Kommentar

Hört einander zu!

Bei Hofübergaben fliegen nicht selten die Fetzen. Wichtig ist, dass man einander zuhört und Kompromisse eingeht. 

Ob Sie wollen oder nicht – ­irgendwann kommt in jedem Milchkuhbetrieb unweigerlich ein brisantes Thema auf den Tisch: die Hofübergabe an die nächste Generation. Während die einen diese Herausforderung geräuschlos meistern, drohen andere daran zu scheitern.
Auch in meinem Bekannten- und Freundeskreis ploppt das Thema Hofübergabe immer wieder auf. „Ich durfte wegen Papa nicht probieren, die Kühe selektiv trockenzustellen“ oder „Mama hat gesagt, wir können die Kälber nicht mit mehr als vier Liter Milch pro Mahlzeit füttern“ – es sind oft nur kleine Sätze, die den Nachfolgern das Gefühl geben, sich nicht richtig in den Betriebs­alltag einbringen zu dürfen.
Solche Situationen sind mit Sicherheit erschütternd und manch einen wird es auch mächtig ärgern, dass er Konzepte, die er in der Ausbildung oder im Studium gelernt hat, nicht zu Hause umsetzen kann. Dennoch darf die nachfolgende Generation eins niemals vergessen: Den Milchkuh­betrieb, so wie er ist, gibt es nur, weil die „ältere“ Generation es geschafft hat, ihn so auf­zubauen. Und sicherlich wird in der täglichen Arbeit nicht immer alles richtig gemacht, aber bestimmt ist auch nicht alles falsch! Immerhin haben – in den meisten Fällen die Eltern – es geschafft, den Betrieb ­erfolgreich zu bewirtschaften und davon zu leben. Das muss man auch erst mal erreichen.
Andersherum muss sich die ältere Generation von dem ­bekannten Satz „Das haben wir aber schon immer so gemacht“ lösen. Denn nur weil etwas neu und unbekannt ist, muss es nicht schlecht sein. Oft sind es schon Kleinigkeiten, die den Betriebsalltag deutlich ­erleichtern können. Haben Sie deshalb immer ein offenes Ohr für die Ideen der Nachfolger. Geben Sie den „Jungen“ eine Chance und motivieren so ­potenzielle Nachfolger, auch wenn es manchmal schwierig ist über den eigenen Schatten zu springen.
Setzen Sie sich zusammen, diskutieren Sie warum Sie etwas ändern oder auch so ­lassen möchten, seien Sie mutig und probieren Sie aus, was den besten Erfolg auf Ihrem Milchkuhbetrieb bringt. Und denken Sie dran: Nicht jeder Milcherzeuger hat das Glück, einen Nachfolger in der Familie zu wissen, und auch nicht jeder interessierte junge Milcherzeuger hat die Möglichkeit, in Zukunft einen Betrieb übernehmen zu können! Schätzen Sie sich glücklich, diese Hürde gemeinsam ­überwinden zu dürfen.
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