Frühe Folgeschnitt ++ Trockenheit: Schröpfschnitt zum richtigen Zeitpunkt ++ beste Tageszeit zur Mahd ++ den Zuckergehalt messen ++ hoch mähen für mehr Energie
In diesem Frühjahr war es nicht leicht, den optimalen Schnittzeitpunkt auf dem Grünland zu treffen. Vielerorts war das Graswachstum aufgrund der kühlen Witterung im März und April zunächst noch sehr verhalten. Die Niederschläge im Mai brachten zwar einen Schub in der Massenentwicklung, verzögerten aber dann die Grasernte.
Folgeschnitte spätestens nach vier, besser drei Wochen
Wer Anfang Mai die sehr kurzen Zeitfenster zur Grasernte genutzt hat und bereit war, auf etwas Masse zu...
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In diesem Frühjahr war es nicht leicht, den optimalen Schnittzeitpunkt auf dem Grünland zu treffen. Vielerorts war das Graswachstum aufgrund der kühlen Witterung im März und April zunächst noch sehr verhalten. Die Niederschläge im Mai brachten zwar einen Schub in der Massenentwicklung, verzögerten aber dann die Grasernte.
Folgeschnitte spätestens nach vier, besser drei Wochen
Wer Anfang Mai die sehr kurzen Zeitfenster zur Grasernte genutzt hat und bereit war, auf etwas Masse zu verzichten, der hat voraussichtlich Silage mit hohen Energiegehalten einfahren können. Ein früher Schnittzeitpunkt hat sich aber auch aus einem weiteren Grund noch gelohnt: Das wüchsige Wette hat den zweiten Aufwuchs schnell heranwachsen lassen. Dieser sollte schon im Silo sein, denn der zweite Aufwuchs altert oft schneller als man denkt. Die letzten beiden Jahre haben gezeigt, dass der Folgeschnitt spätestens nach drei (vier) Wochen erfolgen muss/sollte.
Alle, die erst spät im Mai oder sogar Anfang Juni den ersten Aufwuchs gemäht haben, werden sich jetzt fragen, was passiert, wenn jetzt der Regen ausbleibt?
Theoretisch könnte zumindest ein Aufwuchs ausfallen, denn die Hauptvegetationszeit ist inzwischen vorbei. In den noch verbleibenden Wochen kann selbst bei einer guten Wasserversorgung nicht mehr mit den üblichen Massenerträgen zum 2. Schnitt gerechnet werden. In den mittlerweile von Trockenheit gefährdeten Regionen oder in Regenschattengebieten könnten die Folgeaufwüchse weitgehend auf sehr niedrigem Niveau bleiben. Der dritte Schnitt könnte aufgrund von Sommertrockenheit immer öfter entfallen. Dennoch muss ein Reinigungsschnitt erfolgen, aber wann ist der ideale Zeitpunkt?
Bei Trockenheit Schröpfschnitt auf der Fläche lassen
Ein notreifer Grünlandaufwuchs (2. Schnitt). Hier muss für einen kräftigeren Folgeaufwuchs ein Reinigungsschnitt erfolgen.
(Bildquelle: Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Bei beginnender Trockenheit und insbesondere bei einer damit einhergehenden Futterknappheit ist rechtzeitig zu mähen, da der Ertrag sonst auf der Fläche vertrocknet. Sind allerdings ausreichende Futtervorräte vorhanden, finden sich keine Wurzelunkräuter wie Ampfer oder Disteln im Grünlandbestand, der Grasaufwuchs schon in der Notreife, dann kann (sollte) er auch auf der Fläche verbleiben, denn bei Dürre verändert sich im Grünland die botanische Zusammensetzung des Bestandes drastisch. Das Verschwinden leistungsfähiger Gräser lässt den Bestand lückig werden und eröffnete dadurch Möglichkeiten für tief wurzelnde Kräuter und die Zunahme von Unkräutern. Ein zurückgelassener Aufwuchs schützt die Gräser und insbesondere den Klee, der bei einer Abfuhr der Ernte vertrocknen könnte. Letztlich wird die Grünlandnarbe so bestens auf den Wiederaustrieb nach der nächsten Regenperiode vorbereitet.
Hoch mähen – auch für höhere Energiegehalte
Die richtige Schnitthöhe bei Gras ist immer ein Thema – besonders dann, wenn die Masse ausbleibt. Für einen Hochschnitt sprechen gleich mehrere Argumente:
Verringerung der Futterverschmutzung
schnellerer Wiederaustrieb der Gräser
Höherer Energiegehalt (um bis zu 0,25 MJ NEL)
Auf keinen Fall sollte die Schnitthöhe – auch bei drohendem Futtermangel – 8 cm unterschreiten, bei ausreichendem Aufwuchs darf das Mähwerk gerne auch auf eine Schnitthöhe von 10 cm eingestellt werden.
Auf keinen Fall sollte eine Schnitthöhe im Gras von 8 cm unterschritten werden – auch nicht bei drohendem Futtermangel!
(Bildquelle: Berkemeier, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Ein glatter Schnitt für eine schnellere Regeneration
Ein glatter Schnitt, also glatte Schnittflächen an den Blättern, erleichtert dem Gras die Wundheilung und Regeneration. So kann es sich im Idealfall bereits 48 Stunden nach dem Schnitt wieder um das Wachstum kümmern. Je ausgefranster eine Schnittfläche, desto mehr Wasser und Nährstoffe verliert der Trieb. Auch ist das Risiko für Infektionen höher und es dauert länger, bis das Gras wieder wächst. Also - besser mit scharfen, gut eingestellten Klingen mähen.
Grundsätzlich gilt: Je trockener und rohfaserreicher das Erntegut, desto kürzer sollte gehäckselt werden. Dies hat sowohl Vorteile für das Festfahren, für den beginnenden Siliervorgang und später auch für die Umsetzung des Futters im Pansen. Gerade bei alten Grasbeständen ist das Kurzhäckseln vorteilhaft. Alte Gräser, die vergleichsweise viel unverdauliche NDF enthalten, werden besser gefressen und verdaut, wenn eine theoretische Häcksellänge von max. 2 cm angestrebt wird.
Ob das Gras am Abend oder erste am nächsten Morgen gemäht werden soll, das sollte in Anbetracht der Wetteraussichten und der Arbeitsorganisation entschieden werden. Das Mähen am (Vor)Abend bringt gegenüber einem frühen Schnitt am nächsten Tag oft keinen Trocknungsvorsprung. Im Verlauf des Tages nimmt der Zuckergehalt in den Graspflanzen zu, in der Nacht ab. Die Veränderungen sind aber relativ gering. Wichtig ist nicht erst auf das Abtrocknen des Taus zu warten. Gemäß Versuchen von Agroscope ART trocknen frühgeschnittene Pflanzen besser ab.
Mit der Knoblauchpresse ins Gras
Den Zuckergehalt des Grases zu kennen, ist wichtig, um ein geeignetes Siliermittel auszuwählen. Mit einer Knoblauchpresse und einem digitalen Refraktometer lässt sich der Zuckergehalt schnell und einfach bestimmen. Zunächst schneidet man mit einer Schere ein Büschel Gras ab und klein (am besten mehrere Büschel sammeln und mischen). Dann presst man das kurze Gras in einer gewöhnlichen Knoblauchpresse. Der Saft des Grases wird anschließend z.B. mit Hilfe einer Pipette auf ein Refraktometer getröpfelt, das den Brixgehalt in Prozent anzeigt. Ein Brix von 5 Prozent entspricht einem Ausgangszuckergehalt von 150 g/kg. Für eine gute Silierung im Futterstock werden rund 100 g gebraucht. Bleiben also 50 g Zucker/kg Silage übrig.
Der Zuckergehalt im Gras lässt sich mithilfe eines Refraktometers messen.
(Bildquelle: Brix)
Höhere Zuckergehalte im Gras bzw. hohe Restzuckergehalte später im Silo (> 6 Brix) erhöhen die Gefahr einer Nacherwärmung. Bei Gräsern mit hohen Ausgangszuckergehalten und geringen Proteingehalten ist die Pufferkapazität niedrig. Dadurch kann zu viel Milchsäure entstehen und Restzucker im Silo verbleiben, was das Risiko einer Nacherwärmung deutlich erhöht.
Ein gezielter Einsatz von biologischen oder chemischen Siliermitteln kann das Risiko einer Nacherwärmung nach dem Öffnen des Silostocks reduzieren, wertvolle Inhaltsstoffe (Protein) sichern und den Verderb des wertvollen Grundfutters verhindern.
Fazit: Es wird im Zuge des Klimawandels immer wichtiger, sich gezielt mit dem Thema Grassilage zu beschäftigen, eine für den eigenen Betrieb passende Strategie bezüglich Erntezeitpunkt und Grünlandverbesserung zu finden. Diese Strategie immer wieder zu kontrollieren, anzupassen und zu verbessern. Dabei hilft, sich von Berufskollegen oder Experten beraten zu lassen.
Silomanagement ist an 365 Tagen angesagt. Drei hilfreiche Tipps aus der Praxis für mehr Ordnung in Fahrsilos und gegen Verluste bei Grassilage und Maissilage.