Ein neuer mineralischer Baustoff soll in kurzer Zeit wieder für glatte Siloflächen sorgen. Der Maschinenring Ostallgäu bietet damit jetzt exklusiv bundesweit die Sanierung als Dienstleistung an.
Eine rauhe, angegriffene Oberfläche und stellenweise 1,5 bis 2 cm tief abgetragenes Material. So schildert Josef Batzer aus Lamerdingen im Allgäu den Zustand seines Fahrsilos vor der Sanierung: „Die Siloplatte war nur noch schwer sauber zu halten. Deshalb...
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Eine rauhe, angegriffene Oberfläche und stellenweise 1,5 bis 2 cm tief abgetragenes Material. So schildert Josef Batzer aus Lamerdingen im Allgäu den Zustand seines Fahrsilos vor der Sanierung: „Die Siloplatte war nur noch schwer sauber zu halten. Deshalb schädigte die Säure den Boden zunehmend und beeinträchtigte auch die Futterhygiene. Wir mussten etwas tun“, sagt der Milchviehhalter mit 50 Kühen. Er gehört mit zu den ersten Betrieben in Deutschland, die ihre Silos mit dem neuen Spezialbaustoff "Novitech Viscoplan" von Fa. Schretter & Cie aus Tirol sanieren ließen.
Der neue Spezialbaustoff wurde speziell zur Sanierung von stark beanspruchten landwirtschaftlichen Flächen entwickelt. Zur Verarbeitung werden 25 kg Baustoff mit 5 Liter Wasser gemischt.
(Bildquelle: Silvia Lehnert )
Die Vorteile des neuen Baustoffes seien laut Christian Kirchmaier von Fa. Schretter & Cie neben der glatten Oberfläche, die Beständigkeit und die einfache Verarbeitung. Er sei eigens für Fahrsilos oder Maschinenhallen entwickelt worden und enthalte einen besonderen Zement. Durch seine mineralische Basis könne man jederzeit weitere Sanierungsschichten aufbringen. Das Silo könne außerdem schon nach kurzer Zeit wieder genutzt werden.
Vor der Sanierung: Das rund 40 Jahre alte Silo war an einigen Stellen rauh geworden und zum Teil trat die Armierung zum Vorschein.
(Bildquelle: Veronika Fick-Haas)
Nachher: Nach der Sanierung lobt der Milchviehhalter die glatte, aber dennoch nicht rutschige Silofläche.
(Bildquelle: Silvia Lehnert )
Durchgeführt wurde die Sanierung im Betrieb Batzer vom Team des Maschinenrings Ostallgäu, der für den neuen Baustoff bisher bundesweit den Alleinvertrieb inne hat und für die Durchführung dieser Dienstleistung als Fachbetrieb auch nach dem WHG zertifiziert ist. Eine solche Zertifizierung ist nach der aktuell geltenden AwSV zwingend notwendig. Da der Baustoff nicht beim Deutschen Institut für Bautechnik in Berlin (DIBt) zugelassen ist, darf der Einsatz nur mit einer Ausnahmegenehmigung des zuständigen Wasserwirtschaftsamtes eingesetzt werden. „Der Landwirt selbst muss vor der Sanierung mit dem zuständigen Landratsamt abklären, ob er das Material verwenden darf“, so Martin Reßle vom Maschinenring Ostallgäu.
Vorarbeiten auf dem Betrieb
Bevor der Maschinenring aber in der Regel mit zwei Mann zur Sanierung anrückt, muss der Landwirt den Siloboden mit dem Hochdruckreiniger oder einer Dreckfräse gründlich gereinigt und von losen Altbetonresten befreit haben. „Je nach Zustand der Betonoberfläche sind zwei bis vier Reinigungsgänge mit Hochdruckreiniger und Schmutzfräse erforderlich, um eine saubere und tragfähige Oberfläche zu erreichen“, meint Josef Batzer. Der Anbieter gibt die Mindestrautiefe mit ca. 1 bis 2 mm an. Größere Ausbrüche im Material sollte man schon mit Saniermörtel geschlossen haben.
Wenn der Untergrund zu trocken ist, dann zieht er aus dem Baustoff Wasser, das zur Aushärtung benötigt wird, d.h. er verbrennt.
Christian Kirchmaier, Fa. Schretter & Cie
Das ist aber nicht die einzige Vorarbeit, die der Betrieb für ein optimales Ergebnis leisten muss. Denn die wichtigste Voraussetzung, damit aus einem rauhen Silo wieder eine glatte Oberfläche wird, ist, dass der Untergrund vor der Sanierung ausreichend gereinigt und genäßt wurde. „Wenn der Untergrund zu trocken ist, dann zieht er aus dem Baustoff Wasser, das zur Aushärtung benötigt wird, d.h. er verbrennt. Die Folge ist, dass der Spezialbaustoff keinen ausreichenden Verbund zum Altbeton bildet und wieder heraus bricht“, so Kirchmaier. Deshalb muss der Landwirt die Fläche bis zur Sättigung immer wieder nässen. „Zu diesem Zeitpunkt können auch Pfützen auf der Fläche stehen. Die kehren wir später einfach weg“, rät Martin Reßle vom Maschinenring. Danach gelte es, die Fläche bis zum Beginn der eigentlichen Sanierung mit Folie abzudecken, damit sie nicht austrockne.
Vier Helfer nötig
Am Tag der Sanierung rücken in der Regel zwei Leute vom Maschinenring Ostallgäu an. Vom Hof sollten für einen reibungslosen Ablauf weitere zwei Helfer gestellt werden. Außerdem ist ein 220 Volt-Anschluss für den Collomix-Mischer nötig. In ihm werden 25 kg Baustoff mit ca. 5 Liter Wasser gemischt, auf die mattfeuchte Fläche aufgebracht und das flüssige Material dann gleichmäßig mit einem Stiftrakel „mäanderförmig“ abgezogen, so dass eine Schicht von ca. 0,5 cm entsteht. Mit einer Stachelwalze geht man schließend nochmal drüber, damit die Fläche noch ebener wird. „Je gleichmäßiger der Belag aufgebracht wird, umso weniger Spannungsrisse gibt es später“, sagt Martin Reßle. Mit insgesamt vier Helfern ist der Belag nach 1,5 Stunden aufgebracht.
Die Sanierungsschicht sollte ca. 0,5 cm dick sein. Mit Stiftrakel und Stachelwalze wird eine möglichst gleichmäßige Verteilung erzielt.
(Bildquelle: Veronika Fick-Haas)
Sobald die Fläche matt wird und nicht mehr klebt – je nach Witterung nach ca. 2 bis 4 Stunden – kommt erneut für mindestens drei weitere Tage eine PE-Folie auf die sanierte Fläche. Verwendet werden kann dafür eine Unterziehfolie mit 40 µ. „Jetzt sollte sofort Wasser draufgespritzt werden, damit die Folie beschwert ist. Dadurch ist die Verdunstung gehemmt, denn wir brauchen eine langsame Trocknung“, sagt Martin Reßle vom MR. Nach ca. sieben Tagen sei das Silo wieder zu benutzen.
Martin Reßle
Das Ergebnis
Josef Batzer hat mittlerweile zwei Fahrsilos mit dem neuen Spezialbaustoff sanieren lassen. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Das Silo ist jetzt wieder schön glatt, aber trotzdem nicht rutschig.“ Er ist überzeugt: Mit anderen Materialien, wie etwa Estrich oder Asphalt, wäre das Ergebnis nicht so gut und der Arbeitsaufwand deutlich höher gewiesen. „Absätze oder Stufen hätten mit Estrich oder Asphalt nicht vermieden werden können“, meint der Landwirt. Für die Vorarbeiten wäre bei diesen Alternativen der gleiche Aufwand erforderlich gewesen.
Das Silo ist jetzt wieder schön glatt, aber trotzdem nicht rutschig.“
Josef Batzer, Milchviehhalter, Lamerdingen
Nach Aussage von Christian Kirchmaier von Fa. Schretter & Cie eigne sich letztlich jede Silofläche für den neuen Sanierungsbaustoff. „Nur bei sehr magerem Beton ist es ratsamer, die Fläche komplett neu zu betonieren.“ Um eine passende Entscheidung treffen zu können, sei deshalb vor der Sanierung ein Vor-Ort-Termin mit dem Maschinenring zur Begutachtung des Untergrundes unverzichtbar. Am Tag der Sanierung sollte es außerdem eine Temperatur von mindestens 5 °C und keine Nachtfröste mehr haben sowie trocken und einigermaßen windstill sein.
Unabhängige Studien zum Einsatz des neuen Spezialbaustoffes am Silo gibt es noch nicht. Und auch die Beratung kann noch keine Aussagen zum Produkt machen.
Josef Batzer
Lamerdingen
Wie teuer ist das Verfahren?
Eine Garantie für die Haltbarkeit der Schicht gibt weder der Maschinenring noch der Hersteller, Fa. Schretter & Cie. „Wie lange der neue Belag hält, hängt natürlich davon ab, wie man mit dem Silo umgeht“, sagt Kirchmaier. Weil die Kapillare geschlossen seien und damit Säuren weniger angreifen könnten, hätte der Novitech Viscoplan-Baustoff allerdings eine längere Standzeit gegenüber Silagesickersäften. Den Preis gibt der Maschinenring abhängig vom Materialbedarf mit 20 bis 25 €/m2 an.
Christian Kirchmaier
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