Automatisches Melken

Melkroboter auslasten: Hygiene, Ruhe und Routinen

Die Herde von Thorsten Hinrichs melkt rund 2.400 kg Milch pro AMS-Box. Das erreicht der Betriebsleiter vor allem durch die Einhaltung von klaren Regeln im Kuhstall.

Auslastung ist hier herstellerunabhängig

Hat die Auslastung allein mit der Melkroboter-Marke zu tun? Nein! Davon sind die vier Milcherzeuger, die wir nach ihren Tipps für hohe Auslastungen gefragt haben, überzeugt. Denn sie alle melken mit unterschiedlichen Fabrikaten (GEA, Lely, DeLaval, Lemmer Fullwood) und erreichen Auslastungen von weit mehr als 2.000 kg. Alle Reportagen finden Sie hier.
Im Kuhstall von Thorsten Hinrichs herrscht Ruhe. Einige Kühe stehen am Fressgitter und kauen genüsslich, viele andere liegen in den Liegeboxen. Am Ende der Liegeboxen ist ein breiter Wartebereich. Dort saufen zwei Schwarzbunte an den Tränken, eine andere wartet entspannt auf den Einlass in eine der drei blauen DeLaval-Roboterboxen.

Thorsten Hinrichs

Milcherzeuger Ostfriesland

Betriebsspiegel und Kennzahlen der Hinrichs GbR (Niedersachsen)

210 melkende Kühe
3 AMS (V300, DeLaval)
11.950 kg Milch pro Kuh/Jahr
2.405 Liter Milch pro AMS-Einheit/Tag
2,6 Melkungen pro Tag
15,2 Liter Milch pro Melkung
3 Aks
„210 Kühe sind für uns das Maximum für eine gute Auslastung“, erklärt Milcherzeuger Thorsten Hinrichs aus Ostfriesland (Landkreis Friesland). „Wenn wir diese Grenze überschreiten, gehen die Melkungen zurück. Außerdem kann das bei größeren Störungen oder Fehlern kritisch werden, da das System die Melkungen dann nicht wieder aufholen kann.“
Aktuell liegen die Melkungen auf seinem Betrieb bei 2,6 pro Kuh und Tag, jede Box melkt pro Tag rund 2.400 Liter Milch. Um diese guten Leistungen zu halten, achtet der Milcherzeuger auf einige Punkte ganz genau, vor allem auf Hygiene in der Fütterung, Routinen und Ruhe in der Herde.

Fressende oder liegende Kühe: Im Stall von Thorsten Hinrichs herrscht Ruhe. (Bildquelle: Hünnies)

Eine Ration für alle

„Unsere Ration ist auf 35 Liter Milch ausgelegt“, erklärt Thorsten Hinrichs. Dabei beseht die Ration aus
  • 24 kg Gras,
  • 15,8 kg Mais,
  • 8,5 kg Schrotmischung (Soja & Raps),
  • 6,5 Liter Wasser,
  • 5 kg Biertreber und
  • 80 g Viehsalz.
Zusätzlich bekommen die Kühe maximal 3,5 kg Kraftfutter am Roboter. „Dabei machen wir keine Unterschiede nach Leistung oder Laktationsstand“, sagt der Betriebsleiter. Lediglich die ersten 60 Tage nach der Kalbung erhalten die Kühe zusätzlich noch Glycerin über den Roboter. Damit fahren sie mit allen Kühen gut, Probleme mit verfetteten Tieren zum Ende der Laktation gibt es kaum.
Wenn wir nicht sauber füttern, gehen die Euterentzündungen hoch“
Thorsten Hinrichs, Milcherzeuger
„Viel wichtiger ist uns die Futterhygiene“, erklärt er. „Wenn wir nicht sauber füttern, gehen die Leitwerte hoch, genauso wie die Euterentzündungen.“ Das ist nicht nur schlecht für die Kühe, auch die Auslastung verschlechtert sich durch die euterkranken Kühe. Und das hält auf.
Daher achten sie z.B. darauf, den Futtertisch sauber zu halten. Einmal am Tag werden alle Futterreste abgefegt und in der Biogasanlage entsorgt. „Wir sortieren auch die Anschnittkanten am Silo aus und alles, was am Silo nicht gut aussieht oder schlecht riecht.“

Nur gutes Futter für die Kühe: Anschnittkanten und verdorbene Stellen landen nicht auf dem Futtertisch, sondern in der Biogasanlage. (Bildquelle: Hünnies)

„Wir versuchen außerdem, möglichst immer zur gleichen Zeit zu füttern“, erklärt der Milcherzeuger. Morgens um 7.00 Uhr und abends um 17.00 Uhr erhalten die Kühe eine neue Futtervorlage. „Die mögen das langweilig“, sagt er mit Blick auf seine Herde, „und werden unruhig, wenn auf einmal der Fütterer zu einer anderen Zeit kommt.“ Zusätzlich schiebt ein Futteranschieber das Futter alle zwei Stunden nach.

Nicht mehr als 210 Kühe

Für eine gleichmäßige Auslastung über das Jahr verfolgt Thorsten Hinrichs zudem ein konsequentes Besamungsmanagement. „Wir wollen eine gute Ganzjahresabkalbung“, erklärt er. „Das steuern wir über die Rastzeit.“ Mehr als 210 Kühe zu melken, kommt für ihn nicht infrage.
„Wenn wir merken, dass wir über diese Grenze kommen, besamen wir entweder einzelne Kühe einen Zyklus später, wenn gerade viele zur Besamung anstehen. Kurzfristig stellen wir manchmal auch einzelne Kühe 14 Tage früher trocken als geplant.“ Der mittlere Laktationsstand der Herde liegt aktuell bei 185 bis 190 Tagen.

210 Kühe ist für Thorsten Hinrichs die Obergrenze im Stall. Was darüber geht, stört das Laufverhalten der Herde und Melkfluss der Roboter. (Bildquelle: Hünnies)

Die Kühe müssen sauber sein und laufen

Überfällige Kühe dürfen den Melkablauf nicht stören. Deshalb holt der Betriebsleiter die Treibekühe am liebsten morgens um 5.00 Uhr selbst. „So kann ich die ‚tote Zeit‘ im Stall am besten nutzen, bevor der Fütterer um 6.00 Uhr kommt“, erklärt er. „Wenn die Kühe nach dem Fressen zum Roboter wollen und der dann blockiert ist durch die überfälligen Kühe, ist das nicht gut.“ Seine Strategie: Überfällige Kühe zügig melken, damit der Roboter im Fluss bleibt. „Kühe, die melken wollen, müssen melken können. Sonst vergrämt man die sich mit der Wartezeit.“
Kühe, die melken wollen, müssen melken können“
Torsten Hinrichs, Milcherzeuger

Viel Platz vor den drei AMS-Boxen (rechts) sorgt dafür, dass die Kühe ruhig und entspannt zum Melken und sich bei Bedarf auch aus dem Weg gehen können. (Bildquelle: Hünnies)

Damit ist die Auslastung der drei AMS-Boxen relativ gleichmäßig über den Tag verteilt. Die freie Zeit der AMS liegt zwischen 10 und 13 %. Auch über die Einstellung der Melkanrechte versucht der Milcherzeuger, die Auslastung gleichmäßig über den Tag zu verteilen. Die Melkanrechte der Kühe sind nach Laktationsstand gestaffelt:
  • in den ersten 100 Tagen der Laktation: alle 4,5 Stunden oder wenn die erwartete Milchmenge pro Melkung 7kg übersteigt
  • ab dem 101. Laktationstag: alle 5 Stunden oder wenn die erwartete Milchmenge 8 Liter übersteigt
  • Alle Kühe über dem 180. Laktationstag: alle 12 Stunden oder wenn die Milchmenge über 11 Liter liegt
Damit die Kühe möglichst störungsfrei ihre Melkungen absolvieren können, werden die Euter und Schwänze regelmäßig gepflegt „Alle acht Wochen flammen wir bei allen Tieren die Euterhaare und scheren die Schwänze“, erklärt Thorsten Hinrichs. Der Arbeitsaufwand von drei Mitarbeitern (ein Flämmer und zwei Scherer) und drei Stunden lohnt sich, ist er sich sicher. „Wenn wir diesen Turnus einhalten, geht es relativ schnell.“ Seine Kühe sind somit sauberer und verteilen weniger Schmutz im Stall und in den Melkrobotern.

Regelmäßiges Abflämmen sorgt für saubere und hygienische Euter. Das fördert ein komplikationsloses Melken am AMS. (Bildquelle: Hünnies)

Nicht nur die Kühe, auch die Liegeboxen und Laufgänge sind im Stall von Thorsten Hinrichs sauber und gepflegt. Dafür sorgt das Abschieben der Liegeboxen zweimal täglich sowie ein Spaltenroboter. „Die Spalten müssen sauber sein, sonst tragen die Kühe den Dreck auch in den Roboter hinein“, erklärt der Betriebsleiter.
Einmal in der Woche schickt er zudem alle Kühe auf dem Rückweg vom Melken durch ein Klauenbad. Die Klauenpflege erfolgt alle 120 Tage und zusätzlich zum Trockenstellen. Auch das sichert das gute Laufverhalten seiner Kühe, ist er sich sicher.

Die wichtigsten Punkte für eine hohe Auslastung

Um die hohe Auslastung seiner AMS-Boxen zu halten, sind Thorsten Hinrichs folgende Punkte besonders wichtig:
Hygiene: Sowohl bei der Fütterung als auch bei den Liegeboxen und im Melkbereich achtet Thorsten Hinrichs auf die Hygiene. Gefüttert wird nur sauberes Futter. Die Anschnittflächen der Silos oder verdorbene Teile landen in der Biogasanlage. Im Stall sind ihm saubere Kühe wichtig. Dafür steht zweimal täglich Boxenpflege an und einmal in der Woche ein Klauenbad verbunden mit dem Einstreuen der Boxen. Dazu kommt das regelmäßige Scheren der Schwänze und Abflämmen der Euterhaare. Auch die AMS-Boxen halten er und seine Mitarbeiter durch regelmäßige Reinigungen sauber.
Ruhe in der Herde: Neben der täglichen Boxenpflege gehen sie nur in die Herde, wenn sie überfällige Kühe zum Melken holen. Es geht nur eine Person durch die Kühe und das mit Ruhe und Bedacht. Kühe, die für den Klauenschnitt anstehen oder die zum Trockenstellen anstehen, werden am AMS selektiert. Für noch mehr Ruhe in der Herde versucht er, alle Routinearbeiten möglichst zum gleichen Zeitpunkt durchzuführen.
Wartungsintervalle einhalten: Damit die Roboter gut laufen, ist es dem Betriebsleiter wichtig, dass die Technik immer in Ordnung ist. So lassen sich Probleme und Ausfälle seiner Meinung nach am besten vermeiden. Dafür hält er Wartungsintervalle ein, hält die Maschinen sauber und überlässt möglichst wenig dem Zufall. „Man kennt ja seine Maschinen und ihre Schwachpunkte. Wenn man das im Vorfeld im Blick hat, kommt erst gar kein Ausfall“, ist er sicher.

Eine hohe Auslastung am AMS erreicht Thorsten Hinrichs durch sauberes und hygienisches Arbeiten und störungsfreie Technik. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

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