Betriebsspiegel Hantsche/Krome GbR
- 270 Kühe
- 13.400 kg Milchleistung (3,83 % Fett, 3,37 % Eiweiß) und 57.700 kg Abgangsleistung
- 7 AK inkl. Betriebsleiter Arndt Hantsche und Friedrich Krome sowie eine Aushilfskraft
- Standort: Nordrhein-Westfalen
Gerade sind die letzten Kühe vom Melken gekommen. Im Stroh haben es sich andere bereits bequem gemacht und kauen zufrieden wieder. Ihre Beine werden von der frischen Einstreu fast vollkommen verschluckt, bei...
Betriebsspiegel Hantsche/Krome GbR
- 270 Kühe
- 13.400 kg Milchleistung (3,83 % Fett, 3,37 % Eiweiß) und 57.700 kg Abgangsleistung
- 7 AK inkl. Betriebsleiter Arndt Hantsche und Friedrich Krome sowie eine Aushilfskraft
- Standort: Nordrhein-Westfalen
Gerade sind die letzten Kühe vom Melken gekommen. Im Stroh haben es sich andere bereits bequem gemacht und kauen zufrieden wieder. Ihre Beine werden von der frischen Einstreu fast vollkommen verschluckt, bei einigen sieht man nur noch den Rumpf. Der dreißig Jahre alte Stall bietet Platz für 120 Kühe. Zu zwei der drei Melkzeiten wird der Stall täglich frisch eingestreut. Pro Tier und Tag rechnet Hantsche mit 10 kg Stroh. „Das sind täglich circa 5 Quaderballen allein für die melkenden Kühe.“ Hinzu kommen die Kälber und Trockensteher.
Es ist ein Geben und Nehmen mit den Ackerbauern aus der Region. Woanders würde das mit dem hohen Strohbedarf nicht funktionieren“
Arndt Hantsche
In der reinen Ackerbauregion ist der Milchviehbetrieb zwischen Zuckerrüben, Raps und Getreide ein Spezialist, weil es kaum Gras gibt. Nur ungefähr die Hälfte ihrer 135 Hektar sind Grünland. Der Vorteil sind die vielen Lieferanten für Stroh in der nahen Umgebung, die im Austausch Gärreste, Gülle und Mist abnehmen. Dadurch wird der Milchviehbetrieb die überschüssigen Nährstoffe los. „Es ist ein Geben und Nehmen mit den Ackerbauern aus der Region. Woanders würde das mit dem hohen Strohbedarf nicht funktionieren“, ist sich Arndt Hantsche sicher. Auch Mais kaufen Hantsche und Krome aus der Region zu. Zwischen den Bauern gibt es keine Verträge, sondern nur mündliche Absprachen. Das hat bisher sehr gut geklappt.
Ab der dritten Laktation kommen die Kühe auf dem Betrieb von Arndt Hantsche und Friedrich Krome in den Strohstall. „Und auch mal eine, die im Laufstall nicht zurechtkommt“, fügt Arndt Hantsche hinzu. Die beiden Betriebsleiter sehen die vielen Vorteile. „Die alten Kühe fühlen sich im Stroh viel wohler als in den Liegeboxen und werden älter“, meint Friedrich Krome. Im Schnitt liegt der Betrieb bei 2,8 Laktationen. Von der Trennung nach Alter profitieren auch die Färsen.
Homogene Färsen und Jungkühe im Boxenlaufstall
„Irgendwo hier muss doch die 246 sein.“ Arndt Hantsche scannt die Herde im Boxenlaufstall mit einem Blick. Vorne am Futtertisch fällt ihm nicht die richtige Kuh ins Auge. Der Blick schweift über die Liegeboxen. Neugierig richten sich die Ohren im Stall in seine Richtung. Er sucht eine Kuh, die ihm im Gedächtnis geblieben ist. Die „246“ hatte als Färse Zwillingskälber und viel zu früh gekalbt. Nach der Geburt baute sie deutlich ab, lag gerade einmal bei 500 kg Gewicht. Vor kurzem ist sie in ihre zweite Laktation gestartet.
Die Färsengruppe ist viel homogener, seit sie nicht mehr zwischen den alten Kühen laufen
Arndt Hantsche
„Wir hatten früher viele Färsen, die untergegangen sind und sich nicht gegen die Altkühe durchsetzen konnten“, erinnert Arndt Hantsche sich. Seit der Trennung der Gruppen passiere das nicht mehr. „Die Färsen kennen ihre Kumpel und die Liegeboxen aus der Aufzucht.“ Er blickt über die am Futtertisch stehenden Tiere. „Da sind natürlich schon ein paar kernige Kühe aus der zweiten Laktation dabei. Trotzdem können alle friedlich ihre Futteraufnahme realisieren“. Das führt dann dazu, dass sich auch die „246“ gut entwickeln konnte. Denn bis zur zweiten Kalbung sehen Hantsche und Krome nochmal eine enorme Entwicklung bei den Färsen.
Geringe Aufzuchtkosten durch gezielte Selektion und wenige Kälber
Das Erstkalbealter liegt im Moment bei 25,5 Monaten. Hantsche und Krome ziehen nur ihre besten Kälber auf, um die Aufzuchtkosten gering zu halten. Seit 2017 werden die Kälber genetisch typisiert und danach selektiert. Passt die Entwicklung des Kalbes nicht, verlässt es ebenfalls den Betrieb. So ziehen die Beiden pro Jahr nur circa 60 bis 70 Rinder auf. Die Nachzucht wird ausschließlich gesext besamt. Der Besamungsindex liegt bei 1,6. Bei den Mehrkalbskühen werden 60 % mit Angussperma besamt und nur die guten Kühe bekommen ein Holsteinkalb. Insbesondere bei den Erst- und Zweitlaktierenden haben die Tiere eine hohe Persistenz, weshalb die Laktation gezielt verlängert wird, um weniger Kälber zu bekommen. Die Zwischenkalbezeit liegt bei durchschnittlich 430 Tagen.
Betriebsentwicklung
2017: Typisierung aller weiblicher Kälber und Beginn der genomischen Selektion
2019: Bau eines neuen Trockensteherstalls und Investition in CowManager Ohrmarken zur Brunst- und Krankheitserkennung
2020: Umstellung auf dreimaliges Melken am Tag und Start der Zusammenarbeit mit der Firma Ahrhoff GmbH
2021: Einbau von Lüfter und Wasservernebelung am Futtertisch, um die Kühe im Sommer zu kühlen
2022: Investition in einen Anschieberoboter und Installation von mehr Wassertränken im Strohstall
Eine enorme Leistungsentwicklung
Das Zusammenspiel aus einer gezielten Fütterung, Kuhkomfort und intensiver Bestandsbetreuung hat zu einer deutlichen Verbesserung der Milchleistung in den letzten Jahren geführt. Seit 2020 konnten die Betriebsleiter die Leistung von der sehr soliden 11.000 kg auf 13.400 kg steigern. Ein Faktor für die Leistungssteigerung war der Umstieg auf das dreimalige Melken am Tag. „Der ganze Tagesablauf ist dadurch strukturierter geworden. Denn bis spätabends ist immer jemand auf dem Betrieb und kann nochmal mit anpacken“, erklärt Arndt Hantsche. Das begünstige die intensive Betreuung von kranken oder kalbenden Kühen.
Der ganze Tagesablauf ist durch das dreimalige Melken strukturierter geworden
Arndt Hantsche
Die Kühe kalben im 2019 gebauten Trockensteher- und Transitstall. Die frisch trockengestellten Kühe und Färsen kommen sechs Wochen vor der Kalbung zusammen in den Stall. Circa drei Wochen später wechseln die Tiere in möglichst festen Gruppen in den Close-Up Bereich. Bei ersten Anzeichen der Geburt separieren sie die Kühe in die Einzelbucht. Arndt Hantsche weist mit dem Finger auf eine ältere Kuh im Close-Up Bereich: „Diese Kuh wird wahrscheinlich nicht leicht kalben und wir könnten sie jetzt schon in die Einzelbucht holen. Dann ist sie näher am Futter und der Tränke, kann leicht fixiert werden und im Notfall kann man schnell eingreifen“.
Die Fütterung im Blick
Einen großen Leistungsschritt nach vorne brachte die Anpassung der Trockensteherration. Diese werden heute zweiphasig gefüttert. Die Ration wird für alle Trockensteher angemischt mit viel Mais und 5 kg Häckselstroh. Die Ration wird gut angenommen, die Trockenmasseaufnahme liegt bei den Trockenstehern bei 14,5 kg. Ab drei Wochen vor der Kalbung wird mit einem Futtermittelzusatz die Ration für die Close-Ups angepasst.
Für alle melkenden Kühe wird eine Ration verfüttert. Im Fresh-Bereich wird diese für die frischlaktierenden Kühe mit einem Futtermittelzusatz aufgewertet. Der Fresh-Bereich bietet Platz für 16-20 Kühe. Die Kühe verbringen dort zwei bis drei Wochen nach der Kalbung für einen optimalen Start in die Laktation. Die melkende Ration ist sehr maislastig. Es werden zusätzlich Melasse, Bicarbonat und Futterfette eingemischt. Der Betrieb füttert außerdem GVO-frei mit Rapsschrot und Rapskuchen. Die Trockenmasseaufnahme liegt bei 27 kg.
Ziele für die Zukunft
„Das Schöne an der GbR ist, dass man sich arbeitstechnisch gut aufteilen kann und kein Einzelkämpfer sein muss“, sagt Arndt Hantsche. Gemeinsam haben die beiden Betriebsleiter auf dem Hof Pläne für die Zukunft. „In vielen Bereichen sind wir noch nicht optimal unterwegs“. Bald muss in eine neue Fahrsiloanlage investiert werden und die Eigenstromversorgung soll entweder durch Photovoltaik oder die bestehende Güllebiogasanlage erfolgen. „Hier ist die Politik gefragt zuverlässige Rahmenbedingungen zu schaffen. Substrate für die Biogasanlage wären für 150 KW vorhanden. Bisher lohnt es sich aber nicht die Güllebiogasanlage aus dem EEG2012 mit 75 KW zu erweitern“, sagt Hantsche.
Häufig genutzt, aber selten optimal – der Strohstall ist oft ein Kompromiss aus Kuhkomfort, Hygiene und Arbeitsaufwand. Tipps für funktionale Strohbereiche.
Ab sofort dürfen Kälber erst ab 28 Tagen transportiert werden. Viele Betriebe müssen weitere Stallplätze schaffen. Tipps, wie Sie die Kälberhaltung anpassen können und welche Boxenmaße...