Selten gelingt die Silomaisernte unter optimalen Bedingungen. Was tun bei u.a. zu trockenem Mais, ungleichmäßiger Abreife, Hitze oder Regen zum Häckseltermin?
Einfache Silomais-Jahre sind selten geworden. Das mittlerweile jährliche Auftreten von mehrwöchigen Trockenphasen, Phasen von Dauerregen, Hitzewellen oder lokalen Unwettern erschwert nicht nur die Entwicklung, sondern auch die Ernte und Bevorratung mit der für Futterbaubetriebe so wichtigen Sommerung.
Tipps dazu, wie mit mittlerweile „typischen“ Sonderfällen in der Silomaisernte umzugehen ist, geben zwei praxiserfahrene Experten für die Silomaisernte und -konservierung.
Karsten Bommelmann
AG FUKO, Niedersachsen
Matthias Manger
LKV Bayern
Wichtig – mind. 4 Wochen Verschluss: Wer chemische Siliermittel für eine Verbesserung der aeroben Stabilität (WR2) nach dem Öffnen des Maissilos einsetzen möchte (z.B. bei stark geschädigtem Pflanzenmaterial, hohen Temperaturen während der Ernte, erschwerter Verdichtbarkeit, TS-Gehalte größer 40 %, geringem Vorschub unter 1,5 m/Woche), muss beachten, dass das Silo für mindestens vier Wochen geschlossen bleiben muss.
Vorab-Ernte: Häckseln in der Milchreife
In der Milchreife eine Häcksellänge von mindestens 7 mm tHL wählen, um den Austritt von Sickersaft zu hemmen.
(Bildquelle: Katrin Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Wenn der Silomais vor der neuen Ernte ausgeht, ist es üblich, einen Teil Mais vorab zu häckseln. Oft trifft das in die Milchreife: Der Mais hat hohe Wasser- (Gesamtpflanze 20 % bis 25 % Trockensubstanz, TS) und Zuckergehalte. Er siliert meist sehr gut, bei gutem Silomanagement ist der Einsatz von Siliermittel nicht nötig.
Der Hauptteil des frischen Maises sollte mindestens sechs Wochen durchsilieren.“
Karsten Bommelmann
Der Hauptteil des frischen Silos sollte mind. sechs Wochen durchsilieren, bevor er geöffnet wird. Denn je kürzer die Silierdauer und je zuckerreicher das Material, desto größer ist das Risiko von Nacherwärmung. Muss der frische Mais direkt gefüttert werden, kann man durch einen zweiten, kleinen Haufen zum Vorabfüttern für ausreichenden Vorschub (≥ 2,5 m bis 3 m/Woche) sorgen. So lässt sich Nacherwärmung sowie Schimmelbildung am nicht durchsilierten Futter verhindern.
Wenn die Maissilage vor der neuen Ernte ausgeht, ist es üblich, einen Teil Mais vor Abreife zu häckseln, damit keine Futterlücke entsteht. Tipps zur Vorab-Ernte.
Hagel und Strum: Zerfetzte und liegende Bestände
Hier ist der durch den Hagelschauer entstandene Schaden am stehenden Maisbestand noch harmlos. Es ist nicht notwendig, den Bestand frühzeitig zu ernten.
(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)
Eine im wahrsten Sinne erschlagende Wirkung können Hagel und Sturm auf Maisbestände haben. Wie mit beschädigten Beständen umzugehen ist, ist abhängig vom Schweregrad.
Gering beschädigte Bestände – Blätter noch vorhanden und weitestgehend intakt, Kolben unverletzt – sind nicht sofort zu ernten, sollten jedoch aufmerksam beobachtet werden. Sie können schneller abreifen als unverletzte Pflanzen, sprich sie sind früher zu ernten.
Stark beschädigte Bestände – mit großem Blattverlust, beschädigten oder abgeschlagenen Kolben – zeitnah ernten, um keinen weiteren Verlust an Futterwert hinnehmen zu müssen. Je nach Reifegrad ist mit einem erhöhten Aufkommen von Sickersaft zu rechnen.
Völlig zerstörte Bestände – Pflanzen abgebrochen, Blätter und Kolben nahezu vollständig abgeschlagen – lohnt sich eine Ernte in Bezug auf Kosten-Nutzen nicht mehr. Der Futterwert ist durch fehlende Blätter und Kolben sehr gering, ebenso der übrigbleibende Masseertrag.
Bei Lagerschäden ist zu unterscheiden, ob die Pflanzen nur umgebogen oder umgeknickt bzw. abgebrochen sind.
Sind die Stängel abgebrochen ist eine zeitnahe Ernte angeraten (Versorgungsbahn der Pflanze abgerissen). Es kann sich lohnen, mit der Ernte noch einige Tage zu warten, sodass die Trockenmassegehalte ansteigen können und so weniger Sickersaftverluste anfallen. Allerdings sollten die Bestände gut beobachtet werden, es sollte nicht so lange gewartet werden, bis sich die Unterseiten der Pflanzen verfärben. Bei schlechter Wetterlage (Regen) sollte sofort geerntet werden, die liegenden Pflanzen verschmutzen durch die hochspritzende Erde und es kann schneller zu Fäulnis kommen.
Bei umgebogenen Beständen kann gewartet werden, hier ist ggf. ein Aufrichten und weiteres Wachstum bzw. Abreifen möglich. Dennoch: Die Bestände in der weiteren Entwicklung gut im Auge behalten.
Bezüglich der Ernte liegender Bestände hat sich eine schräg bis entgegen zur Fallrichtung erfolgende Ernte mit einem reihenunabhängigen Maisgebiss als funktionell erwiesen.
Detaillierte Informationen und einen Entscheidungspfad für Hagelschäden finden Sie beim LfL Bayern unter dem Link Was tun bei Unwetterschäden am Mais?
Erntetermin bestimmen: TS-Gehalte messen
Heißluftfritteusen eignen sich sehr gut, um den TS-Gehalt von Mais zur Abreifekontrolle zu ermitteln.
(Bildquelle: Luetke-Holz, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Erntereifer Silomais sollte 32 % Trockensubstanzgehalt (TS) in der Gesamtpflanze aufweisen, das gilt unverändert. In den vergangenen Jahren sind viele Maissilagen jedoch zu trocken (40 % TS und mehr) geerntet worden, mit den Konsequenzen von Schimmelbildung und Nacherwärmung.
Ursache ist, dass oft falsch eingeschätzt wird, wie schnell die Bestände unter hohen Temperaturen, Sonne und geringer Wasserverfügbarkeit abreifen. Auch Stay-Green-Sorten sind schwer zu beurteilen.
Die klare Empfehlung lautet daher, die Entwicklung der Trockensubstanz in der Abreife tatsächlich und frühzeitig zu messen. Entweder optisch/haptisch (Anleitung siehe unten) oder über ein Zerkleinern, Trocknen (Heißluftfritteuse, Dörrobstautomat oder auch Backofen) und Rechnen oder über ein Proben analysieren lassen (Labor, regionale Reifemonitoring-Aktionen).
Eine Orientierung bieten auch die Temperatursummen, z. B. integriert in den regionalen Reifeprognosen.
Die Witterung beeinflusst die Abreife im Mais. Behalten Sie ab August bzw. September den TS-Gehalt Ihrer Silomaisbestände im Blick, um den optimalen Erntezeitpunkt nutzen zu können. Tipps zur...
Ungleiche Abreife: Mehr Termine
Reifen Bestände uneinheitlich, sollte das trockenste Material nach unten ins Silo und das nasseste nach ganz oben.
(Bildquelle: Katrin Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Witterung, Standort und Sorten beeinflussen, dass nicht alle Bestände eines Betriebes und auch nicht alle Pflanzen innerhalb der einzelnen Flächen gleichmäßig abreifen. Für den optimalen Erntezeitpunkt gilt es zu schaffen, die Ernte auf den größten Teil von einheitlich entwickeltem Mais abzustimmen.
Zu beachten ist: Die siliertechnischen Risiken wie Sickersaftbildung, Fehlgärungen und Nacherwärmung steigen deutlich bei Siliergut, das mit weniger als 30 % und mehr als 40 % TS gehäckselt wird. Das Gros des Erntematerials sollte daher innerhalb dieses TS-Korridors liegen.
Das Gros des Erntematerials sollte im TS-Korridor von 30 bis max. 40 % TS liegen.“
Karsten Bommelmann
Je nach Größe der gesamten Maisanbaufläche erweist es sich daher oft als sinnvoll, wenn Betriebe mehr als einen Erntetermin organisieren. Nicht nur bezüglich einer engeren Orientierung an der optimalen Reife, sondern auch arbeitswirtschaftlich – etwa, um ein zügiges, gründliches Abdecken mit genügend Leuten hinzubekommen. Die meisten Betriebe verteilen ihren Mais ohnehin auf mehrere Silos, so kann ein Silo früher gefüllt werden, das zweite oder die weiteren ein, zwei Wochen später.
Es lohnt sich in der Ernte etwas mehr Arbeit auf sich zunehmen, statt das ganze Jahr mehr Arbeit wegen schlechtem Futter zu haben.“
Matthias Manger
Grundsätzlich gilt es, bei jedem Termin mit dem trockensten Material zu starten (unterste Schicht im Silo) und das feuchteste nach oben zu fahren (bessere Verdichtbarkeit, guter Abschluss der Haufen).
Trockenschäden: Kurz, dicht, Vorschub
Bei sehr trockenem Material kann häufig Nacherwärmung und Schimmel auftreten.
(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)
Zu unterscheiden ist, ob es sich um 1. kolbenlosen, brusthohen Mais oder 2. in der Restpflanze sehr trockenen Mais mit Kolben handelt.
Zu 1.: Durch das Fehlen des Kolbens überrascht dieser trotz Tabak-artigem Aussehen oft mit niedrigen TS-Gehalten. Das Material neigt eher zur Buttersäure- oder alkoholischen Gärung, als dass pilzlicher Verderb zu befürchten ist.
Zu 2.: Bei Material mit tatsächlich überhöhten TS-Gehalten (≥ 38 % TS) versuchen, mit reduzierter Häcksellänge und intensivierter Verdichtungsarbeit dem Risiko von Nacherwärmung und Schimmelbildung entgegenzuwirken. Da biologische Siliermittel im Bereich ≥ 40 % TS nur noch geringe Effekte erzielen, sind am ehesten chemische Siliermittel geeignet, um den Siliererfolg zu fördern.
Ein wesentlicher Hebel gegen Nacherwärmung ist es über das Silomanagement einen Vorschub von 2,5 m und mehr pro Woche zu realisieren.
Hitze und Trockenheit haben den Maisbeständen stark zugesetzt. In vielen Regionen sollte deshalb mit der Ernte jetzt schon begonnen werden.
Hitzewelle: Einlagerungswärme
Die Einlagerungswärme misst man im Silokern am frischen Anschnitt. Bei gutem Silomanagement ist sie nicht kritisch.
(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)
Die Umgebungstemperatur beeinflusst die Temperatur, mit der der gehäckselte Mais ins Silo kommt. Silomieten puffern die eingebrachte Temperatur lange Zeit. So kann es sein, dass beim Öffnen des Silos nach Wochen noch Temperaturen von 20 bis 25 °C vorliegen.
Bei Einlagerungswärme ist der Kern wärmer als die Randschichten. Bei gut siliertem Material ist diese Temperatur nicht kritisch und das Material kühlt an der Anschnittfläche zügig aus.
Ist das Material jedoch bei hohen Erntetemperaturen gleichzeitig trocken-verstroht, begünstigen die hohen Temperaturen Hefen und Pilze – der Einsatz chemischer Siliermittel der WR 2, eine lange Verschlusszeit zum Durchsilieren und Abkühlen sowie ein hoher Vorschub helfen zusätzlichen Verderb und Nacherwärmung vorzubeugen.
Bei Nacherwärmung sind die Randschichten wärmer und der Kern kühler.
Regen: Weniger Milchsäurebakterien
Der natürliche Besatz an Milchsäurebakterien auf der Pflanze kann durch viel Regen abgewaschen werden.
(Bildquelle: Katrin Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Niedrige Temperaturen zur Ernte sind aus siliertechnischer Sicht weniger ein Problem, anhaltender Regen schon. Er erhöht das Risiko von Schmutzeintrag, geringen TS-Gehalten (Abreife verzögert, zusätzlicher Fremdwassereintrag) und einem verzögerten Silierverlauf, weil der natürliche Besatz an Milchsäurebakterien durch den Regen stark reduziert sein kann.
Um Fehlgärungen und erhöhten Sickersaftaustritt zu vermeiden, ist Folgendes hilfreich:
Wenn möglich, den Erntetermin auf ein absehbares Ende der Regenphase verschieben. Bei Regenwetter entwickeln sich die TS-Gehalte der Bestände nicht so schnell aus dem Zielkorridor.
Schmutzeintrag reduzieren, z. B. durch Strohstreifen vor der Fahrsiloauffahrt und eine höhere Schnitthöhe (mehr Erdanhaftung am Stängelfuß).
Heterofermentative Milchsäurebakterien zur Steuerung des Gärverlaufs einsetzen.
Verluste vermeiden: Gutes Silomanagement vor Siliermittel
Im Silo lagert viel Geld, das gut konserviert werden sollte. Arbeit in gute Verdichtung und glatte Ränder zahlen sich aus. Die Investition in Randfolien sowie langfristig größere Fahrsilokammern verbessern den Schutz des Futters noch einmal mehr.
(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)
Mais hat durch seinen Zucker- und Stärkegehalt bei einer normalen Entwicklung und einem passenden Trockensubstanzgehalt zur Ernte von 32 bis 35 % in der Gesamtpflanze eine sehr gute Siliereignung. Wird das Material gleichzeitig unter einem sehr guten Silomanagement ein- und ausgelagert, dann sind die Effekte, die der Einsatz von Siliermitteln zusätzlich bringen kann, fraglich.
Wenn einer oder mehrere der genannten Faktoren nicht optimal sind, dann können die richtigen Siliermittel helfen, die Umsetzungsprozesse in der Silage in Richtung der gewünschten Milchsäuregärung zu steuern und die aerobe Stabilität am Anschnitt zu verbessern. Bei der Siliermittelwahl ist zu unterscheiden, ob der pflanzlich bedingte Silierprozess zu unterstützen ist (zu nass, zu trocken, zu schmutzig, …) oder aber, ob Mängeln im Silomanagement im Betrieb entgegengewirkt werden muss. Die DLG bietet eine gute Entscheidungshilfe zum Siliermitteleinsatz.
Gerade beim Mais werden oft Siliermittel eingesetzt, um Schwächen im Silomanagement zu kaschieren.“
Matthias Manger
Gerade beim Mais werden jedoch oft Siliermittel eingesetzt, um Schwächen im betrieblichen Silomanagement zu kaschieren. Hier müssen Landwirte für sich entscheiden, ob ihr Geld langfristig nicht besser in Arbeitskraft (gewissenhafte, sofortige Verdichtung und Abdeckung), Silolagerraum, Vorschub, Unterzieh-, Wand- und Randfolien und Regenschutz an der Anschnittfläche investiert ist.
Zur Herstellung einer guten Maissilage gehört unbedingt die Kontrolle von Häckselqualität und Kornaufschluss in der Ernte. Diese drei Tools sind praxistauglich.