Futterplanung

Silomais in der Milchreife ernten – was beachten?

Wenn die Maissilage vor der neuen Ernte ausgeht, ist es üblich, einen Teil Mais vor Abreife zu häckseln, damit keine Futterlücke entsteht. Tipps zur Vorab-Ernte.

Dass der Vorrat an Maissilage früher ausgeht als geplant, kommt vor. Etwa, weil über das Jahr Rationen angepasst werden mussten oder, weil sich die Abreife vom Silomais im Vergleich zum Vorjahr verzögert.
Damit keine Futterlücke aufkommt, ist es dann gängige Praxis, einen Teil des Silomaisbestands vorzeitig zu ernten. Meist trifft das in den Zeitpunkt, wenn der Mais in der Milchreife ist.
Tipps dazu, was bei der Ernte von Silomais vor der eigentlichen Abreife zu beachten ist, geben die Berater Karsten Bommelmann (AG FUKO, Niedersachsen) und Matthias Manger (LKV Bayern, Mittel- und Unterfranken).

Frühzeitig handeln – der Hauptteil der frischen Maissilage muss mindestens sechs Wochen unter Verschluss

Falls der Termin zu knapp vor Ende alten Maissilage fällt und noch vor Verstreichen der sechs Wochen Verschlusszeit angefangen werden muss, die frische Silage zu füttern, dann wird dazu geraten, einen zusätzlichen kleinen Haufen zur Vorabfütterung anzulegen. (Bildquelle: Katrin Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)

Für eine vorzeitige Ernte ist zunächst ist zu klären, wann und wie viel gehäckselt werden muss.
  1. Dazu ist zu ermitteln, wie lange der Vorrat aus dem Vorjahr noch reicht bzw. wie viel Maissilage wöchentlich gebraucht wird – Markierungen an der Silowand helfen, den täglichen/wöchentlichen Vorschub abzuschätzen.
  2. Für die Planung von Menge und Termin ist zudem zu berücksichtigen, dass das frische Maissilo mindestens sechs, besser acht Wochen verschlossen bleiben sollte, bevor begonnen wird, es zu füttern.
Wählen Sie die vorab zu häckselnde Menge so, dass für den Hauptteil mindestens sechs Wochen Siloverschlusszeit möglich sind.“
Karsten Bommelmann
Dass der Hauptteil des frischen Silos erst durchsiliert, bevor es geöffnet bzw. die Anschnittfläche diesen erreicht, ist bei unreif gehäckseltem Silomais einmal mehr wichtig. Denn er weist hohe Zuckergehalte auf. Und es gilt, je kürzer die Silierdauer und je zuckerreicher das Ausgangsmaterial ist, desto größer ist das Risiko von auftretender Nacherwärmung. Nacherwärmung wird durch Hefen verursacht, die überwiegend bei Vorhandensein von Sauerstoff (offene Anschnittfläche) den Restzucker verstoffwechseln.

Ein kleines Silo zum Direktlosfüttern extra

Leider ist das theoretische Ideal bei der Termimfindung für ein Vorabhäckseln in der Praxis oft nicht umsetzbar. Etwa, weil Lohnunternehmen noch daran arbeiten, die verzögerte Getreideernte abzuschließen oder die Feldhäcksler in der Ernte vom dritten bzw. vierten Grasschnitt laufen. Ungeachtet dessen lohnt sich der Aufwand eines Vortermins zur eigentlichen Ernte im Hinblick auf den Aufwand erst ab einer größeren Menge. Dennoch, in einem guten Kunden-Dienstleister-Verhältnis sollte ein Vorab-Termin möglich gemacht werden können.
Falls die Zeit für die Silierung nicht reicht, für genügend Vorschub einen zusätzlichen kleinen Haufen zur Vorabfütterung anlegen.“
Matthias Manger
Falls der Termin zu knapp vor Ende alten Maissilage fällt und noch vor Verstreichen der sechs Wochen Verschlusszeit angefangen werden muss, die frische Silage zu füttern, dann wird dazu geraten, einen zusätzlichen kleinen Haufen zur Vorabfütterung anzulegen. So kann darauf hingewirkt werden, dass der tägliche Vorschub ausreicht, um eine Nacherwärmung sowie Schimmelbildung an dem nicht durchsilierten, unstabilen Futter zu verhindern.
Bei solch kurz silierten Übergangsmieten sollte zwecks Verhinderung von Nacherwärmung ein Vorschub von mindestens 2,5 m je Woche, gerne auch 3 m und aufwärts, erfolgen.

Nicht nur viel Zucker, sondern auch viel Wasser

Mais im Stadium der Dünn-/Milchreife erreicht im Gesamtkolben Trockenmassegehalte von 20 % bis 30 % TM (Ende Milchreife) und im Korn von 20 % bis 38 % TM (Ende Milchreife). (Bildquelle: Katrin Schiewer, Landwirtschaftsverlag GmbH)

Eine zwecks Futterabsicherung vorzeitige Silomaisernte fällt meist in das Stadium der Dünnmilchreife (Gelbfärbung des Korns, Korninhalt dünnflüssig und milchig) oder Milchreife (Korn gelblich, beginnende Verfestigung des Korns, Korninhalt milchig) tun. In diesen Stadien siliert das Material durch den hohen Zuckergehalt meist sehr gut, es enthält jedoch auch sehr viel Wasser.
Aufgrund des geringen Trockensubstanzgehaltes (Gesamtpflanze in der Milchreife ca. 20 % bis 25 % TS, starker Saftfluss beim Drehen des Stängels) sollten folgende Maßnahmen zur vorzeitigen Silomaisernte Berücksichtigung finden:
  • Die Häcksellänge eher höher wählen (7 mm tHL), damit das Futter mehr physikalische Struktur hat (hier mehr für den Aufbau im Silo als für den Pansen von Relevanz) und nicht mehr Pflanzensaft als vermeidbar aus dem Silohaufen fließt. Letzteres ist nicht nur ärgerlich im Silo-Management, sondern geht immer mit Nährstoffverlusten einher!
  • Wird eine Schicht Häckselstroh von Futterqualität unter dem Silohaufen platziert, wirkt dies zudem einem höheren Sickersaftanfall entgegen.

Siliermittel, ja oder nein?

Durch den niedrigeren TS-Gehalt von frühzeitig, noch vor Ende der Milchreife gehäckseltem Mais, ist dieser sehr gut verdichtbar. (Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)

Auf die Frage, ob es sinnvoll ist, Siliermittel bei der Vorab-Ernte von Silomais in dem noch unreifen Material einzusetzen, erklärt Karsten Bommelmann: „Es schadet nicht, es sollten jedoch keine zu hohen Erwartungen an deren Effekte gestellt werden.“
Bedingt durch den niedrigen TS-Gehalt und die hohen Zuckergehalte sind die Ausgangsbedingungen für die Silierung sowie auch die physikalische Verdichtbarkeit grundsätzlich sehr gut. Letzteres lässt ein geringes Restporenvolumen im Silostock erwarten.
Grundsätzlich wäre bei Siliergut im niedrigen TM-Bereich ein Präparat der Wirkungsrichtung 1b die Wahl. Dieses gibt es mit DLG-Prüfsiegel nur für Grasprodukte, jedoch keine für Mais. Daher würde die Wahl auf klassische Produkte der Wirkungsrichtung 2 fallen (biologisch sowie chemisch).

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