Schnell zudecken senkt das Risiko von Nacherwärmung
Wenn die Walzfahrzeuge vom Haufen fahren, beginnt die große Handarbeit – das Silozudecken. Eine extrem wichtige Aufgabe, bei der neben Manpower vor allem eine sehr gute Organisation gefragt ist. Denn die Qualität des Verschließens...
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Schnell zudecken senkt das Risiko von Nacherwärmung
Wenn die Walzfahrzeuge vom Haufen fahren, beginnt die große Handarbeit – das Silozudecken. Eine extrem wichtige Aufgabe, bei der neben Manpower vor allem eine sehr gute Organisation gefragt ist. Denn die Qualität des Verschließens beeinflusst die Qualität der Silage mindestens genauso sehr, wie die Verdichtungsleistung.
Es lohnt sich in der Ernte etwas mehr Arbeit auf sich zunehmen, statt das ganze Jahr mehr Arbeit wegen schlechtem Futter zu haben.“
Matthias Manger, LKV Bayern
Je schneller das Silo luftdicht verschlossen ist, desto besser. Denn dann kann der Silierprozess optimal ablaufen (dieser beginnt schon innerhalb der ersten Stunde, in der das Material ins Silo kommt) und die Anzahl an Hefen in der Maissilage, die Verursacher von Nacherwärmung, bleibt erheblich geringer.
Warum? Hefen sind natürlich an Maispflanzen vorhanden. Unter dem Vorhandensein von freiem Zucker und Sauerstoff leben sie im Häckselgut auf und vermehren sich rasant. Und sie beginnen ebenso wie die anderen Mikroorganismen am gehäckselten Material sofort mit ihrer Arbeit. Ausgebremst wird ihre Tätigkeit erst durch die Abwesenheit von Sauerstoff (hohe Verdichtung, schneller Verschluss) und die während der Silierung entstehende Essigsäure. Als stabil hinsichtlich ausreichend hoher Säuregehalte (niedriger pH-Wert) gelten Silagen erst ab einer Silierdauer unter Verschluss von mindestens sechs besser acht Wochen.
Je schneller gehäckselter Mais verschlossen wird, desto geringer kann der Besatz mit Hefen gehalten werden.“
Barbara Misthilger, LfL Bayern
Eine Untersuchung im Labormaßstab (Weckglas) der LfL Bayern zeigt, wie sehr sich das Ausmaß an Hefe-Vermehrung in einer Silage zwischen einem sofortigen Verschluss und einem Verschluss nach 24 h unterscheiden kann:
Häckselgut Mais sofort verschlossen: Anzahl Hefen (KbE/g) 2,3*10 hoch 6.
Häckselgut Mais nach 24 Stunden verschlossen: Anzahl Hefen (KbE/g) 8,6*10 hoch 7.
Zudem weisen die durchsilierten Proben unterschiedliche Gehalte an Ethanol (Alkohol) auf. 6 g vs. 9 g/kg TM. Das Ethanol ist ein Stoffwechselprodukt der Hefen. Während sie anfangs noch unter Anwesenheit von Restsauerstoff Zucker zu Kohlendioxid und Wasser veratmen, schalten sie nach Erreichung anaerober Verhältnisse ihren Stoffwechsel in alkoholische Gärung um. Ein weiteres Problem kann auftreten – Unter anaeroben Bedingungen können Milch- und Essigsäure mit Ethanol zu Ethylester (Geruch Nagellackentferner) reagieren. Dieses kann je nach Menge die Futteraufnahme und die Tiergesundheit negativ beeinträchtigen.
Die Tätigkeit der Hefen wird zwar nach dem luftdichten Verschluss ausgebremst und durch einen optimalen Silierverlauf gestoppt, sie verbleiben jedoch im Silo. Und wenn das Silo zum Füttern geöffnet wird, und somit wieder mehr (schlechte Verdichtung, wenig Vorschub) oder weniger (hohe Verdichtung, viel Vorschub) viel Sauerstoff in den Silostock gelangt, dann lebt die Tätigkeit der Hefen wieder auf. Und je höher die Belastung der Silage mit Hefen, desto höher ist auch das Risiko, dass es während der Auslagerung zu Nacherwärmung kommt.
Tipps zur Organisation des Zudeckens und zur optimalen Abdeckung
In dünnen Schichten reinfahren bzw. verteilen, langsam und mit viel Gewicht festfahren, zur Wand hin liegt das Material höher und eine Wandfolie kommt zum Einsatz – so sieht gutes Silomanagement aus.
(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)
Vor der Ernte:
Genug Unterzieh- und Silofolien sowie ggf. neue Silonetze etc. zum Ersatz in den passenden maximalen Maßen kaufen und zurecht legen. Ebenfalls pro Silo ein Set Flickmaterial (Folienkleber, Messer, Tücher) bereitlegen.
Genügend Leute organisieren, die beim Haufenzudecken helfen können.
Die Wände mit Wandfolie abhängen (optimaler Verschluss auch an den Problemstellen Rand und Ecken; verhindern das Eindringen von Niederschlagswasser an den Kanten). Um Kosten zu sparen, können auch alte, gut erhaltene Silofolien verwendet werden. Die Wandfolien müssen nach oben mindestens einen halben Meter über die Silowand hinausgeschlagen werden und unten bis zum Siloboden reichen. Mit Wandfolienklammern oben auf den Wänden befestigen und unten mit durchsilierter Silage beschweren.
Während der Ernte:
Das Geschehen im Silo beobachten (Häckselgut wird in Schichten von etwa 30 cm abgeladen bzw. verteilt; zwei- bis dreimal pro Schicht vom Walzfahrzeug überfahren, bevor neues Material abgeladen wird; Silo mit zu den Wänden hin leicht ansteigend aufgebaut), um ggf. reagieren zu können.
Die Kanten zur Wand in Fahrsilos werden eine Schaufelbreite geräumt und beim Überfüllen die Siloränder glatt halten (Handarbeit…), sodass Platz für das Beschwerungsmaterial ist und die Folien auch an den Rändern dicht anliegen können.
Überfüllte Fahrsilokammern sind nicht ideal, aber gängige Praxis. Wichtig ist ebenso wie bei Silomieten die Ränder glatt zu halten (Folien liegen dicht an), zudem muss zur Silowand eine schaufelbreite Kante geräumt sein (ausreichend Platz für das Beschwerungsmaterial).
(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)
Messen, wie voll bzw. hoch die Silohaufen werden – um zu kontrollieren, ob die Folien passen bzw. welche gewählt werden müssen. Die Folien sollten mindestens 50 cm Überhang über beide Ränder haben. Denn bei stärkerer Gärgasbildung können zu schmale Folien von der Seite in das Siloinnere gezogen werden, sodass erneut Luft in das Silo eintreten kann!
Zum Abdecken:
Eine erfahrene Person vom Betrieb (!) hat das Kommando bzw. beim parallelen Abdecken von zwei Silos eine Person pro Haufen und leitet die Helfer in den Abläufen und der Materialbeschaffung an. Ein Siloabdecken gelingt nur mit guter Kommunikation sorgfältig und zügig. Denn vorne am Haufen sieht man nicht, ob am Ende vom Haufen einer der Helfer die Unterziehfolie durchgetreten hat, die Folie hochgerutscht ist oder ob ein anderer Helfer die Sandsäcke wirklich lückenlos in die Kante gelegt hat. Vermeintlich kleien Fehler, die am Ende jedoch in hohen Futterverlusten durch Gammelstellen resultieren können.
Zuerst die Unterziehfolie abrollen und auseinanderfalten, der Überhang über die Kanten sollte jeweils mindestens 50 cm betragen.
Schuhe aus! So bald die Unterziehfolie liegt, sollte man diese am besten nur noch ohne Schuh und vorsichtig betreten. Auf Socken tritt man weniger schnell durch die Folie.
Diejenigen, die die Unterziehfolie auseinander ziehen und die neue Silofolie abrollen, ziehen bei uns immer die Schuhe aus.“
Berkemeier GbR
Als nächstes die Wandfolien über die Unterziehfolie einschlagen (die Unterziehfolie saugt sich im Gegenteil zur normalen Silofolie regelrecht an das Häckselgut an).
Dann die neue Silofolie abrollen und auseinanderschlagen. Der Überhang über die Kanten sollte jeweils mindestens 50 cm betragen.
Schuhe wieder anziehen ...
Die finale Abdeckschicht auflegen. Im einfachen Standard kommen auf die neue Folien noch Siloschutznetze und dann die Beschwerung (Silosäcke, Reifen). Im „gehobenen“ Standard – insbesondere erforderlich, wenn Probleme mit Krähen am Silo bestehen – auf die neue Folie noch zusätzlich alte Folien auflegen, dann erst die Silonetze, dann Beschwerung und ggf. noch zusätzliche Vogelschutznetze.
Bei Problemen mit Krähen schützt ein zusätzlich über der Beschwerung aufgebrachtes Vogelschutznetz vor Schäden.
(Bildquelle: Katrin Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Silomanagement ist an 365 Tagen angesagt. Drei hilfreiche Tipps aus der Praxis für mehr Ordnung in Fahrsilos und gegen Verluste bei Grassilage und Maissilage.
Erde – Old School, aber hoch wirksam!
Erde bzw. Sand als beschwerende Schicht auf Silos bedeutet sowohl bei Zu- als auch Abdecken mehr Arbeit. Jedoch zusätzliche, sehr gleichmäßige und dichte Beschwerung und Schutz vor Schäden durch Krähen.
(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)
Das Abdecken mit Erde bzw. Sand als beschwerende Schicht auf der neuen Silofolie (darunter Unterziehfolie) wird nicht mehr in vielen Betrieben praktiziert. Denn es bedeutet sowohl bei Zu- als auch beim Ab-/Aufdecken mehr Handarbeit.
Schon eine dünne (ca. 5 bis 10 cm dick) und gleichmäßig, lückenlos verteilte Schicht Sand bringt jedoch auch zwei sehr große Vorteile für die Silagequalität mit sich:
Gleichmäßige Beschwerung: Die lückenlose Sandschicht beschwert die Folie gleichmäßiger, als Streifen aus Silosäcken oder Reifen (diese kommen ja noch zusätzlich drauf). Das ist auch an der späteren Anschnittfläche vorteilhaft. Die Sandschicht unterdrückt den Sauerstoffeintrag beim geöffneten Silo an der Oberfläche deutlich.
Schutz vor Schäden durch Krähen: Picken Krähen durch ein Silonetz, dann sind auch schnell die wenigen Millimeter Silo- und Unterziehfolie durchgepickt. Treffen die Vögel jedoch unter dem Netz auf Sand, ist das für sie unattraktiv (kein Futter).
Zwei Schichten mehr: Wer bei der Siloabdeckung zusätzlich mit einer Schicht Sand (sauberer als Erde, weniger Durchwachs) arbeiten möchte, arbeitet insgesamt mit zwei Schichten mehr. 1. Unterziehfolie, 2. Silofolie, 3. Sand, 4. alte Folie (damit aus dem Sand keine Pflanzen in das Silonetz wachsen), 5. Silonetz, 6. Beschwerung.
Tipp: Kann der Sand nicht von der Seite her zum Verteilen von einem Fahrzeug auf das Silo geliefert werden, dann muss über das Silo gefahren werden. Dementsprechend müssen die Unter- und die Silofolie nach dem Ausbreiten aufgerollt werden, um sich dann Stück für Stück wieder nach vorne zum Haufenabschluss zu arbeiten (Sand drauf kippen – Verteilen – Folie wieder abrollen; Sand drauf kippen – Verteilen – Folie wieder abrollen ...). Es muss mit Umsicht gefahren werden, damit die erfolgte Verdichtung nicht wieder zu Nichte gemacht wird. Die Fahrspur sollte vor dem Bedecken mit Folie wieder geglättet werden.
Picken Krähen durch die alte Folie auf eine Schicht Sand (die über der neuen Silofolie und der darunter liegenden Unterziehfolie liegt), ist das für sie unattraktiv und sie picken nicht tiefer (kein Futter).
(Bildquelle: Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Silonetze flicken
Krähen finden jedes Loch in einem Silonetz. Löcher sollten daher geflickt oder wenn sie erst beim Zudecken gesehen werden, mit Reifen oder Silosäcken verdeckt werden.
Silonetze sind sehr schwer. Und teuer. Sich über das Jahr die Mühe zu machen, sie beim Wegräumen ordentlich zu falten, zusammen zu binden und zu markieren und sie sorgfältig zu behandeln (nicht mit Zangen reingreifen, Löcher flicken) macht sich bezahlt. Durch ein einfacheres Handling, weniger Verschleiß und weniger Vogelschäden und damit Futterverlusten an den Silos.
Ordentlich zusammengebunden und mit der Maße beschriftet erleichtert die Arbeit mit den schweren Silonetzen beim Zudecken der Silos erheblich.
(Bildquelle: Katrin Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)
Quellen: u.a. Barbara Misthilger (Webinar „Tipps zur Silomaisernte 2023: Auf was ist alles zu achten“ am 30.08.2023), Matthias Manger (LKV Bayern), mehrere Praxisbetriebe