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Eine spezielle Kälberbox für die Erstversorgung 

Neugeborene Kälber zuerst in einem darauf ausgelegten Bereich zu versorgen, kann die Arbeit und Beobachtung vereinfachen. Wir stellen zwei Praxisbeispiele vor.

Erste Hilfe, Wärme, Hygiene sowie Kolostrum- und Eisengabe: Die Versorgung von Kälbern in ihren ersten Lebensstunden hat eine große Bedeutung für die langfristige Tiergesundheit und das Leistungsvermögen der Nachzucht. Da Kälber ohne Immunschutz und nennenswerte Energiereserven geboren werden, gilt es rund um die Geburt und in der Erstversorgung sauber, gründlich und konsequent zu arbeiten.
Wichtige Faktoren sind unter anderem:
  • Kälber möglichst schnell aus der Abkalbebox holen (Hygiene) 
  • Kälber erst in die Einzelbox einstallen, wenn ihr Fell ganz trocken ist 
  • neugeborene Kälber im Betriebsalltag ständig im Blick behalten 
  • die Erstversorgung möglichst einfach gestalten, damit sie konsequent umgesetzt wird

Erste Hilfe, Kolostrum, Wärme, Eisen und Hygiene: Die Versorgung von Kälbern in ihren ersten Lebensstunden entscheidet mit über ihre Lebensleistung. Tipps dazu.

Für genau diesen Übergang, das heißt vom Abkalbestall bis zur endgültigen Einzelbox, und die Erstversorgung haben wir zwei gut funktionierende Systeme in der Praxis entdeckt:  

1. Separate 4er-Iglus für die ersten Stunden 

Bei der Milchhof Diera KG in Sachsen (1.550 Kühe, Holsteins und Jerseys, fast 13.000 kg Milch) erfolgt die Erstversorgung aller neugeborenen Kälber in separaten, speziell darauf ausgelegten 4er-Iglus. Das heißt, dass alle Kälber nach der Geburt einzeln (oder in Ausnahmefällen zu zweit) in eine Box dieser Iglus untergebracht werden, wo sie entsprechend versorgt und beobachtet werden. Hier sind standardmäßig Wärmelampen angebracht, zudem besteht die Möglichkeit, Kälber über einen Tropf zu versorgen. Erst, wenn die Kälber trocken, fit und versorgt sind, werden sie in ihr „finales“ Einzeliglu umgestallt. 
Die 4er-Iglus für die Erstversorgung sind direkt am Transit- und Abkalbestall aufgestellt, sodass der Transportweg kurz ist – sowohl vom Abkalbestall als auch bis zur normalen Einzelbox. Zudem werden sie möglichst windgeschützt ausgerichtet. Und: Durch die Nähe zum Transitstall, wo in der Regel immer mindestens eine Person beschäftigt ist, sind die Kälber ständig unter Beobachtung. Insgesamt stehen drei dieser 4er-Iglus zur Verfügung, sodass ausreichend Platz vorhanden ist und in der Regel immer ein Iglu zur Reinigung und Desinfizierung leer stehen kann. 
Gerade in einem Großbetrieb wie Milchhof Diera mit vielen Abkalbungen und vielen Mitarbeitern stellt dieser „Übergangsort“ für die Erstversorgung sowie die flexible Aufstellung der Iglus eine gute Option dar, mit der sie bisher sehr zufrieden sind. 
Quelle: Milchhof Diera KG, Sachsen

Milchhof Diera KG: 1.550 Kühe, darunter 80 Jerseys, fast 13.000 kg Milch, ein neuer Transitstall und positiv in die Zukunft der Milchproduktion blickend.

Produkt: CalfOTel Hybrid Kälberiglu 

Das auf dem Milchhof Diera eingesetzte Stallsystem für die Erstversorgung der Kälber findet man unter der Bezeichnung „CalfOTel Hybrid“. Nach Angaben der Firma CalfOTel habe man dieses Produkt neben den Faktoren Hygiene und Tiergesundheit vor allem auch dafür entwickelt, um Kälber in demselben System sowohl einzeln als auch in Gruppen zu halten. Durch herausnehmbare Trennwände können Kälber ab dem ersten Tag bis zum Alter von drei Monaten in diesem Iglu eingestallt werden.  
Weitere Informationen des Herstellers: 
| speziell zur Haltung von Kälbern im Freien entwickelt; gutes Mikroklima durch die Form des Stalls und die einstellbare Klappe
| die bewegliche Klappe an der Vorderseite bietet freie Sicht auf die Kälber und ermöglicht eine aufrechte Körperhaltung 
| flexible Einteilung durch herausnehmbare Trennwände; Einzel- oder Gruppenhaltung in einem
| einfach zu reinigen und desinfizieren
| hergestellt aus glasfaserverstärktem Polyester, das eine lange Lebensdauer und Schattentemperatur im Sommer garantiert; die herausnehmbaren Trennwände bestehen aus Polyester

Produktinfo: CalfOTel Hybrid (Bildquelle: CalfOTel)

2. Marke Eigenbau: Rotlichtbox für Kälber 

Auch auf dem Milchkuhbetrieb von Familie Thomsen in Schleswig-Holstein (300 Kühe, 90 % Angler, knapp 9.500 kg Milch) haben wir ein weiteres, interessantes System für die Erstversorgung von Kälbern entdeckt: Eine „Rotlichtbox“ inklusive Transportmöglichkeit.
Besonders im Winter ist es wichtig, neugeborene Kälber möglichst schnell zu trocken und vor Zugluft zu schützen. Eine selbstgebaute „Trockner-Station“ für Kälber ermöglicht beides: Die Kälber werden in einer Schubkarre mit Aufsatz von der Abkalbebox zum Kälberstall transportiert. Dort gelangen sie zuerst in eine vorgesehene Ecke, die windgeschützt ist und in der dauerhaft eine Rotlicht-Wärmelampe hängt. Hier wird das Kalb versorgt und bleibt so lange dort, bis es trocken ist (in der Regel einige Stunden). Anschließend wird es in ein sauberes Iglu gefahren. Diese selbstgebaute „Rotlichtbox” dient somit als Transport-, Versorgungs- und Trockenstation in einem. Zudem lässt sie sich gut und einfach reinigen.
Quelle: Henning Thomsen, Schleswig-Holstein

Wer sich Ziele setzt, sollte nicht lange überlegen, sondern deren Umsetzung  konsequent in Angriff nehmen – so wie Milcherzeuger Henning Thomsen in Sterup.

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