Grünland
Was bringt Cultan im Grünland?
In Süddeutschland düngen immer mehr Milchkuhhalter ihr Grünland mit dem Cultan-Verfahren. Über die Effekte sprachen wir mit Praktikern und Beratern.
Cultan-Verfahren
Beim Cultan-Verfahren (Controlled uptake long term ammonium nutrition) wird Ammonium-Flüssigdünger mit Sterninjektionsrädern ca. 5 bis 7 cm tief als Depot in Wurzelnähe in den Boden eingebracht. Ziel ist eine verlustärmere N-Düngung und eine bessere Nährstoffverfügbarkeit. In der Regel wird für das Injektionsverfahren Ammonium-Sulfat-Lösung (ASL) mit etwa 8 % Ammoniumstickstoff und 9 % Schwefel eingesetzt.
Eine bessere Stickstoffausnutzung und damit eine Einsparung von Dünger, zudem weniger Emissionen, weniger Auswaschung und weniger Überfahrten. Diese Vorteile des Cultan-Düngeverfahrens schätzen viele Ackerbauern seit Jahren auf ihren Flächen. Vor allem im Süden kommt das Verfahren, bei dem mit einer Injektorwalze Flüssigdünger als Depot 6 cm tief im Boden appliziert wird, in letzter Zeit nun auch verstärkt im Grünland zum Einsatz.
Die Praktiker berichten von besseren Futterqualitäten und mehr Ertrag: „Die Energie- und Proteingehalte im Futter sind höher und wir ernten 10 bis 15 % mehr Masse“, berichtet Max Häußler, Milchkuhhalter aus Ravensburg-Horgenzell (Baden-Württemberg). Im Schnitt erntet er 130 dt Frischmasse pro Hektar.
Im ersten Schnitt 2022 erzielte er nach der Cultan-Düngung 6,7 MJ NEL mit 142 g nXP und 163 g/kg TS Rohprotein. Mit einer derartigen Düngung vor dem 2. Schnitt 2021 konnte er 6,5 MJ NEL/kg TS mit 143 g nXP und 190 g/kg TS Rohprotein verbuchen. „Durch die höheren Rohproteingehalte konnten wir 1 kg Eiweißfutter aus der Ration der Milchkühe rausnehmen.“ Für die Düngung seiner 25 ha Dauergrünland lässt er bereits seit drei Jahren das Lohnunternehmen Gebrüder Deifel aus Ravensburg-Schmalegg mit seiner Cultanwalze kommen. Zusätzlich zu den 150 kg N/ha über Cultan, düngt er 15 m3/ha Gülle. Die in Studien festgestellten höheren Nitrat- und Sulfatgehalte (siehe Kasten) kann er bisher nicht bestätigen.
Wir konnten durch höhere Rohproteingehalte Eiweiß aus der Ration nehmen.
Gute Erfahrungen hat auch Hergen Wißmann aus Osterkappeln-Venne (Niedersachsen) gemacht, der bereits im 5. Jahr ASL mit 15 % Stickstoff und 6 % Schwefel einmalig vor dem 1. Schnitt per Cultan-Verfahren ausbringen lässt. Im Grünland hat er 100 kg N über das Cultanverfahren gedüngt, auf einigen Flächen zudem 60 kg N aus Rindergülle. „Der Masseertrag hat sich dadurch zwar nicht verändert, aber die Bestände sind jetzt vermutlich durch die bessere Nährstoffverfügbarkeit gesünder, gleichmäßiger grün und die Futterqualität ist besser“, glaubt er. Entsprechende Analysen stehen allerdings noch aus.
Vorsicht vor hohen Nitratgehalten!
Bisher gibt es erst sehr wenige Studien und „harte Fakten“ zum Einsatz des Cultan-Verfahrens auf Grünland. Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen haben damit 2010 im Grünland zwar höhere Eiweißgehalte und Eiweißerträge gezeigt, allerdings war bei einer kombinierten Düngung mit Rindergülle gleichzeitig das Risiko für hohe Nitrat- und Sulfatgehalte im Futter erhöht. So wurde z.B. auf einem Marschboden mit 80 kg N/ha per Cultanverfahren ein Proteingehalt von 15,9 % i. TM erzielt...
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