Reproduktion

Laktationen bewusst verlängern?  

Durch verlängerte Laktationen lassen sich kritische Transitphasen und ­der Überschuss an Kälbern reduzieren. Tipps, wie das im eigenen Betrieb gelingt.

Ist „jedes Jahr ein Kalb“ noch der richtige Weg? Besonders bei hochleistenden Herden kann es sinnvoll sein, Kühe bewusst später zu besamen und die Laktationen damit auszudehnen. Warum?
  • Dank hoher Milchleistung und guter Persistenz muss nicht mehr jede Kuh jedes Jahr abkalben.
  • Weil der Kuh mehr Zeit bis zur nächsten Besamung eingeräumt wird, besteht die Chance, die Fruchtbarkeit zu verbessern und den Hormoneinsatz zu reduzieren.
  • Die Kuh wird weniger oft in eine kritische Transitphase versetzt. Dadurch lassen sich unproduktive Trockentage, Sperma- und Tierarztkosten reduzieren.
  • Zudem besteht die Chance, Nutzungsdauer und Lebenstagsleistung zu steigern.
  • Letztlich führen längere Laktationen zu weniger Kälbern, was die schwierige Vermarktung entlasten würde.
  • Das kann für mehr gesellschaftliche Akzeptanz sorgen.

Betriebsindividuell betrachten

Erste Auswertungen zeigen, dass sich längere Laktationen rechnen können. Aber: Nicht für jeden Betrieb, nicht für jede Kuh und nicht von heute auf morgen! Deshalb muss die Strategie betriebsindividuell betrachtet und „erforscht“ werden. Wird die freiwillige Wartezeit zu schnell heraufgesetzt, kann das fatale Folgen haben. Die Gefahr besteht, dass zu viele altmelke Kühe und geringe Persistenz Milchleistung und Futtereffizienz reduzieren oder dass viele Kühe zum Ende der Laktation fett werden und damit das Risiko für Stoffwechselerkrankungen steigt. Mangelhafte Fruchtbarkeit kann zudem mehr ungeplante Abgänge verursachen.
Betriebe sollten deshalb gewisse Grundvorausset­zungen erfüllen, um sich der Strategie zu widmen. Unumgänglich sind ein gutes Fruchtbarkeits- und Fütterungsmanagement. Hinzu kommt das Leistungsniveau: Bei Holsteins sollten z. B. 10 % der Herde über 50 kg Milch liegen, die durchschnittliche Milchleistung über 200 Laktationstage bei über 30 kg Milch. Bei einer geringeren Milchleistung werden die genannten Risikofaktoren noch relevanter.

Die Laktationskurven der Kühe geben viel Aufschluss bei der Entscheidung des Besamungszeitpunktes. (Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)

 

Keine Leistungsgruppen

Die Persistenz der Milchleistung wird in erster Linie durch die Fütterung sichergestellt! Deshalb sollten Kühe bis zum Ende der Laktation intensiv gefüttert werden. Eine Fütterung nach Leistung sowie Gruppenwechsel innerhalb der Laktation verursachen oft einen deutlichen Leistungsabfall. Deshalb: Eine Ration über die gesamte Laktation füttern. Wenn es das Melksystem erlaubt, sollte eine möglichst nicht-selektierbare Voll-TMR gefüttert werden. Am automatischen Melksystem (AMS) sollten in der Spitze max. 4,5 kg Kraftfutter gefüttert werden. Eine Einteilung nach Laktation und Alter mit separater Färsengruppe sowie eine Gruppengröße von rund 120 Tieren sind im Hinblick auf Fütterung und Rangordnung empfehlenswert.

Gleichmäßige Abkalbungen sicherstellen

Um Milchleistung, Stallbelegung, Besamungen und Abkalbungen über das gesamte Jahr gleichmäßig zu verteilen, muss der gesamte „Repro-Zyklus“ betrachtet werden. Wird die freiwillige Wartezeit (FWZ) tierindividuell festgelegt, sollte wohl überlegt sein, dass nicht zu viele Tiere auf einmal kalben. Denn das kann für eine Überbelegung im Trockensteher-, Abkalbe- und Kälberbereich sorgen. Besonders wichtig sind gleichmäßige Abkalbungen am AMS, damit dieses gleichmäßig ausgelastet ist und möglichst viele...


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