Diese Tipps finden Sie hier:
1. Laktationen bewusst verlängern
2. NDF-Gehalte der Silagen optimieren
3. Wie aus Robotern Kollegen werden
Extra-Tipp: Mit Öffentlichkeitsarbeit Geld verdienen – Hof Scholten-Meilink
1. Laktationen bewusst verlängern
Eine leistungsangepasste und tierindividuelle Verlängerung der Laktation ist der nächste konsequente Schritt im Management!
Dr. Anke Römer
Jede Kalbung ist ein Risiko:...
Diese Tipps finden Sie hier:
1. Laktationen bewusst verlängern
2. NDF-Gehalte der Silagen optimieren
3. Wie aus Robotern Kollegen werden
Extra-Tipp: Mit Öffentlichkeitsarbeit Geld verdienen – Hof Scholten-Meilink
1. Laktationen bewusst verlängern
Eine leistungsangepasste und tierindividuelle Verlängerung der Laktation ist der nächste konsequente Schritt im Management!
Dr. Anke Römer
Jede Kalbung ist ein Risiko: Ein großer Anteil Behandlungen im Bereich Eutergesundheit oder Stoffwechsel finden in den ersten 30 Tagen der Laktation statt. Kein Wunder – die Kuh hat energetisch mit dem Start in die Laktation eine ganze Menge zu tun, der Immunstatus ist dadurch verringert. Gleichzeitig zeigen Daten der Testherden der RinderAllianz, dass gerade Kühe mit hoher Leistung eine längere Zwischenkalbezeit (ZKZ) aufweisen und sich das Ganze auch ökonomisch rechnet. Also künftig einfach später besamen?
Dr. Anke Römer von der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern kann mittlerweile auch auf gezielt erhobene Versuchsdaten zurückgreifen:
- Die durchschnittliche Milchmenge fiel gleich aus, egal ob bei herkömmlicher FWZ (40 bis 60 Tage) oder bei individuell verlängerter Laktation nach TBS-Rechner (kostenloses Tool, siehe unten). Das liegt laut den Forschenden an einem längeren „Gipfel“, welcher den flacheren Teil der Laktationskurve ausgleicht.
- Kühe mit Zwischenkalbezeiten von > 490 Tagen wiesen im Vergleich zu Kühen mit Zwischenkalbezeiten unter 370 Tagen eine um 1.900 kg höhere 305-Tage-Leistung Milch (ECM) auf.
- Besonders Kühe ab der zweiten Laktation benötigen weniger Spermaportionen (2,03 zu 2,33).
- Kühe mit längerer individueller FWZ weisen am Ende der Laktation eine sogar bessere Körperkondition auf als die Kontrollgruppe.
- Keine Kuh aus den Versuchsgruppen hat sich selbst trockengestellt.
Diesen Effekt (bessere Persistenz) führen die Forschenden auf den späteren Beginn der Trächtigkeit zurück: Zum Laktationspeak können die Kühe ihre Energie ausschließlich fürs Milchgeben nutzen und müssen nicht noch ein Kalb entwickeln. Auch, wenn die Futtereffizienz zu Beginn einer Laktation am höchsten ist, kann sich das Konzept einer verlängerten Laktation über ein ganzen Kuhleben hinweg ökonomisch rechnen (weniger Geburten = weniger Risiko zur Kalbung und zum Trockenstellen + weniger Kolostralmilchtage + weniger Trockenstehtage).
Wie also starten?
- Betriebe mit „sehr guter“ ZKZ (< 400 Tage) und Milch > 10.000 kg: sich trauen, die besten Kühe länger „leer“ zu lassen (Besamen ab dem 80. Tag)
- für Fortgeschrittene: Kühe ab dem 120. Tag, Jungkühe erst ab dem 150. Tag besamen, Rechner für den tierindividuellen Besamungsstart (TBS-Rechner, siehe unten) nutzen
Durch verlängerte Laktationen lassen sich kritische Transitphasen und der Überschuss an Kälbern reduzieren. Tipps, wie das im eigenen Betrieb gelingt.
2. NDF der Silagen optimieren
Die Steigerung der NDF-Verdaulichkeit um einen Prozentpunkt bringt täglich 0,2 kg Milch!“
Dr. Norbert Göres
Die Neutral-Detergenzien-Faser, kurz NDF, ist ein Maß dafür, wie viel Zellwand-Gerüstsubstanzen sich in den Silagen verbergen. Je höher die Verdaulichkeit dieser Faser, desto schneller kann eine Kuh die Nährstoffe aus dem Futter nutzen. Faktoren, welche die Faser-Verdaulichkeit beeinflussen:
- Sortenwahl (beeinflusst NDF, aber auch ADF/ADL, also den Lignin-Gehalt)
- Erntetermin (Faser + Stärke + Trockenmasse)
- Häckselqualität
- Siliermanagement (Bakterienbesatz, Gärsäuremuster, Gärzeit)
- Silomanagement (Befüllung, Verdichtung, Vorschub)
Darüber hinaus lässt sich die Verdauung im Pansen durch verschiedene Futtermittel-Zusatzstoffe unterstützen, z.B. Lebendhefen (Pufferung im Pansen, Faseraufschluss), Harnstoff (Futter für faserspaltende Bakterien) oder pflanzliche Extrakte.
Fütterung in der Transitperiode
Transitkühe vollbringen Stoffwechsel-Höchstleistungen. Bestimmte Zusatzstoffe versprechen, die Leber in dieser Zeit zu entlasten. Was ist dran und für wen lohnt sich der Einsatz?
3. Wie aus Robotern Kollegen werden
Viele fürchten beim Einsatz von Sensortechnik eine Rufbereitschaft 24/7. Doch wer seine Arbeitsweise ein wenig umstellt, kann vielen Problemen vorbeugen.
Johanna Ahmann
Digitalisierung im Kuhstall, z.B. durch den Einsatz von Sensoren, kann Entscheidungen im Herdenmanagement erleichtern. Viele Milcherzeuger fürchten jedoch, sich in der Vielzahl der anfallenden Daten zu „verlieren“.
Viele Probleme lassen sich vorbeugen, indem Routine-Aufgaben wie z.B. das Arbeiten mit Alarmlisten konsequent in den Tagesablauf eingeplant werden. Wichtig ist, dass nach jeder Planung auch eine Kontrolle erfolgt. Stellen Sie sich daher für jede Aufgabe folgende Fragen:
- Wer?
- Wann?
- Wo?
- Welche Auswertung? Und mit wem wird sie kommuniziert?
Einmal durchdekliniert, wird aus „Reagieren“ schnell ein „Agieren“.
Bei einer hohen Arbeitsbelastung stellt sich die Frage, wie es weiter geht: Mit der Investition in Technik oder der Organisation von mehreren Arbeitskräften?
Extra-Tipp: Mit Öffentlichkeitsarbeit Geld verdienen
Wir schaffen Transparenz – online und offline!
Wiljan Scholten-Meilink
Der Milchviehbetrieb Scholten-Meilink aus der Grafschaft Bentheim (Niedersachsen) hat es nicht nur geschafft, die Milchkuhherde konsequent bis zu einer Milchleistung von 13.300 kg weiterzuentwickeln. Auch das genetische Niveau der Herde ist mittlerweile so gut, dass alle weiblichen Tiere mit einem RZG unter 130 aussortiert und verkauft werden.
Wiljan und Gisela Scholten-Meilink haben zudem mit so viel Einsatz und Kreativität Öffentlichkeitsarbeit betrieben, dass sie mit diesem Betriebszweig mittlerweile sogar Geld verdienen:
- Kindergeburtstage: Familien können zwei verschiedene Pakete buchen. Gisela Scholten-Meilink begrüßt die Kinder, serviert Kaffee und Kuchen, füttert mit ihnen Kälber und trockene Kühe oder besucht den Streichelzoo. Ein Highlight: „Trecker-Surfen“ auf einer großen Gummimatte übers Feld. Strohscheune, Trampeltrecker und ein Abendessen komplettieren das Angebot. Zwischen 130 und 265 Euro bezahlen Eltern für drei Stunden.
- Tagungen: Unternehmen können den Tagungsraum mieten, erhalten ein selbst gekochtes Mittagessen und einen Betriebsrundgang gegen das Mittags-Tief.
- Familienerlebnistage, ein Tag des offenen Hofes oder ein Maislabyrinth, dass jedes Jahr am 3. Oktober im Rahmen eines hofeigenen Bauernmarktes gehäckselt wird, helfen dabei, die vorhandenen Angebote zu vermarkten.
- Online pflegt die Familie eine einladende Homepage (gutes Beispiel, Link) sowie verschiedene Social Media-Kanäle. Des Weiteren zeigen Scholten-Meilinks die Ergebnisse ihres Tuns gern auf Tierschauen oder durch die Teilnahme an Wettbewerben wie der „Goldenen Olga“.
Fazit: Öffentlichkeitsarbeit kostet eine Menge Zeit – wenn das jedoch auf Freude an Menschen trifft, lässt sich moderne Milchkuhhaltung auch heutzutage noch erfolgreich „an den Mann“ bringen!
Quelle: Fruchtbarkeitsseminar RUW und LWK NRW, Haus Riswick im März 2024
Wie sieht die Milchproduktion in Zukunft aus? Das diskutieren wir am 13. Juni 2024 mit drei spannenden Milcherzeugern in Münster. Seien Sie dabei!