Ab 2023 gilt die neue Kälbertransportverordnung (VO), die sicherstellen soll, dass Verkaufskälber (Bullen, Kreuzungstiere) nicht vor dem 28. Lebenstag den Herkunftsbetrieb verlassen dürfen. Ziel der VO ist mehr Tiergesundheit, weil den kleinen Kälbern ein frühzeitiger Stressor (Transport, neues Erregerspektrum) erspart bleiben soll.
Ob die die Verlängerung des Transportalters von 14 auf 28 Tage wirklich zu mehr Kälbergesundheit führt,...
Ab 2023 gilt die neue Kälbertransportverordnung (VO), die sicherstellen soll, dass Verkaufskälber (Bullen, Kreuzungstiere) nicht vor dem 28. Lebenstag den Herkunftsbetrieb verlassen dürfen. Ziel der VO ist mehr Tiergesundheit, weil den kleinen Kälbern ein frühzeitiger Stressor (Transport, neues Erregerspektrum) erspart bleiben soll.
Ob die die Verlängerung des Transportalters von 14 auf 28 Tage wirklich zu mehr Kälbergesundheit führt, hat eine niederländische Arbeitsgruppe untersucht. Für die Studie standen 683 Kälber aus 13 verschiedenen Milchkuhbetrieben in den Niederlanden zur Verfügung. Sie wurden jeweils nach zwei (14 Tage) oder vier Wochen (28 Tage) zum Mäster weitertransportiert. Folgende Daten wurden erhoben: Gesundheitsstatus, Behandlungshäufigkeit, Gewichtsentwicklung und Schlachtgewicht der Kälber sowie Laktationsnummer der Mutter, Kalbeverlauf und Kolostrumqualität.
Studienergebnisse aus den Niederlanden
Im Blutbild der Kälber zeigten sich keine großen Unterschiede zwischen den früh bzw. später transportierten Kälbern. Lediglich der Immunglobulinstatus der 14 Tage alten Kälber war höher als bei denjenigen, die an Tag 28 transportiert wurden. Das entspricht dem normalen Verlauf der immunologischen Lücke bei der der Gehalt an mütterlichen Antikörpern zugunsten der kalbeigenen Immunität abnimmt. Dieser Unterschied war 10 Wochen nach der Geburt nicht mehr messbar (Abnehmende AK Gehalt aus dem Kolostrum).
Die physiologische Immunitätslücke
Auffällig war, dass junge Kälber, die schon mit 14 Tagen transportiert wurden, geringfügig mehr Durchfallsymptome (+16 %) zeigten. Beim Antibiotikaeinsatz und der Mortalitätsrate gab es keinen Unterschied. Bei den jüngeren Kälbern lag der Anteil der eingesetzten Entzündungshemmer und Kokzidiostatika allerdings um 5 % höher. Erwartungsgemäß waren die zwei Wochen älteren Kälber 12 kg schwerer als die früher transportierten. Ein wirklicher Unterschied konnte bei den Schlachtgewichten festgestellt werden. So brachten die später transportierten Kälber 15 kg mehr Schlachtgewicht auf die Waage. Diese Befunde legen nahe, dass Kälber, die am 28. Tag transportiert werden, im Vergleich robuster sind als Tiere, die man früher transportierte.
Die Mehrkosten beim Milcherzeuger müssen fair entlohnt werden
Dr. Mark Holsteg, Rindergesundheitsdienst
Die Studien zeigen keinen eindeutigen Vorteil für den zwei Wochen späteren Kälbertransport. Die Tiere sind schwerer und etwas weniger krank. Das zusätzliche Schlachtgewicht ist ein Vorteil für den Mäster. Außerdem verschieben sich die Prophylaxe-Maßnahmen in der Aufzucht (Grippeimpfung, ggfs. Enthornung) und die damit einhergehenden Kosten in Richtung Milchkuhhalter. Tierarzt Dr. Mark Holsteg sieht die neue KälbertransportVO als Anlass dafür, dass System Kälberhandel und die Geschäftsbeziehungen zwischen Erzeuger und Händler zum Wohle der Kälber neu zu organisieren.
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