an einem trockenen Ort und vor Feuchtigkeit geschützt zu lagern. Zudem sollte sie möglichst innerhalb von vier Wochen verfüttert werden. Dominik Weber lagert sie sogar bis zu drei Monaten - bisher problemlos. Einen längeren Zeitraum empfiehlt er aber nicht, da der gute Geruch und die Schmackhaftigkeit mit der Zeit verloren geht, was die Futteraufnahme reduzieren könnte.
Auch mit pelletiertem Kraftfutter möglich?
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