Futterbau

Ballensilage: 10 Tipps zur Ernte und Fütterung 

Gras in Wickelballen zu ernten, bietet sich vor allem für trockene Schnitte an, wird häufig aber auch für Herbstschnitte genutzt. Wie gilt es dabei zu beachten?

Der Einsatz von Wickelballen ist durch die hohen Anforderungen an Fahrsiloanlagen zunehmend in den Fokus gerückt. Auch Dürrejahre wie aktuell können den Anteil an Ballensilage erhöhen, weil sich beispielsweise die Häckselkette für minderwertige oder ertragsarme Aufwüchse nicht lohnt oder die Konservierung sehr trockener Silagen in Ballen deutlich besser funktioniert als im Fahrsilo. Zudem lässt sich das Futter leichter transportieren und „handeln“ (Zukauf/Verkauf). 
Vorteile der Ballensilage gegenüber dem Fahrsilo sind vor allem der schnellere Luftabschluss sowie die gute Verdichtbarkeit auch bei hohen TM-Gehalten. Zudem sprechen die „einfache“ Lagerfähigkeit,  geringe Verluste und eine schnelle Verfütterung für eine Konservierung in Ballen. „Die Verluste von durchschnittlich 4 bis 10 % sind deutlich geringer als bei der Silierung im Fahrsilo. Auch die Qualität, das heißt Nährstoffgehalte und Schmackhaftigkeit, ist oft besser“, sagt Dr. Susanne Ohl, LWK Schleswig-Holstein. 
Aber: Das System muss zum Betrieb passen, zum Beispiel hinsichtlich Herdengröße, Flächenentfernung, Siloanlagen und Fütterungstechnik! Häufig dienen Wickelballen nur als Übergangslösung oder für einzelne Schnitte. Doch auch dann gilt: Auf eine möglichst optimale Produktion achten, um den Kosten gerecht zu werden und das Futter später vielseitig nutzen zu können. 
Wir haben die Futterbau-Experten Dr. Susanne Ohl (Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein), Johannes Resch (LKV Bayern) und Barbara Misthilger (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft) nach wichtigen Tipps zur Ernte, Lagerung und Fütterung von Ballensilage gefragt. 

Bei späten Schnitten ist das Anwelken schwierig, weshalb die Silagen oft sehr feucht sind und das Risiko sehr schwerer und instabiler Ballen besteht. (Bildquelle: Veauthier)

1. „Problemschnitte“ in Ballen ernten 

Ob und wann man Gras in Ballen oder im Fahrsilo siliert, muss betriebsindividuell entschieden werden. Für viele Betriebe ist es aus arbeitswirtschaftlicher Sicht sinnvoll, bei Flächen mit weiter Hofentfernung, Steillagen, minderwertigen Aufwüchsen, späten Schnitten oder Übermengen auf Ballensilage zu setzen. Auch bei instabilen Wetterlagen, wenn die Zeit knapp ist, kann es helfen, Teilflächen in Ballen zu silieren. Aus Sicht der Fütterung ist es zu empfehlen, die (extensiven) Flächen in Ballen zu silieren, die zur Fütterung von Trockenstehern und Jungvieh dienen (und zum Beispiel nicht über den Mischwagen verfüttert werden).  
Für die Qualität gilt: Die Silagequalität kann nur so gut sein wie das Ausgangsmaterial. Daher verspricht auch das teure Ballenverfahren vor allem bei gutem Ausgangsmaterial eine gute Silagequalität. In der Praxis wird aber meistens so vorgegangen, dass Silagen mit viel Ertrag und guter Qualität im Fahrsilo konserviert werden (zum Beispiel der 1. Schnitt) und spätere Silagen in Ballen. 
Aber: Vor allem dürregeschädigte „Sommerschnitte“ (hoher TS-Gehalt) bereiten meistens die größten Nacherwärmungsprobleme im Fahrsilo. Deshalb sollte man das Verfahren der Ballensilierung nicht erst wählen, sobald die Fahrsilo-Kapazitäten ausgeschöpft sind, sondern „Problemschnitte“ (hoher TS-Gehalt, wenig Erntematerial etc.) in Ballen zu konservieren. Im Gegenzug sollte die Silierung von Herbstgras in Ballensilage möglichst vermieden werden. Bei späten Schnitten ist das Anwelken schwierig, weshalb die Silagen oft sehr feucht sind und das Risiko sehr schwerer und instabiler Ballen besteht.

2. Rund- oder Quaderballen je nach Hoflogistik 

Eine wichtige Regel bei der Entscheidung zwischen Rund- und Quaderballen: Die Dimension der Ballen muss zu den baulichen Voraussetzungen, der Hoflogistik und der Fütterungstechnik passen! Beide Varianten funktionieren und müssen je nach Betrieb und Angebot des Lohnunternehmens gewählt werden.
Quaderballen ermöglichen kürzere Schnittlängen und eine höhere Verdichtung, haben aber auch ein entsprechend höheres Gewicht. Der Transport und die Stapelbarkeit sind in der Regel bei Quaderballen einfacher, bei Rundballen hingegen funktioniert die Wickeltechnik besser. Ein weiterer Unterschied: Quaderballen werden mit Garn gebunden, Rundballen mit Netzen bzw. Netzersatzfolien. 

Quaderballen ermöglichen kürzere Schnittlängen und eine höhere Verdichtung, haben aber auch ein entsprechend höheres Gewicht. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

3. 35 bis 45 % TS und nicht zu kurz 

In der Theorie gilt: Je kürzer, desto besser! Zu kurz darf das Gras aber nicht sein, damit die Ballen ausreichend Struktur haben und formstabil sind (2 cm als Minimum). Die konkrete Schnittlänge hängt von den Pressen ab. Derzeit sind Pressen mit Schnittlängen zwischen 3,6 und 9 cm am Markt. Häufig sind 4,5 cm der Standard. Wichtig ist, dass mit der maximalen Messeranzahl und frisch geschliffenen Messern gepresst wird. Landwirte sollten sich vorab mit dem Lohnunternehmen absprechen bzw. beraten lassen. 
Bei überständigem, faserreichem Erntegut wären gehäckselte Grassilageballen der Goldstandard. 
Johannes Resch 
Beim TS-Gehalt gibt es keine großen Unterschiede zwischen Fahrsilo und Ballensilage, wobei sehr trockene Silagen in Ballen besser funktionieren als im Fahrsilo. Für Wickelballen werden TS-Gehalte zwischen 35 und 45 % TS empfohlen. Höhere TS-Gehalte bis zu 55 % TS sind möglich, hier sollte aber bedacht werden, dass die Gärintensität sinkt, je höher der TS-Gehalt ist (Futterqualität und aerobe Stabilität nach dem Öffnen!). Bei überständigem, faserreichem Erntegut wären gehäckselte Grassilageballen „Goldstandard“ (je trockener und faserreicher das Material, umso kürzer muss geschnitten werden). 
Bei feuchten Silagen unter 30 % TS (zum Beispiel der 4. Schnitt) werden Sickersaft, Formstabilität und damit die Lagerung schnell zum Problem. Bei sehr feuchtem Erntegut mit viel Blattmaterial sollte deshalb unbedingt gröber geschnitten werden. 

4. Siliermittel als Absicherung für Futterqualität 

Der Einsatz von Siliermitteln dient als Absicherung, weil man nie weiß, welche  Bakterien sich auf dem Siliergut befinden und wie sie sich im Silierprozess verhalten. Beispielsweise ist der Anteil an Milchsäurebakterien im Frühjahr und Herbst oft zu gering, während überständiges Gras oft eine hohe Keimbelastung mit Hefen und Schimmelpilzen hat. Um nicht das ganze Jahr über „vom Zufallsprodukt“ zu füttern, sind Siliermittel immer empfehlenswert, auch in Silageballen. Eine Herausforderung ist die homogene Verteilung der Mittel im Ballen. Im Idealfall befindet sich der Dosierer oberhalb der Pick-Up. 
Bei TS-Gehalten unter 45 %, kurzer Feldliegezeit und ausreichend Vorschub, was in der Regel bei Ballensilage kein Problem darstellen dürfte, ist der Einsatz biologischer Siliermittel der Wirkungsrichtung 1, die homofermentative Milchsäurebakterien enthalten, sinnvoll. Sie versprechen eine verbesserte Gärqualität und Schmackhaftigkeit. Bei TS-Gehalten unter 28 %, hohen Schmutzanteilen oder geringem Zuckergehalt bietet sich zur Qualitätssicherung eher der Einsatz chemischer Siliermittel der Wirkungsrichtung 1 an. Bei trockenerem Gras (über 55 % TS) bringen häufig nur noch chemische Siliermittel (Wirkungsrichtung 2) eine ausreichende Wirkungssicherheit mit sich. 

Bei einem absetzigen Verfahren (Presse und Wickelgerät) sollte die Zeit zwischen Pressen und Wickeln maximal vier Stunden betragen. (Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck )

5. Maximal vier Stunden zwischen Pressen und Wickeln

Die wichtigste Regel: Ballen möglichst schnell wickeln und vom Feld räumen, um für einen zügigen Luftabschluss zu sorgen und die Ballen vor Beschädigungen zu schützen. Bei einem absätzigen Verfahren (Presse und Wickelgerät) sollte die Zeit zwischen Pressen und Wickeln maximal vier Stunden betragen. Press-Wickel-Kombinationen bieten eine gute und schnelle Alternative. Nach dem Pressen und Wickeln müssen die Ballen möglichst unmittelbar zu ihrem Lagerplatz transportiert und mit Netzen o. Ä. abgedeckt werden. Wenn die Ballen nach dem Wickeln auf der Fläche verbleiben, muss bereits nach 13 bis 24 Stunden mit den ersten Picklöchern durch Vögel gerechnet werden. Bei längerer Feldliegezeit (mehr als ein Tag) sollten die Ballen deshalb unbedingt vor Beschädigungen geschützt werden (Zusammenstellen, Netze, etc.).

6. Nicht an der Folienqualität sparen

Über die Folienqualität sollten sich Landwirte und Lohnunternehmen vorab früh genug absprechen (“Wer bezahlt, der bestimmt“). In der Regel ist 6-lagiges Wickeln der Standard (aber auch das Minimum). Bei höheren TS-Gehalten (Heulage), längerer Lagerdauer (mehr als ein halbes Jahr) oder grobstängeligem Erntematerial (z.B. Luzerne) sollte man auf mindestens 8-lagiges Wickeln setzen. Je älter und trockener das Gras, desto mehr Lagen! Bei der Folienqualität gilt: Nicht am falschen Ende sparen! Die Folien sollten auf jeden Fall dem DLG-Qualitätssiegel entsprechen, eine Folienstärke von 25 µm ist empfehlenswert. Bei dünneren Folien sind zusätzliche Lagen notwendig. 
Bei der Wahl der Folien gilt: Nicht am falschen Ende sparen! 
Dr. Susanne Ohl & Johannes Resch
Helle Folien sind besser, weil sie das UV-Licht reflektieren, weniger warm werden und weniger gasdurchlässig sind. Achtung: Die UV-Stabilität hat in der Regel eine Jahresgarantie (Lagerzeit beachten). Im Idealfall sollten die Ballen bei Temperaturen unter 25°C und bei wenig Staub gewickelt werden. 

7. Ballen möglichst selten anfassen 

Sobald die Ballen gewickelt sind, beginnt die Silierung. Jegliches Anfassen oder Beschädigen birgt also sofort eine große Gefahr für den Silierprozess und die Futterqualität. Deshalb sollten die Ballen möglichst selten angefasst werden! Das beinhaltet sowohl das Räumen und Sammeln auf dem Feld als auch das Umpacken am Hof. Vor allem am endgültigen Lagerplatz sollten die Ballen deshalb so aufgestellt und sortiert werden, dass man jeden Schnitt erreichen kann, ohne die Ballen umsetzen zu müssen. Das Ballenhandling sollte mit Vorsicht und mit entsprechender Technik (Ballenladewagen, hydraulische Ballenzange etc.) erfolgen. Achtung: Die Ballenzange regelmäßig auf scharfe Kanten kontrollieren! 

Eine wichtige Regel: Die Ballen möglichst selten anfassen.  (Bildquelle: Dow)

8. Ballen sortiert und ggf. markiert lagern 

Bei der Lagerung gilt: Die Ballen stirnseitig aufstellen und maximal zwei bis drei Ballen übereinanderstapeln (Voraussetzung: formstabile Ballen). Ist die Anzahl an gestapelten Ballen höher, liegt je nach Gewicht zu viel Druck auf dem untersten Ballen. Zwischen den Ballen bzw. den Stapeln sollte so viel Platz sein, dass man die Folie jederzeit reparieren kann. Eine zusätzliche Abdeckung mit Netzen oder Planen schützt vor Vögeln. Achtung: Netze sollten nicht bis auf den Boden hängen (Schadnager) und nicht direkt auf der Folie liegen (Frost), sondern z.B. auf Balken abgelegt werden. Der Untergrund sollte befestigt und Schadnager-unfreundlich sein (Folie, Kunststoff-Platten). 
Die Sortierung der Wickelballen nach Aufwüchsen (Schnitte/Flächen) ist extrem hilfreich für die Planung und die tägliche Fütterung! Bei der Sortierung helfen zudem verschiedene Folienfarben oder markierte Grenzen zwischen den Stapeln. Auch eine schriftliche Markierung (z.B. wasserstabiles Markierungsspray) kann zur Kennzeichnung dienen. 

9. Eine Nährstoff-Probe als Richtwert ist besser als gar keine Probe

Die Beprobung von Wickelballen ist schwierig, aber notwendig! Für eine möglichst gute Aussagekraft sollte man immer Mischproben von mehreren Ballen eines Schnittes bzw. einer Fläche nehmen. Wie viele Proben notwendig sind, hängt vom silierten Material ab. Je heterogener der Pflanzenbestand, desto mehr Proben sind notwendig. Es gilt: Besser eine Probe als Richtwert statt gar keine Probe! Aber auch: Je genauer die Probenahme erfolgt, umso genauer kann die Rationsberechnung erfolgen. 

Da Grassilagen in Wickelballen tendenziell trockener und länger sind als im Fahrsilo, sollte bei der Fütterung auf Futterselektion geachtet werden (Wasserzusatz).  (Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck)

10. Nacherwärmung und Futterselektion beachten 

Die Sortierung der Ballen nach Schnitten und Flächen sowie die Einstufung nach Qualität entsprechend den Analyseergebnissen sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine konstante Fütterung. Je nach Fütterung und Herdengröße bietet es sich dann an, möglichst viele verschiedene Schnitte zu verschneiden. Während der Wintermonate sollte es in der Regel kein Problem darstellen, die Ballen über mehrere Tage zu verfüttern Falls Nacherwärmungsprobleme auftreten, sollte man die Anzahl an zu verschneidenden Ballen reduzieren, die geöffneten Ballen möglichst kompakt halten und bereits bei der nächsten Ernte Siliermittel einsetzen (Wirkungsrichtung 2).
Im Idealfall sollten die Ballen in den ersten sechs bis acht Wochen nach der Ernte ungeöffnet bleiben (Silierprozess, Lagerstabilität, Siliermittel-Wirkung). Bei zügiger Verfütterung ist dieser Vorsatz aber nicht so „streng“ wie beim Fahrsilo. Wird der Verbrauch der Ballen (wöchentlich) dokumentiert, können Rückschlüsse auf die Vorratsdauer gezogen werden (Puffer einplanen!). Da Grassilagen in Wickelballen tendenziell trockener und länger sind als im Fahrsilo, sollte bei der Fütterung auf Futterselektion geachtet werden (Wasserzusatz). 
Achtung, Müll! Über das Recycling-System ERDE können Stretchfolien nachhaltig entsorgt werden. Aus dem Regenerat werden diverse Kunststoffprodukte (z.B. Gartenstühle, Sackindustrie) hergestellt. Mittlerweile gibt es aber auch schon Agrarfolien mit Regeneratanteil, auch Stretchfolie (z.B. Teno Spin loop von Trioworld).

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