Die erste Erfolgskennziffer, die einen Milchkuhbetrieb auszeichnet, ist die Milchleistung. Doch was sind die Erfolgsrezepte hoher Leistungen? Zusammen mit der Firma Ahrhoff GmbH konnten wir einen Blick hinter die Zahlen in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Hessen auf fünf Spitzenbetriebe werfen, die alle hohe Leistung und gutes Management auszeichnet.
Was haben die Betriebe gemeinsam?
Trotz der individuellen Betriebsstrategien gab es häufige Gemeinsamkeiten, die zumindest...
Die erste Erfolgskennziffer, die einen Milchkuhbetrieb auszeichnet, ist die Milchleistung. Doch was sind die Erfolgsrezepte hoher Leistungen? Zusammen mit der Firma Ahrhoff GmbH konnten wir einen Blick hinter die Zahlen in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Hessen auf fünf Spitzenbetriebe werfen, die alle hohe Leistung und gutes Management auszeichnet.
Was haben die Betriebe gemeinsam?
Trotz der individuellen Betriebsstrategien gab es häufige Gemeinsamkeiten, die zumindest Teilfaktoren für eine erfolgreiche Milchproduktion sind:
- feste Gruppen für weniger Stress und Trennung der Färsen von den Mehrkalbskühen
- Kontrolle der Kolostrumaufnahme (Menge und Qualität)
- durchdachte Rationen mit Aufwertung durch Futtermittelzusatzstoffe
- Blick für Kuhkomfort und Tierwohl
- effiziente Organisation von Arbeitsprozessen und kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Zahlen
- Klimatisierung der Ställe, damit die Kühe keinen Hitzestress erfahren durch z.B. Ventilatoren oder Wasservernebelung am Futtertisch
Agrargenossenschaft Helmsdorf
Betriebsspiegel
330 Milchkühe
Milchleistung: 39 kg Herdenschnitt bei 3,65 % Fett und 3,3 % Eiweiß
Ak gesamt: 5
Zwischen blühenden Apfelwiesen liegt die Agrargenossenschaft Helmsdorf in Sachsen-Anhalt. Matthias Sommer ist hier der Betriebsleiter. Dass er ein ausgefuchster Zahlenmensch ist, wird schnell klar. „Für mich siegt die Ökonomie. Wenn sich eine Kuh nicht rechnet, geht die auch wenn sie nur 3.000 Liter von der 100.000 Liter-Marke entfernt ist. Von der Medaille bekomme ich ja nichts“, ist seine pragmatische Einstellung. Diese lässt sich in jedem Prozess auf seinem Betrieb wieder finden. Dabei ist er offen für neue Anregungen, vertraut auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die zum Teil in Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten auf seinem Hof gewonnen wurden, und behält Zahlen und Arbeitsabläufe im Blick.
Die Kuh, die ich nicht kenne, ist die beste Kuh im Stall.
Matthias Sommer
- Fan von Routine: Sommer ist es wichtig, dass auf dem Betrieb alle Aufgaben gewissenhaft erledigt werden. Dafür braucht es Routinen und einfache Handlungsabläufe. „Ich bin nicht 24/7 auf dem Hof. Jeder muss immer wissen, was zu tun ist“, erklärt der Betriebsleiter. Dafür behält er alle Aufgaben im Blick und kommt jeden Morgen um fünf Uhr auf den Hof, um die Arbeiten neben den Routineaufgaben zuzuteilen.
- Selektives Trockenstellen: 80 – 90 % der Kühe werden ausschließlich mit Zitzenversiegler trockengestellt. Da hält sich Sommer an die aktuellen Erkenntnissen der Wissenschaft. Die antibiotische Behandlung macht er abhängig von Zellzahlen. Im Schnitt liegt die Herde derzeit unter 200.000 Zellen. Chronisch euterkranke Tiere werden nicht mehr behandelt. Die Liegeboxen werden ausschließlich mit Häckselstroh eingestreut. Damit hat Sommer positive Erfahrungen gemacht. „Früher haben wir eine tragende Kuh sobald sie unter 20 Liter gibt, generell trockengestellt – egal in welchem Laktationsstadium sie war“, erklärt Sommer. Mittlerweile hat die Herde eine hohe Persistenz erreicht. Deshalb werden Kühe mit einer hohen Leistung zum Trockenstellen 2-3 Tage nur noch zwei Mal am Tag gemolken und bekommen die Trockensteherration, damit die Milch zurück geht.
- Viel feines Stroh in der Ration: Für die Trockensteher wird eine Ration aus hauptsächlich Stroh und Mais gemischt mit zusätzlich etwas Biertreber und Raps für die Proteinergänzung. Eingeplant sind 5 ½ kg Stroh für eine voluminöse Ration und um die Stärke vom Mais auszudünnen. „Wir haben hier auch schonmal über 6 kg gefüttert“, erzählt Futtermittelberater Karl Thiele. „Damit die Futteraufnahme weiter stimmt, ist es wirklich wichtig, dass das Stroh sehr fein gehäckselt ist“. Die Frühtrockensteher-Ration ist mit 14 kg Trockenmasseaufnahme gerechnet, die Close-Ups (2-3 Wochen vor der Kalbung) bekommen 11 kg plus 2 kg Futtermittelzusatz, welches zum Ende der Trockensteherphase zugegeben wird. Darin enthalten ist unter anderem Methionin, Calcium, Magnesium, anionische Salze, geschütztes Protein und Lebendhefen, um die Ration vor dem Start in die Laktation aufzuwerten.
- Färsen und Mehrkalbskühe getrennt: Sommer trennt die Färsen und Mehrkalbskühe in der laktierenden Herde. Im Prinzip bekommen die Gruppen die gleiche Ration gefüttert. In das Futter der Jungkühe kommt jedoch ein flüssiges Ergänzungsfuttermittel, welches unter anderem Methionin und Lysin beinhaltet. Die Aminosäuren sollen z.B. den Stoffwechsel entlasten und Entzündungen verhindern. Der flüssige Zusatz bei den Mehrkalbskühe enthält nur eine Aminosäure (Methionin). „Wenn Sachen nicht funktionieren, reagieren die Färsen immer als erstes“, sagt Thiele. „Im Moment melken die Färsen 37 Liter. Deshalb wissen wir, dass gerade vieles richtig läuft.“ Doch soviel geben die Jungkühe nicht konstant. In der Herde ist im Moment ein Färsenanteil von 40 %. Die Herde selbst melkt im Schnitt 39 Liter.
Die Betriebe wurden alle im Rahmen der Ahrhoff Fachexkursion für Milchkuhhalter „Kunden besuchen Kunden“ besichtigt.
Stalleinblicke in fünf Spitzenbetriebe konnten wir auf einer Reise quer durch Deutschland gewinnen. Dieses Mal im Fokus: zwei Großbetriebe in Brandenburg.
Seit 1998 melkt Christian Kalbhenn automatisch. Auf dem Friedrichshof steht ein Teil der Kühe im Kompostierungsstall. Wir werfen einen Blick in die Ställe.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ab der dritten Laktation nur auf Stroh – Die Leistung von 13.400 kg spricht für zufriedene Kühe im Stall der Hantsche/Krome GbR. Investitionen in Kuhkomfort und gutes Management zahlen sich aus.
Familie Großhans: 130 Holsteins im Einreiher – Auch 18 Jahre nach dem Bau des einreihigen Kuhstalls ist dieser heute noch ein Vorreiter im Bereich Tierwohl. Das zeigt die Herdenleistung von 12.300 kg Milch.
Alles andere als Mainstream – Familie Suter aus der Schweiz hat mit der Dreirassenkreuzung und Weidegang für ihre Herde das Optimum gefunden.