Automatisches Melken

Melkroboter: Bewegungsfreiheit garantiert hohe Auslastung

Eine hohe Milchmenge pro Melkbox senkt die Kosten pro Liter Milch. Wir haben Milcherzeuger Thomas Bißmeyer gefragt, wie er 2.400 kg Milch pro Tag mit der GEA-Box schafft.

Auslastung ist hier herstellerunabhängig

Hat die Auslastung allein mit der Melkroboter-Marke zu tun? Nein, davon sind die vier Milcherzeuger, die wir nach ihren Tipps für hohe Auslastungen gefragt haben, überzeugt. Denn sie alle melken mit unterschiedlichen Fabrikaten (GEA, Lely, DeLaval, Lemmer Fullwood) und erreichen Auslastungen von weit mehr als 2.000kg. Die Reportagen finden Sie hier in den nächsten Wochen!
Die weiße, großrahmige Färse läuft zielstrebig durch den Wartebereich auf die grün-, alufarbene Melkbox zu. Das Tor öffnet sich, die Färse tritt ein, aber nur Sekunden später muss sie die Box durch das Fronttor bereits wieder verlassen. Die Färse hat noch kein Melkanrecht erreicht.

Die jüngeren Kühe können den Mehrlaktierenden im großzügigen Wartebereich gut ausweichen. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Das aktive Besuchen des Melkroboters, der Wille zum Melken zu gehen: Das kann man bei den 120 Kühe von Thomas Bißmeyer aus Melle (Niedersachsen) auf den ersten Blick erkennen. So gehen die Färsen nicht selten sechs Mal täglich zum Roboter. Insgesamt kann er bei der Herde 1,2 Verweigerungen pro Tag (Roboterbesuche ohne Melkanrecht) verbuchen. Die Kühe sind so lauffreudig, dass der Milcherzeuger pro DairyRobot-Melkroboter und Tag in der Regel 2.400 kg Milch schafft, bei einer freien Zeit von 7 bis 8%.

Vollauslastung war von Anfang an das Ziel

Thomas Bißmeyer melkt seit dem Jahr 2020 mit zwei Melkrobotern. Schon bei der Suche machte er den Melktechnikherstellern deutlich, dass für ihn nur eine hohe Auslastung infrage kommt. „Ich wollte 60 Kühe mit einer Tagesmilchmenge von 40 l pro Melkbox melken. Deshalb habe ich die Verkäufer aufgefordert mir solche Betriebe zu zeigen“, erklärt der Milcherzeuger mit Nachdruck. Zu GEA kam er dann nicht nur wegen der Auslastung, sondern auch wegen des Services, der bei ihm ganz in der Nähe stationiert ist.

Die Kühe müssen sich frei, nach ihrem Willen bewegen können. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Bewegungsfreiheit ist der Schlüssel

Die Technik ist die eine Seite, doch welche Management-Faktoren sind für Thomas Bißmeyer entscheidend, um eine hohe Auslastung zu erreichen?
Die Kühe müssen sich frei, nach ihrem Willen bewegen können. Das ist sei Credo. Deshalb hat er neben dem freien Kuhverkehr eine Futtertischbrücke eingebaut, die es den Kühen ermöglicht, sich den Roboter in einer der beiden Stallhälften auszusuchen.

Thomas Bißmeyer aus Melle (Niedersachsen) melkt sein 120 Kühe mit zwei GEA-Melkrobotern. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Daneben hat er den Wartebereich großzügig gestaltet, sodass die jüngeren Kühe den älteren Damen einfacher aus dem Weg gehen können. „Außerdem haben wir auf eine Selektion hinter dem Roboter verzichtet. Ich wollte, dass die Kühe wissen, dass sie ohne Hindernis die Melkbox verlassen können.“ Um die Kühe dennoch schnell für Besamungen, Trächtigkeitsuntersuchungen etc. zu finden, nutzt Thomas Bißmeyer das Ortungssystem von Nedap. Die Kühe werden dann direkt am Fressgitter oder in der Box besamt.

„Sehr gutes Kraftfutter über die Melkbox“

Klackernd fallen die Pellets in die glänzende Schale. Der schwarze Kuhkopf senkt sich und das Maul wird im Kraftfutter versenkt. Die Fütterung ist für Thomas Bißmeyer ein zweiter wichtiger Erfolgsfaktor für hohe Auslastungen.
Er füttert am Roboter zwei Standardkraftfuttersorten. Die eine Sorte enthält 45% Körnermais, die andere ist ein 100 Tage-Futter. Außerdem hat er gute Erfahrungen mit einem Leinsaatfutter gemacht, von dem die Mehrlaktierenden bis zum 70. Laktationstag und die Färsen bis zum 90. Laktationstag 1 kg erhalten. „Das Kraftfutter sollte immer eine konstante Rezeptur aufweisen.“ Da die Ration am Futtertisch auf 32 Liter ausgelegt ist, füttert er je nach Leistung bis zu 5 kg Kraftfutter inklusive des Leinsaatfutters am Roboter.

Betriebsspiegel

- Kühe: 120
- Leistung: 12.500 kg
- Melkroboter: 2 DairyRobot von GEA
- Auslastung: 2.400kg pro Melkbox

Selektieren der Ration verhindern

Zudem achtet er penibel darauf, dass die Kühe am Futtertisch nicht selektieren können. „Wir haben im vergangenen Jahr das erste Mal früher als sonst Gras geschnitten, um hoch verdauliches Futter zu bekommen. Außerdem achten wir auf eine Häcksellänge bei Gras von 4 bis 8 mm. Die Ration am Futtertisch haben wir zudem auf 35% TS eingestellt“, erklärt Thomas Bißmeyer seine Strategie.
Durch diese Maßnahmen soll es den Kühen nicht möglich sein, das Kraftfutter aus der Ration zu suchen. „Wenn sie selektieren können, dann ist ihr Drang im Melkroboter Kraftfutter abzuholen, nicht mehr vorhanden. Sie hören auf zu laufen.“

Das KLauenbad ist direkt hinter dem Melkroboter fest installiert. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Das Klauenbad ist fest installiert

Als dritten wichtigen Punkt sieht er die Klauengesundheit der Kühe. „Nur wer laufen kann, geht auch zum Melken.“ Deshalb hat er schon beim Einbau des Melkroboters Klauenbäder im Ausgang der Boxen fest installiert. „Einmal in der Woche setze ich ein Klauenbad an. Da die Kühe es gewöhnt sind hier durchzugehen, stört es die Melkroutine nicht.“
Für Thomas Bißmeyer gibt es viele Faktoren, die es im Auge zu behalten gilt, um eine konstant hohe Auslastung zu erreichen. „Es gibt jedoch eine Sache, die den Melkablauf einmal im Monat nachhaltig stört, an der ich nichts ändern kann. Die Milchleistungsprüfung bringt die Laufroutine für mehr als einen Tag durcheinander. Das macht sich sofort an den Melkungen bemerkbar.“
Trotz der sehr guten Kennzahlen, Thomas Bißmeyer sieht immer noch Potenzial. „Gerade erst haben wir die Reinigungszeiten nachts verschoben, das hat noch mal 0,1 Melkungen mehr gebracht. Man muss einfach aktiv dran bleiben den Melkprozess zu verändern!“

Was sind die wichtigsten Punkt für Thomas Bißmeyer

· Die Fütterung: Gutes, homogenes Kraftfutter in der Melkbox und eine nicht selektierbare Ration am Futtertisch.
· Absolute, freie Kuhverkehr. So werden sie in keiner Weise in ihrem Laufverhalten eingeschränkt.
· Fest installiertes Klauenbad.

In vielen Kuhställen erhalten hochleistende Kühe durchaus 10 kg Kraftfutter über die Melkbox. Das ist nicht immer notwendig, um Melkroboter optimal auszulasten.

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