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Im Sommer geht´s auf den Berg

Susanne Schwaighofer verbringt jeden Sommer gemeinsam mit ihrem Mann und rund 100 Fleckviehkühen auf der Alm. Eine ruhige, aber zugleich abenteuerliche Zeit.

Betriebsspiegel

6343 Erl (Österreich)
100 Kühe (Fleckvieh)
10.000 kg Milch
3,5 Ak

Familie Schwaighofer (Bildquelle: Schwaighofer)

Zwei Boxenlaufställe, zwei Melkstände und zwei Wohnhäuser, die etwa 11 km voneinander entfernt liegen und nur wechselseitig genutzt werden – was für viele verrückt klingt, ist für Familie Schwaighofer im österreichischen Erl schon lange Tradition. Weil nicht nur die Jungrinder, sondern auch die melkenden Kühe den Sommer auf der Alm verbringen, ziehen Susanne und Markus Schwaighofer jedes Jahr von Mai bis Mitte August in ihr Sommerdomizil auf etwa 1.100 m Höhe. Dort managen sie zu zweit die 100 Fleckviehkühe, während sich ihre Kinder im Dorf um die jüngsten Kälber und Zuchtbullen kümmern. Im Spätsommer, wenn das Graswachstum ausbleibt, geht es für die Kühe und das Ehepaar zurück ins Tal. Dort beginnt im Herbst dann die Kalbesaison, sodass die Kühe während ihrer Hochlaktation intensiv gefüttert werden können. Je nach Witterung bleiben die Rinder noch bis etwa Mitte Oktober auf dem Berg.
Elite: Wie organisieren Sie die Arbeit auf den zwei Betriebsstätten?
S. Schwaighofer: Wir bewirtschaften den Betrieb mit zwei Generationen, das erleichtert die Arbeitsorganisation. So kümmern sich unsere vier Kinder im Sommer gemeinsam um die Betriebsstätte im Dorf, während ­Markus und ich auf der Alm sind. Unser Sohn Markus (21) ist kürzlich mit in den Betrieb eingestiegen und hilft tagsüber auch auf der Alm. So können wir uns die Arbeit super aufteilen und jeder hat seinen Freiraum.
Elite: Wie sieht Ihr Arbeitstag aus, auf der Alm und im Dorf?
S. Schwaighofer: Auf der Alm holt Markus um fünf Uhr morgens die Kühe rein und ich bereite den Melkstand vor. Dann melken wir gemeinsam und erledigen alle Stallarbeiten. Nach dem Frühstück fahre ich meistens ins Tal, um Wäsche zu machen oder einzukaufen, während sich die Männer um die Weideflächen kümmern und die Tiere kontrollieren. Abends geht es wieder in den Stall. Auch im Winter übernehmen Markus und ich die Melkzeiten sowie die Versorgung der neugeborenen Kälber.
Elite: Was sind die größten Herausforderungen des Almsommers?
S. Schwaighofer: Es ist immer eine abenteuerliche Zeit für Mensch und Tier, weil man der Witterung ganz anders ausgesetzt ist als im Dorf. Alle Arbeiten müssen sich an der Wetterlage wie Trockenheit, Starkregen oder Hagel orientieren. Hinzukommen Gefahren durch Raubtiere oder extreme Hanglagen. Und man ist natürlich wenig flexibel. Wenn ich beim Einkauf etwas vergesse, fahre ich nicht mal eben wieder runter, dann muss es ohne gehen. Trotzdem ist es auch eine tolle, ruhige Zeit in der Natur, die ich sehr genieße. Und es tut auch mal gut, nicht immer auf dem Sprung und nicht immer erreichbar zu sein.
Elite: Wie war es als die Kinder noch kleiner waren?
S. Schwaighofer: Die Kinder waren oft mit in den Bergen, vor allem in den Ferien. Aber mit Schulkindern ist es natürlich schwierig, komplett dort zu leben. Zu dieser Zeit waren wir deshalb immer tagsüber für die Arbeit oben und nur mein Schwiegervater hat dort über­nachtet. Jetzt ist die „junge Generation“ selbstständig und hat gerne ihren Freiraum im Dorf. Nach der Reno­vierung der Almhütte vor etwa sechs Jahren ­verbringen Markus und ich die Sommermonate vollständig auf der Alm und sind sehr gerne dort.
Elite: Also stehen alle hinter der Landwirtschaft?
S. Schwaighofer: Ja, total! Mir war es in der Erziehung immer wichtig, die Wertschätzung der Landwirtschaft und unserer Lebensqualität weiterzugeben. Es hat so viele Vorteile, den Arbeitsplatz daheim zu haben und sein eigener Chef zu sein. Ich würde immer wieder Bäuerin werden wollen. Umso mehr freut es mich, dass unsere Kinder heute alle selbst in der Landwirtschaft tätig sind und Sohn Markus uns bei den Kühen immer mehr unterstützt.
Elite: Das hört sich schön an. Vielen Dank.

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