Die erste Erfolgskennziffer, die einen Milchkuhbetrieb auszeichnet, ist die Milchleistung. Doch was sind die Erfolgsrezepte hoher Leistungen? Zusammen mit der Firma Ahrhoff GmbH konnten wir einen Blick hinter die Zahlen in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Hessen auf fünf Spitzenbetrieben werfen, die alle hohe Leistung und gutes Management auszeichnet.
Die erste Erfolgskennziffer, die einen Milchkuhbetrieb auszeichnet, ist die Milchleistung. Doch was sind die Erfolgsrezepte hoher Leistungen? Zusammen mit der Firma Ahrhoff GmbH konnten wir einen Blick hinter die Zahlen in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Hessen auf fünf Spitzenbetrieben werfen, die alle hohe Leistung und gutes Management auszeichnet.
GbR Haßlau Gröbner/Kalbhenn
Betriebsspiegel
655 Milchkühe
Milchleistung: 39 kg Herdenschnitt bei 3,94 % Fett und 3,36 % Eiweiß
11 Lely Melkroboter
Ak gesamt: 9
Seit 24 Jahren werden die Kühe auf der GbR Haßlau mit Melkrobotern gemolken. Angefangen hat es 1998 mit dem Neubau eines Boxenlaufstalls mit jeweils 60 Kühen an zwei Robotern. „Nach der Umstellung habe ich mich gefragt, ob das AMS die richtige Entscheidung war“, gesteht der Betriebsleiter Christian Kalbhenn. „Uns fehlte einfach die Erfahrung mit den Robotern. Aber gleichzeitig hat es auch mein Ehrgeiz geweckt, dass es funktioniert.“ Mittlerweile wurde der Boxenlaufstall mehrmals verlängert und auf 300 Kühe an sechs Melkrobotern aufgestockt. 2019 kam dann ein weiterer Laufstall hinzu mit Platz für fünf Melkroboter und 200 Kühe. Das es jetzt funktioniert, beweist die Milchleistung von 39 kg im Herdenschnitt.
Ich beschäftige mich nicht mehr mit Wachstum, sondern mit Optimierung.
Christian Kalbhenn
- Eingewöhnung mit Zweitlaktierenden: Die Färsen werden gemeinsam mit den Zweitlaktierenden im alten Stall an die Melkroboter angelernt. Pro Gruppe stehen rund 150 Kühe an jeweils drei Melkrobotern. „Früher hatte ich eine einzelne Färsengruppe an einem Roboter. Ich habe dann aber gemerkt, dass die Umgewöhnung an die anderen Robotermodelle schwierig ist. Deshalb stehen Färsen jetzt gemischt mit den Zweitlaktierenden.“ Pro Monat kommen 15-17 Färsen in die Herde, die auf die zwei Gruppen aufgeteilt und angelernt werden. Das entspricht einer Remontierungsrate von rund 30 %. Ab der dritten Laktation stehen die Kühe dann im neuen Stall. Dort haben sie zum einen nach der Kalbung kürzere Wege und insgesamt mehr Kuhkomfort.
- Zahlen am Roboter im Blick: Im Schnitt haben die Melkroboter 14 % freie Zeit. „Damit sind sie gut ausgelastet. Eine stärkere Auslastung würde mehr Treibetiere bedeuten“, erklärt Kalbhenn. Pro Roboter sind im Schnitt 52 Kühe. Die Nachtreibequote liegt bei 2-4 %. Die durchschnittliche Melkgeschwindigkeit liegt bei 3,1 kg/min. „Als wir 1998 mit den Robotern angefangen haben, lag die Geschwindigkeit noch bei 1,8 kg/min“, erzählt Kalbhenn. „Mit der jetzigen Dauer bin ich eigentlich zufrieden. Über 4 kg/min würde ich wegen der Eutergesundheit nicht gehen.“
- Automatische Nuckeleimerreinigung: Die ersten zwei Wochen verbringen die Kälber in Iglus und werden ad libitum mit angesäuerter Tränke versorgt. Die Nuckeleimer werden einmal am Tag in einer automatischen Eimerwäsche gereinigt. Christian Kalbhenn ist überzeugt von dem System. Er schraubt den Nuckel von einem Eimer und fährt mit dem Finger an der Innenkannte entlang. „Die Spülmaschine bekommt die Eimer hygienisch sauber“, ist sein Fazit.
- Die richtige Belüftung im Kälberstall: Bei Christian Kalbhenn kommen die Kälber ab der zweiten Lebenswoche bis zum sechsten Lebensmonat in einen neugebauten Kälberstall. „Die richtige Lüftung ist im Moment noch eine Herausforderung“, sagt Kalbhenn. Für ein konstantes Klima wurden Wind- und Temperaturgesteuerte Jalousien installiert. Doch noch erreicht Kalbhenn damit nicht den gewünschten Effekt. Die Kälber haben gehäuft Lungenprobleme. Ein bestandsspezifischer Impfstoff wird gerade entwickelt. Außerdem denkt der Betriebsleiter über den Einbau einer Schlauchlüftung nach.
Schneider Landwirtschaft GbR
Betriebsspiegel
800 Milchkühe
Milchleistung: 40 kg im Herdenschnitt bei 3,92 % Fett und 3,38 % Eiweiß
Ak gesamt: 26
Völlig unbeeindruckt von den Exkursionsteilnehmern, die mit raschelnden Überzieherschuhen in den Stall eindringen, bleiben die Kühe entspannt auf dem erdigen Grund liegen und kauen wieder. Der Friedrichshof hat sich 2017 für den Bau eines Kompostierungsstalls für 450 Kühe entschieden. Hier sind die Frischabkalber, Trockensteher und ein Teil der laktierenden Kühe auf der freien Liegefläche mit planbefestigtem Laufgang am Futtertisch untergebracht. Die restliche Herde steht in einem 3-Reiher Laufstall mit Tiefboxen.
- Hitzestress vermeiden: „Diese Region ist ein Hitzeloch“, sagt Schneider. Bevor er nicht die Ventilatoren im Boxenlaufstall verbaut hatte, rasselte die Milchleistung während den heißen Monaten in den vergangenen Jahren 20 % nach unten und die Fruchtbarkeit verschlechterte sich. Mittlerweile kühlen im Sommer große Lüfter die 360 melkenden Kühe. Am Futtertisch sorgt außerdem ein Beregnungssystem dafür, dass die Kühe nass werden und runterkühlen.
Im Kompoststall ist die Lüftung ebenfalls entscheidend für den guten Kompostierungsprozess bzw. das Einsparen von Einstreu und keine übermäßige Erhitzung der Liegefläche. Dafür hat Schneider eine Saugbelüftung über Rohre unterhalb der Liegefläche installiert, die jede Stunde für 10 Minuten läuft. Unter dem Dach sind außerdem große, stromsparende Lüfter installiert, die Schneider zu 40 % gefördert bekommen hat.
- Mitarbeiter halten: Durch die Nähe zum Frankfurter Flughafen und der Industrie fällt es Schneider nicht so leicht, Mitarbeitende zu finden. Denn auch mit geringen Qualifikationen lässt sich im Umkreis gutbezahlte Arbeit finden. Um die Mitarbeiter, die zur Hälfte aus Rumänien stammen, zu halten, bietet er Wohnraum, Mahlzeiten und Betriebsautos. „Ich behandele alle Mitarbeiter gleich und mit Respekt“, sagt Schneider. „Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit die Mitarbeiter zum Arzt oder Apotheke zu fahren.“
- Regelmäßige Melkerschulung: Im 28er Innenmelkkarussell werden die Kühe täglich dreimal gemolken. Pro Schicht sind zwei Arbeitskräfte mit Melken beschäftigt und eine Person mit Treiben. Eine Schicht dauert 1,5 Melkzeiten. Das Karussell steht immer nur kurz still. 1.500 Liter gehen pro Stunde in den Tank. Mittlerweile ist das Karussell 22 Jahre alt. „Bis 2025 oder 2030 sollte es noch laufen“, meint Schneider. Dann müsse mal in neue Melktechnik investiert werden. Damit die Melkabläufe routiniert und gewissenhaft befolgt werden, gibt es alle sechs Wochen auf dem Betrieb eine Melkerschulung. Dazu kommt eine Übersetzerin und es werden alle Schritte sorgsam durchgegangen.
- Durch Fütterung und Melktage die Milchleistung verbessert: 2019 lag die durchschnittliche Leistung bei soliden 10.770 kg im Jahr. Die letzte Milchleistungsprüfung hat einen Schnitt von 12.300 Kilogramm ergeben. Ursächlich für die Verbesserung ist, laut Schneider, unter anderem die angepasste Zwischenkalbezeit von vorher 480 auf konstant unter 400 Tagen mit einer freiwilligen Wartezeit von 80 Tagen. Dadurch haben sich auch die Melktage von über 250 auf unter 200 verkürzt. Außerdem werden durch die Berechnung der Rationen auf Basis des CNCPS die Verdaulichkeit der einzelnen Futtermittel besser berücksichtigt und die Kühe entsprechend ausgefüttert.
Die Betriebe wurden alle im Rahmen der Ahrhoff Fachexkursion für Milchkuhhalter „Kunden besuchen Kunden“ besichtigt.
Stalleinblicke in fünf Spitzenbetriebe konnten wir auf einer Reise quer durch Deutschland gewinnen. Dieses Mal im Fokus: zwei Großbetriebe in Brandenburg.
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