Werden Kühe nicht tragend, kostet das bares Geld. Denn jeder Zyklustag über dem 120. Laktationstag kostet im Schnitt drei bis vier Euro. Das bedeutet pro verpasste Brunst einen Verlust von 60 bis 80 Euro! Zehn wichtige Tipps, damit das Besamen Erfolg hat.
1. Brunst im Auslauf beobachten
Die Brunstbeobachtung ist ein wichtiger Faktor, um eine gleichmäßige Rastzeit in der Herde sicherzustellen. Umso wichtiger ist es, die Kühe gerade dann zu beobachten, wenn sie besonders aktiv sind. Steht...
Werden Kühe nicht tragend, kostet das bares Geld. Denn jeder Zyklustag über dem 120. Laktationstag kostet im Schnitt drei bis vier Euro. Das bedeutet pro verpasste Brunst einen Verlust von 60 bis 80 Euro! Zehn wichtige Tipps, damit das Besamen Erfolg hat.
1. Brunst im Auslauf beobachten
Die Brunstbeobachtung ist ein wichtiger Faktor, um eine gleichmäßige Rastzeit in der Herde sicherzustellen. Umso wichtiger ist es, die Kühe gerade dann zu beobachten, wenn sie besonders aktiv sind. Steht den Kühen ein Auslauf zur Verfügung, sollten Sie hier den Schwerpunkt bei der Beobachtung legen. Denn abends bzw. in Ruhezeiten halten sich hier in der Regel gerne die brünstigen Kühe auf.
2. Kuh vor dem Besamen untersuchen
Kontrollieren Sie vor dem Besamen, ob die Kuh gesund ist und die freiwillige Wartezeit passt. Fixieren Sie die Kuh dafür im Fressgitter, am besten in sauberer Umgebung und möglichst stressfrei (!) für Mensch und Tier. Untersuchen Sie die Kuh rektal, um festzustellen, ob sie besamungstauglich ist. Denn bei einer Metritis wäre die Besamung erfolglos.
3. Stickstoff regelmäßig nachfüllen
Sperma ist nur ohne direkte Sonneneinstrahlung und ohne ein Unterbrechen der Kühlkette unbegrenzt haltbar. Der Stickstoff im Container hält maximal vier Monate, weshalb er alle drei Monate nachgefüllt werden sollte. Im (Handy-)Kalender können Sie die Nachfülltermine eintragen. Tipp: Nutzen Sie die Erinnerungsfunktion!
4. Sorgsam mit Instrumenten umgehen
Die Besamungsutensilien sollten nah am Spermacontainer lagern. Die Temperatur des Auftaugerätes für Sperma regelmäßig mit einem Thermometer kontrollieren. Sie sollte konstant bei 38,5 °C liegen. Tipp: Ein Gun Warmer hilft, die Besamungspipette mit wenig Temperaturschwankungen vom Auftauen bis zur Kuh zu transportieren.
5. Zügig besamen
Nach dem Auftauen müssen Sie zügig besamen, innerhalb von fünf Minuten. Tauen Sie bei mehreren zu besamenden Tieren nicht zu viele Pailletten gleichzeitig auf, maximal drei. Achten Sie darauf, dass die Pipette auf dem Weg in den Stall konstant 38,5 °C warm bleibt. Dabei helfen:
- kurze Wege zwischen dem Auftauort und Stall und
- bereits fixierte Kühe.
6. Gesextes Sperma schneller versamen
Bei gesextem Sperma wird eine längere Auftauzeit empfohlen (40 bis 45 statt 12 Sekunden). Dadurch ist die Temperatur der vorbereiteten Portion höher und das Sperma nach der Entnahme aus dem Wasserbad noch empfindlicher gegenüber Temperaturschwankungen als konventionelles Sperma. Nach dem Auftauen sollte also so schnell wie möglich versamt werden. Dabei hilft:
- Immer nur eine Spermaportion auftauen;
- Portion abtrocknen, damit die Verdunstungskälte das Sperma nicht zusätzlich kühlt;
- Pipette mit dem Sperma sofort in die vorgewärmte Besamungspistole (besser: in einen Pistolenwärmer) legen;
- max. zwei Portionen zu den Kühen mitnehmen und
- Tier ist fünf Minuten nach dem Auftauen besamt.
Junge Kühe sind deutlich fruchtbarer als Altkühe. Daher macht es Sinn, gesextes Sperma nur bei Rindern zum ersten Kalb oder bei Erstlaktierenden einzusetzen.
Zudem sollten Sie gesextes Sperma nur versamen, wenn die Reprozahlen stimmen. Die Konzeptionsrate (Anteil tragender Tiere an allen besamten Tieren) sollten bei Rindern zum ersten Kalb konventionell bei > 60 % (gesext: > 50 %), bei Kühen in der ersten Laktation konventionell bei > 45 bis 50 % liegen (gesext: > 40 %).
7. Bei anhaltender Brunst doppelt besamen
Wenn eine Kuh morgens eine Brunst anzeigt, abends besamt wird und sich am nächsten Tag immer noch deutlich brünstig zeigt, kann sie mit dem Sperma des gleichen Bullen nachbesamt werden. Die Erfolgschance auf eine Trächtigkeit ist dann um 10 % höher.
Gesextes Sperma sollten Sie bei Rindern als auch Erstlaktierende max. bei zwei aufeinanderfolgenden Brunsten einsetzen. Danach besteht die Gefahr, dass die Tiere deutlich später tragend werden und verfetten, Jungrinder zu spät kalben.
8. TU wiederholen
Nach einer Besamung erfolgt im Idealfall eine Befruchtung der Eizelle. Das ist jedoch nur bei 50 % der Besamungen der Fall. Es kann immer wieder passieren, dass zunächst befruchtete Eizellen wieder „absterben“. Von außen ist dies nicht zu erkennen. Deshalb wird empfohlen, mindestens zwei, besser noch drei Trächtigkeitskontrollen nach dem Besamen durchzuführen:
- Die erste TU ab dem 32. Tag nach der Besamung;
- die zweite TU im dritten Trächtigkeitsmonat, nichttragende Tiere könnten noch rechtzeitig detektiert und wieder besamt werden und
- eine dritte TU vor dem Trockenstellen, um sicherzustellen, dass die Kühe wirklich tragend sind, bevor antibiotische Trockensteher (Wartezeit) injiziert werden.
9. Bei Hitze mehr Sorgfalt
Hitzestress hat einen großen Einfluss auf die Fruchtbarkeit, da er die Aktivität der Kühe (erschwerte Brunsterkennung) reduziert und gleichzeitig die Qualität der Eizellen sowie Embryonen verschlechtert. Dennoch sollte in den Sommermonaten nicht auf eine Besamung der Tiere aus folgenden Gründen verzichtet werden: Wenn man einen Zyklus abwartet, kann sich eine Trächtigkeit schnell deutlich weiter nach hinten verschieben. Denn die Fruchtbarkeit ist nicht nur während, sondern auch einige Zeit nach der Hitze noch reduziert.
Fallen viele Besamungen in den Herbst, gibt es im darauffolgenden Sommer (Hitze) viele Frischmelker. Ungleichmäßig verteilte Abkalbungen können einzelne Betriebsbereiche (Abkalbestall, automatische Melksysteme) zeitweise überlasten. Die Folgen des „Wartens” stehen in keinem Verhältnis zu den Besamungskosten, die bei einem erfolglosen Versuch entstehen.
Damit die Fruchtbarkeitsleistung der Kühe und Rinder trotz heißer Temperaturen nicht zu stark leidet, sollte man beachten:
- Hitzestress so weit wie möglich reduzieren (Ventilatoren, Beregnung, …).
- Die Brunsterkennung intensivieren, denn die Kühe sind in den heißen Monaten träger. Neben der automatischen Brunsterkennung eventuell weitere Hilfsmittel (z. B. Schwanzfarbe, Tailpaint) einsetzen) und die visuelle Beobachtung verstärken. Mehr Tipps dazu lesen Sie hier.
- Trächtigkeits- und Sterilitätskontrollen auch in der Ernte nicht vernachlässigen.
- Nur wirklich „fitte" Kühe besamen.
10. Fragen, fragen, fragen
Verzetteln Sie sich nicht, sondern planen Sie die Brunstbeobachtung und das Besamen morgens und abends fest in den Arbeitsablauf mit ein. Nehmen Sie sich besonders zu Beginn ausreichend Zeit dafür. Von Vorteil ist, ein gutes Verhältnis zum Tierarzt bzw. Besamungstechniker zu halten. Für die Trächtigkeitsuntersuchungen, den Fruchtbarkeitsservice und das Besamen schwieriger Kühe kommt er ja weiterhin auf den Hof. Diese Chance zum Fragen nutzen! Nutzen Sie sein/ihr Wissen und Erfahrungsschatz und lassen Sie sich bei Problemen mit der künstlichen Besamung beraten.
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