Automatisches Melken

Auslastung am Melkroboter: „Nichts dem Zufall überlassen“ 

Marco Weires erreicht an zwei Lemmer-Melkrobotern ca. 4.900 kg am Tag. Wie er das schafft? Kontrolle ist ihm wichtig, damit Störungen gar nicht erst entstehen. 

Auslastung ist hier herstellerunabhängig

Hat die Auslastung allein mit der Melkroboter-Marke zu tun? Nein, davon sind die vier Milcherzeuger, die wir nach ihren Tipps für hohe Auslastungen gefragt haben, überzeugt. Denn sie alle melken mit unterschiedlichen Fabrikaten (GEA, Lely, DeLaval, Lemmer Fullwood) und erreichen Auslastungen von weit mehr als 2.000kg. Die Reportagen finden Sie hier!
Kopf an Kopf im Fressgitter, die Schnauzen im Futter vergraben. Eine rotbunte Kuh mit einer kleinen weißen Blesse hebt kurz interessiert den Kopf, um sich dann wieder dem Futter zu widmen. 

Für Marco Weires aus Olmscheid, Rheinland-Pfalz, ist die Fütterung Dreh und Angelpunkt für eine optimale Auslastung. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

„Immer am Ball bleiben.“ Das ist Marco Weires aus Olmscheid, Rheinland-Pfalz, sehr wichtig, um kontinuierlich hohe Auslastungen fahren zu können. „Ich schaue mir die Daten des Melkroboters und der Fütterung genau an. Verändert sich etwas, versuche ich sofort zu reagieren“, sagt der Betriebsleiter mit Nachdruck. So geschehen z.B. im November vergangenen Jahres, als die Herde nach dem Öffnen des neuen Mais-Silos nicht mehr laufen wollte. „Wir haben dann schnellstmöglich einen Fütterungsberater hinzugezogen.“ Es stellte sich heraus, dass die Verdaulichkeit der Maissilage nicht passte.  
Der Milcherzeuger entschied sich dann die Anteile der Grundfuttermittel in der Ration zu verändern, um mehr hoch verdauliche Faser auf den Futtertisch zu bekommen. „Innerhalb weniger Tage fingen die Kühe wieder an zu laufen.“ Denn durch die schnell abbaubare Faser in der Ration waren die Kühe nicht so schnell „satt“. „Sie fraßen wieder mehr am Futtertisch und waren viel aktiver.“ 

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser 

Die Fütterung ist für den Milcherzeuger ein Schlüssel für eine hohe Auslastung am AMS. Als er sich vor drei Jahren aufgrund eines Bandscheiben-Vorfalls für die zwei Melkboxen von Lemmer Fullwood entschied, war die Fett:Eiweiß-Messung für ihn eines der ausschlaggebenden Argumente für den Roboter. „Mit Hilfe dieser Messung kann ich die Fütterung zeitnah überprüfen. Ich muss nicht auf die Daten der Milchkontrolle warten, um zu sehen, ob die Fütterung passt.“  
Aber nicht nur über den Melkroboter kontrolliert der ambitionierte Milcherzeuger konsequent die Fütterung. Auch die regelmäßige Kontrolle der Rations-Trockenmasse ist für ihn ein wichtiges Werkzeug. „Nur wenn die Ration am Futtertisch richtig eingestellt ist, gehen die Kühe auch aktiv zum Melkroboter.“ Die Kühe von Marco Weires sind aber nicht nur sehr aktiv, sie zeigen dabei auch eine sehr hohe Leistung von 12.000 kg Milch. Ein weiterer wichtiger Aspekt für eine top Auslastung

Betriebsspiegel

- Kühe: 118 
- Tagesgemelk: 41 kg 
- Melkungen: 2,8 
- Auslastung: 2.450 kg pro Melkroboter 
- Freie Zeit: 8 bis 9% 

Kraftfutterkurve bei Kalbinnen angepasst 

Dass Marco Weires gerne „dranbleibt“, lässt sich auch an der Fütterung der Färsen erkennen. „Ich war mit der Leistung bzw. mit der Persistenz der Erstlaktierenden nicht ganz zufrieden. Bei einer Fortbildung wurde empfohlen, die Kraftfutterkurve bei Färsen nicht zu früh zu reduzieren. Denn sie benötigen nicht nur für die Leistung, sondern auch für weiteres Wachstum ausreichend Energie.“
Seitdem erhalten die Kalbinnen bei Marco Weires bei zum 120. Laktationstag eine konstante Kraftfuttermenge. Erst dann passt sich die Kurve der Milchleistung an. „Das hat die Färsenleistung noch mal nach vorne gebracht. Die Färsen geben jetzt im Schnitt 10.251 kg Milch.“ 

TRotz Abstockung um vier Kühe ist die Milchmenge im Tank gleib geblieben. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Trotz der bisher erzielten Leistung sieht der Milcherzeuger weiteren Verbesserungsbedarf, weshalb in diesen Tagen ein automatischer Futterranschieber bei Familie Weires an den Start geht. „Wir erhoffen uns dadurch noch höhere Trockenmasse-Aufnahmen und eine stabilere Aktivität der Kühe.“ 
Wir achten darauf, dass der Laser sauber ist, die Luftlöcher offen sind. So vermeiden wir, dass Fehlgemelke entstehen.
Marco Weires

Routinen, Routinen, Routinen

Neben der Fütterung sind für Marco Weires tägliche Routinen und eine konstante Kontrolle der Melkboxen entscheidend dafür, dass die Kühe gleichmäßig gehen und er Störungen am Melkroboter verhindern kann. „Wir achten darauf, dass es beim Füttern und Kühe holen keine großen Zeitverschiebungen gibt.
Gleichbleibende Routinen garantieren, dass die Kühe den Melkroboter auch gleichmäßig über den Tag verteilt besuchen.“ Ein schwarzes, glänzendes Maul streckt sich neugierig unter dem Tor hervor. Es zischt, klappert, das Tor öffnet sich und die junge Kuh betritt, ohne zu zögern die Melkbox.
Ich achte darauf, dass der Zuchtwert für die Melkbarkeit Richtung 100 tendiert.
Marco Weires
Auch eine kontinuierliche Kontrolle des Melkroboters ist für Marco Weires entscheidend: „Wir achten darauf, dass der Laser sauber ist, die Luftlöcher zur Belüftung ständig offen sind. So vermeiden wir, dass Fehlgemelke entstehen.“ Das ist wichtig, denn die freie Zeit an seinen beiden Melkrobotern beträgt derzeit nur 8 bis 9 %.  

Bullenauswahl: Melkverhalten und Melkbarkeit 

Bei der Auswahl der Holstein-Vererber für seine Herde hat Marco Weires die Auslastung der Melkroboter ebenfalls immer im Blick. So sucht er die Bullen u.a. auch nach den Zuchtmerkmalen Melkverhalten und Melkbarkeit aus. „Kühe, die zappeln und von Natur aus nervös sind stören den Ansetzprozess im Roboter. Hat man mehrere solcher Kühe im Stall, kann das den gesamten Melkprozess stören. Die Kühe bleiben zu lange im Roboter, wartende Kühe geben auf. Das versuche ich über die richtige Vererber-Auswahl zu verhindern.“ 

Familie Käppeler aus Bonndorf ermelkt mit 130 Fleckviehkühen an zwei Lely-Robotern rund 1,5 Mio. kg im Jahr. Ihr Rezept für eine hohe Auslastung.

Neben dem Melkverhalten hat der Milcherzeuger auch die Melkbarkeit im Blick. Er strebt ein 2,0 bis 2,5-Liter-Gemelk an. „Bei der Auswahl achte ich darauf, dass der Zuchtwert für die Melkbarkeit Richtung 100 tendiert. Einen höheren Zuchtwert von z.B. 110 strebe ich nicht an. Das Risiko für Euterentzündungen ist dann einfach zu groß. Auch Mastitiskühe halten das Melken auf.“ 
Wir hatten trotz Abstockung sogar die gleiche Milchmenge im Tank!
Marco Weires

Abgestockt, gleiche Milchmenge 

Ein bisschen „Luft“ am Roboter hat Marco Weires die Abstockung der Herde verschafft. „Wir produzieren jetzt nach Haltungsstufe 3. Deshalb musste wir die melkende Herde um vier Kühe abstocken und melken jetzt 118 Kühe.“ Das hat für den Milcherzeuger neben einem Preisaufschlag von 3 ct/kg Milch nicht nur den Vorteil, dass weniger Kühe am Melkroboter sind. „Wir hatten trotz Abstockung sogar die gleiche Milchmenge im Tank!“, freut sich der Betriebsleiter.  

Nicht alle Störungen sind zu verhindern 

Trotz seiner vorausschauenden Planung: Alle Störungen und Verzögerungen am AMS kann auch Marco Weires nicht verhindern. „Durch regelmäßigen Embryo Transfer kalben häufig Trägertiere ab. Dann kommen schon mal in einem Monat mehr als 10 Jungkühe an den Roboter. Das bringt Chaos im Melkprozess und man erzieht sich leider auch Holkühe.“ Denn einige Kühe, die beim Melken durch Verzögerungen nicht zum Zuge kommen, legen sich in die Boxen und kommen nicht freiwillig wieder zum AMS. 

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren 

- Tagesroutinen 
- Störungen durch Kontrolle des Melkroboters vorbeugen
- Überprüfung der Ration 
- Zucht auf Melkverhalten und Melkbarkeit 
- Keine Überbelegung 
Daneben bringt auch die Milchleistungsprüfung jeden Monat Unruhe mit sich. „Wir profitieren ja von der Zuchtwertschätzung. Die ist jedoch nur so gut, so gut wie die Datengrundlage ist. Deshalb nervt mich die MLP zwar, aber ich weiß, dass ich davon auch profitiere,“ sagt Marco Weires mit einem Schulterzucken. Denn er nutzt die genomische Selektion, um die Leistung weiter zu steigern: „Mehr Kühe können wir aufgrund der Fläche nicht mehr halten, da wird die Leistung der Einzelkuh immer wichtiger.“
Trotzdem die Herde viel Milch gibt und der Melkroboter sehr gut ausgelastet ist. Marco Weires bleibt weiter am Ball: „Es gibt immer noch Reserven, die es zu finden gilt!“

Eine hohe Milchmenge pro Melkbox senkt die Kosten pro Liter Milch. Wir haben Milcherzeuger Thomas Bißmeyer gefragt, wie er 2.400 kg Milch pro Tag mit der GEA-Box schafft.

Automatisches Melken

Melkroboter auslasten: Hygiene, Ruhe und Routinen

von Sophie Hünnies

Die Herde von Thorsten Hinrichs melkt rund 2.400 kg Milch pro AMS-Box. Das erreicht der Betriebsleiter vor allem durch die Einhaltung von klaren Regeln im Kuhstall.


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