Die Produktion einer idealen Grassilage für melkende Kühe ist nicht einfach. Standortbedingungen, Witterung, Bestandspflege und Düngung stellen jedes Jahr aufs Neue Herausforderungen an die Futterbaubetriebe. Aber auch die Ernte selbst hat vor allem großen Einfluss auf die Fütterung und die Futteraufnahme der Grassilagen.
Welche Häcksellänge ist am besten, muss es immer der Häcksler sein, wann gehört welches Siliermittel in das Gras…? Diese Fragen haben wir vier Milcherzeugern...
Die Produktion einer idealen Grassilage für melkende Kühe ist nicht einfach. Standortbedingungen, Witterung, Bestandspflege und Düngung stellen jedes Jahr aufs Neue Herausforderungen an die Futterbaubetriebe. Aber auch die Ernte selbst hat vor allem großen Einfluss auf die Fütterung und die Futteraufnahme der Grassilagen.
Welche Häcksellänge ist am besten, muss es immer der Häcksler sein, wann gehört welches Siliermittel in das Gras…? Diese Fragen haben wir vier Milcherzeugern gestellt, die auf unterschiedlichen Standorten wirtschaften, aber alle Herden mit hohen Milchleistungen führen.
Was sind ihre Erfolgsrezepte für gute Grassilagen? Und wie setzen sie die Silagen in der Ration ein? Hier finden Sie die Ergebnisse unserer Interviews im Überblick.
1. Meuteshof (Eifel, Holsteins)
Milcherzeuger Peter Meutes bewirtschaftet seinen Familienbetrieb mit etwa 370 Milchkühen und rund 450 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche mit 160 Hektar Grünland in der Eifel (Rommersheim, Rheinland-Pfalz). Seine Herde erreicht Leistungen von über 13.100 kg Milch und eine Abgangsleistung von über 57.000 kg Milch.
Zur Grassilage:
- Standort: kalkhaltige Böden, überwiegend sandiger Lehm, deshalb nicht extrem Trockenheit-empfindlich; zum Teil unterschiedlich im Steingehalt und begrenzt ackerfähig
- Nutzung: 160 Hektar Dauergrünland, kein Feldgras
- Schnitte: fünf Schnitte; alle vier Wochen; den letzten Schnitt so spät wie möglich; insgesamt etwas später wegen kühlen Temperaturen (Start zwischen 8. und 18 Mai)
- Ernte: 24 bis maximal 30 Stunden Feldliegezeit; da unser Lohnunternehmer mit einem halben Messersatz häckselt, erwarten wir eine Häcksellänge von 4 mm (hier sind dann noch Überlängen zu finden). Sollte er mit dem vollem Messersatz häckseln, werden wir bei der geforderten Häcksellänge wahrscheinlich wieder etwas höher gehen.
- Futterbergung: vier Schnitte mit Häcksler (für die Kühe), fünfter Schnitt mit Ladewagen (für das Jungvieh)
- Konservierung: die ersten vier Schnitte mit Siliermittel; in der Regel mit Essigsäurebildner, vor allem, um das Risiko von Nacherwärmung zu minimieren; Vorschub mindestens zwei Meter pro Woche
- Nährstoffgehalte: 35 bis 37 % TM, 6,75 MJ NEL (zwischen 6,4 und 7,15 MJ NEL), 16 % Rohprotein (zwischen 13 und 19 %)
- Fütterung: erster Schnitt immer an die melkenden Kühe; beim zweiten, dritten und vierten Schnitt werden die Qualitäten angeschaut; die beiden besseren Schnitte werden dann an die Kühe verfüttert: fünfter Schnitt nur an die Rinder
Die melkenden Kühe bekommen den 1. Schnitt. Dann schauen wir uns die Qualität der drei folgenden Schnitte an. Die beiden besseren erhalten die Kühe.
Peter Meutes
Rund 370 Kühe, über 13.000 kg Milch im Herdenschnitt und aktuell acht lebende 100.000 kg-Kühe. Ein Besuch bei Familie Meutes ist in jeder Hinsicht empfehlenswert!
2. Hof Holling (Rendsburg-Eckernförde, Holsteins)
Zum Betrieb von Sönke Holling gehören vier Standorte, auf denen er rund 430 Kühe mit einer Leistung von an die 13.000 kg Milch managt und 330 Hektar sowie 150 Hektar Grünland bewirtschaftet. Eine Besonderheit in Osterstedt (Schleswig-Holstein): Trockenheit ist kein Problem!
Ab Mitte Mai schneiden wir konsequent alle vier Wochen Gras (insgesamt fünf Schnitte). Nach jedem Schnitt wir die Fläche gepflegt.
Sönke Holling
Zur Grassilage:
- Standort: die Grünland-Standorte sind sehr feucht, daher sind die trockenen Sommer „die guten“
- Nutzung: 110 Hektar Grünland werden intensiv bewirtschaftet, d.h. vier Schnitte für die Kühe und der fünfte Schnitt für das Jungvieh. Das Dauergrünland wird alle fünf Jahre neu eingesät. 40 Hektar Grünland werden extensiv bewirtschaftet (ohne Mineraldüngung) und zwei bis drei Mal für das Jungvieh geschnitten.
- Schnitte: fünf Schnitte alle vier Wochen ab dem 15. Mai
- Ernte: 24-Stunden-Silage und 8 cm Schnitthöhe; geforderte Schnittlänge bei 4 mm bei halbem Messersatz, 8 mm Häcksellänge mit vollem Messersatz.
- Technik: drei Butterfly (27 m AB) und Zetten (29 m AB); nach Möglichkeit zwei Zetten, schwaden mit 2x4 Kreisel und ein 2 Kreisel (ca. 30 m AB)
- Futterbergung: Zwei Häckselkolonnen und Radlader zum Walzen; Häcksler auf 8 mm mit halbem Messersatz. Es wird mit zwei Häckslern gearbeitet, weil das Grünland nach der Ernte direkt gedüngt bzw. gepflegt wird (schnelle Ernte, schnelle Grünland-Bearbeitung), damit es nach vier Wochen wieder abgeerntet werden kann.
- Konservierung: immer zwei Schnitte übereinander; günstiges Siliermittel; jeden Tag wird eine Grasvormischung erstellt, um möglichst wenig Futterwechsel zu haben
- Nährstoffgehalte: 34 % TM, 6,6 bis 7,0 MJ NEL, 16 – 18 % Rohprotein
- Fütterung: ca. 40 % Gras in der Melkenden-Ration; fünfte Schnitte und extensives Grünland für Jungvieh
Sönke Holling wirtschaftet auf vier Standorten und bildet viele junge Leute im Herdenmanagement aus. „Nebenbei" erreicht die Herde beachtliche Leistungen.
3. Christoph Eberhard (Niederrhein, Holsteins)
Mit einer durchschnittlichen Laktationsleistung von rund 15.000 kg Milch gehören die 50 Holsteinkühe von Familie Eberhard zu den leistungsstärksten Milchkuhherden Deutschlands. Der Betrieb in Kalkar (NRW) verfügt über sehr gute Böden und nur einen geringen Grasanteil, der vollständig in Wickelballen geerntet wird.
Zur Grassilage:
- Standort: gute Böden, keine Besonderheiten
- Nutzung: 10 Hektar Dauergrünland, 10 Hektar Feldgras
- Schnitte: ein Schnitt Feldgras, danach Mais; drei Schnitte im Dauergrünland (bewusst späte Schnitte, da das Gras für das Jungvieh ist)
- Futterbergung: ausschließlich Wickelballen
- Ernte: nicht zu früh ernten, um Struktur zu erreichen (wenig Gras in der Ration); 48 Stunden Feldliegezeit; Schnitthöhe 8 cm; Häcksellänge würde man sich kürzer wünschen, ist aufgrund von Wickelballen aber nicht so möglich wie beim Häckseln
- Konservierung: keine Zusätze
- Nährstoffgehalte: 40 bis 50 % TM, zwischen 6 und 7 MJ NEL, 16 % Rohprotein
- Fütterung: 2,5 kg TM Gras für die Melkenden, erster Schnitt; erster bis dritter Schnitt für das Jungvieh; „Da unser Grasanteil in der Ration nur sehr gering ist, legen wir mehr Wert auf Struktur als auf die letzte Energie.“
Da unser Grasanteil in der Ration nur sehr gering ist, legen wir bei der Grassilage mehr Wert auf Struktur als auf die letzte Energie.
Christoph Eberhard
Zu Besuch bei Familie Eberhard, die mit einer Laktationsleistung von rund 15.000 kg Milch eine der leistungsstärksten Milchkuhherden Deutschlands managen.
4. Martin Huber (Meßstetten, Holsteins)
Martin Huber betreibt für seine 470 Kühe plus Nachzucht Futterbau auf 250 ha Dauergrünland und 80 ha Acker (Mais, Feldgras, Sommertriticale für GPS). Seine Herde melkt im Durchschnitt 12.700 kg. Bei der Grasernte ist er selbst Walzfahrer und delegiert aus dem Silo je nach Beschaffenheit des Materials die Häckselkette.
Sauber, min. 30 % TS und zum passenden Zeitpunkt. Das sind meine wichtigsten Kriterien bei der Grasernte.“
Martin Huber
Zur Grassilage:
- Standort: Schwäbische Alb (um 950 Höhenmeter), Ausgangsgestein Ton, Kalk, Mergel, tendenziell eher trocken.
- Nutzung: 250 ha Dauergrünland, 80 ha Ackerfutter (Mais, Feldgras, Sommertriticale für Ganzpflanzensilage)
- Schnitte: aufgrund der Höhenlage und dem entsprechend späteren Vegetationsbeginn nur 3 Schnitte. Termin 1. Schnitt ab dem 25. Mai. Folgeschnitt im Abstand von sechs Wochen, zum dritten Schnitt auch bis zu acht Wochen
- Schnittzeitpunkt: lieber etwas später, 1. Schnitt im Ähren-Rispen-Schieben, wenn der Wiesenfuchsschwanz blüht; Martin Huber schätzt, aufgrund seines hohen Kraftfutteranteils in der Gesamtration, Grassilagen mit einem passenden Rohfaseranteil. „Ein zu niedrigen Rohfasergehalt ist nicht gewollt, sehr junges Gras passt nicht in unsere Ration. Zudem muss für mich auch immer der Masseertrag zum Aufwand passen.“
- Futterbergung: ausschließlich mit dem betriebseigenen Feldhäcksler
- Ernte: gemäht wird alles mit Aufbereiter, Schnitthöhe 8 cm; alle Flächen werden vor der Mahd mit einer Drohne zur Kitzrettung abgeflogen (nicht nur ein Aspekt im Tierschutz, sondern auch der Futterhygiene!), der 1. Schnitt wird komplett gewendet (i.d.R. stärkster Masseertrag), ab dem 2. Schnitt wird i.d.R. nicht mehr gewendet. Die Feldliegezeit ist unter 24 h, nie darüber. Mindestens 30 % TS – Messung über den Häcksler. Wenn der TS-Gehalt kleiner 30 % wird, dann erfolgt ein Flächenwechsel oder der Häcksler macht zwei Stunden Pause, bis es passt. Martin Huber fährt ein Walzfahrzeug und hat dabei das Material im Auge und delegiert die Häckselkette entsprechend.
- Häcksellänge: gerne eher kurz, tHL 14 mm, voller Messersatz; wegen besserer Verdichtbarkeit, mit dem Selbstfahrerfuttermischwagen lässt sich das kurze Material leichter aus dem Silo fräsen und für die Fütterung sieht Martin Huber bezüglich der kurzen Partikellängen keinen Nachteil
- Konservierung: Siliermittel werden zu jedem Schnitt zugesetzt (Milchsäurebakterien). Das Fahrsilo für die Grassilagen ist komplett überdacht; das schützt den Futterstock und die Anschnittfläche vor Fremdwassereintrag und Sonneneinstrahlung
- Nährstoffgehalte: 30 bis 33 % TM,- nicht größer 35 % TM-Gehalt, zwischen 6,2 und 6,3 MJ NEL (6 werden immer angestrebt), 180 g nXP (bei Trockenheit weniger); die Bestandszusammensetzung wird gezielt gefördert, jedes Jahr werden etwa 25 % der Grünlandflächen nachgesät (standortangepasst u.a. Deutsches Weidelgras, Lieschgras, Knaulgras)
- Fütterung: im Schnitt rund 60 % Grasanteil in der Ration der melkenden Kühe, jeder Schnitt geht kombiniert an die Kühe (die Schnitte werden übereinander siliert; 1. plus 3. oder 1. plus 2. Schnitt)
FAZIT: Gezielt an das Thema Grassilage herangehen
Ein Patent-Rezept für optimale Grassilagen und hohe Milchleistungen? Nein, das gibt es leider nicht. Die Praxisbeispiele zeigen, wie vielfältig die Standortbedingungen, die gesamte Futterproduktion sowie die Fütterung von Grassilage in den Rationen sein kann.
Wichtig ist, sich gezielt mit dem Thema Grassilage zu beschäftigen. Die für den eigenen Betrieb passende Strategie bezüglich Erntezeitpunkt usw. zu finden. Diese Strategie immer wieder zu kontrollieren, anzupassen und zu verbessern und sich von Berufskollegen oder Experten beraten zu lassen.
Weitere Artikel:
Nur wenn Futterwert und Gärqualität der Silagen passen, können hohe Leistungen ermolken werden. Wie lässt sich die Qualität beurteilen und verbessern?
Gras in Wickelballen zu ernten, bietet sich vor allem für trockene Schnitte an, wird häufig aber auch für Herbstschnitte genutzt. Wie gilt es dabei zu beachten?
Die Art und Weise, wie Gräser genutzt werden, beeinflusst ihre Leistung. Ein früher erster Schnitt führt etwa auch zu höheren Zuwachsraten im zweiten Aufwuchs.