Fütterung

Futterhygiene kontrollieren – bevor die Tiergesundheit leidet

Die Kontrolle der Futtermittelhygiene hat auf vielen Betrieben keine feste Einbettung in die Routine – das sollte sie aber. Die kritischen Bereiche und Tipps.

Mangelnde Futterhygiene fördert Krankheitserreger wie Hefen, Schimmel, Mykotoxine, Clostridien, Enterobakterien, E. Coli., Salmonellen, etc., die die Gesundheit und damit Milch- und Fruchtbarkeitsleistung von Milchkühen gefährden können.
Um schlimme gesundheitliche Folgen bei den Kühen zu verhindern, sollte die Sauberkeit rund um die Fütterung routinemäßig kontrolliert und gepflegt werden. Berater sehen in der Praxis drei kritische Bereiche: 
  • Konservierung und Lagerung von Futtermitteln
  • Untergrund, Maschinen und Geräte zur Futterbereitung
  • Futtertisch

Konservierung und Lagerung von Futtermitteln

Bei der Konservierung und Lagerung des Grundfutters und anderer feuchter Futterkomponenten ist es für eine hohe Futterhygiene unumgänglich die Grundsätze zur Silierung einzuhalten:
  • Saubere Ernte und Einbringung mit geringem Aschegehalt,
  • hohe Verdichtung des Ernteguts,
  • schneller und dauerhaft sicherer Luftabschluss,
  • ggf. zusätzlicher Einsatz von Siliermitteln,
  • ein zum Öffnen des Silos möglichst abgeschlossener Silierprozess, 
  • genügend Vorschub und Abdichtung der Anschnittsflächen.
Schon während des Silozudeckens sowie unter der Lagerung die Abdeckung kontrollieren. Löcher in der Folie (z.B. durch Krähen oder mechanischen Ursprungs) sind sofort zu flicken, wenn großflächiger Futterverderb verhindert werden soll.
Mehr zur Produktion und Lagerung von Silagen sowie zur Konservierung feuchter Komponenten finden Sie auf unseren Themenseiten Grassilage und Grassilieren und Maissilage und Maishäckseln
Tipp: Vor der Fütterung von Silagen ist es gängige Praxis, ihre Inhaltsstoffe durch eine Laboranalyse bestimmen zu lassen. Um das Futter bedenkenlos in der Ration einsetzen zu können, ist es insbesondere bei Maissilage sinnvoll zudem die Mykotoxinbelastung mit zu untersuchen. Nur wenn die Mykotoxinkonzentration vor der Fütterung bestimmt wird, kann im Falle einer hohen Belastung „proaktiv“ reagiert werden – also bevor es zu den typischen schwerwiegenden Problemen in der Herde kommen kann. Etwa über den Einsatz von Toxinbindern in der Ration und einem zusätzlichen Verschneiden von Silagen, um die Gesamtbelastung zur reduzieren.

Verdorbener Mais wirkt sich negativ auf die Gesundheit und damit Leistungsfähigkeit aus. (Bildquelle: Stoecker-Gamigliano)

Zur Kraftfutterlagerung: Kraftfuttersilo sollten möglichst vor der nächsten Befüllung vollständig geleert sein. Wenn verdorbenes Kraftfutter auftaucht empfiehlt sich eine Reinigung. Wichtig: Bei einer Reinigung von Hochsilos auf das Sorgfältigste auf Personenschutz achten (nicht von unten in das Silo steigen, es können Restmengen an Futter oder Staubklumpen von der Silodecke herunterfallen!). Es sind seitliche Luken erforderlich – nicht von unten arbeiten! Gegebenenfalls ist es die sicherere Variante, eine Spezialfirma zu beauftragen, die über professionelle Reinigungs- und auch Trocknungstechnik für die hohen, voluminösen Behälter verfügen. Wird ein Silo nass gereinigt, muss es unbedingt mehrere Tage leer stehen, um richtig abtrocknen zu können.
Besonders kritisch ist es, wenn frisches Kraftfutter mit Restwärme aus der Produktion in Hochsilos eingeblasen wird – hier kann es zur Bildung von Kondenswasser kommen, was die Entstehung von Klumpen und Schimmelnestern fördert. Auch erhöhte Staubmengen im Kraftfutter sind kritisch.
Es empfiehlt sich die frische Ware immer zu kontrollieren und bestenfalls auch Rückstellproben von jeder Charge zu ziehen – Tipps dazu finden Sie im Artikel Rückstellproben selber ziehen.
Tipps zur Konservierung und Lagerung von hofeigenen Kraftfuttermischungen bzw. Getreideschroten finden Sie auf unserer Themenseite Fütterung von Milchkühen.

Untergrund, Maschinen und Geräte zur Futterbereitung

Es können die besten Silagequalitäten im Fahrsilo liegen, doch wenn die Sauberkeit rund um den Fütterungsprozess nicht stimmt, finden Krankheitserreger trotzdem ihren Weg ins Futter. Deshalb ist es angemessen, die Sauberkeit der befahrenden Flächen, als auch von den genutzten Geräten (Silozange, Greifschaufel, Futtermischer, etc.) stets im Blick zu behalten.

Ein saubere Fahrsiloanlage: Sowohl die auf- als auch die zugedeckten Silagen sind gepflegt und ordentlich. (Bildquelle: Veauthier)

So ist es zum Beispiel wichtig, den Ort an dem das Futter geladen wird sowie die Betriebsfläche sauber zu halten und bestenfalls routinemäßig zu reinigen (Kehrmaschine, Hochdruckreiniger), weil: 
  • Sowohl Futtermischer, als auch das ladende Fahrzeug wie z.B. der Radlader kommen in Kontakt mit dem Untergrund und damit im unhygienischen Fall mit alten Futterresten, Dreck etc..
  • Bei der nächsten Fahrt (Futterreste vom Futtertisch entfernen, das frische Futter abladen) fahren beide Fahrzeuge über den Futtertisch und können somit die Futterablagefläche mit alten Futterresten, Schimmel- und Hefesporen und sonstigem Dreck von der Hoffläche verschmutzen. Hohe Schmutzmengen können bei Kühen eine hämorrhagischen Dünndarmentzündung provozieren.
Zu den Gerätschaften: Mit der Greifzange zum Füttern wird nicht selten auch ausgemistet oder auch erwärmte Futterreste weggebracht – sie danach mindestens mit dem Hochdruckreiniger abzuwaschen sollte Standard sein.
Eine Maschine, die wesentlich weniger schnell und einfach sauber zu halten ist, ist der Futtermischwagen bzw. Futtermischbehälter. Entsprechend mangelt es in der Praxis häufig an einer regelmäßigen Reinigung dieser! Empfehlungen und Tipps zur Reinigung von Futtermischwagen finden Sie unter Wie fit und hygienisch ist Ihr Futtermischwagen?

Im Futtermischwagen gibt es viele Ecken und Ziwschenräume, an denen sich Futterreste sammeln. Die Maschinen sollten mindestens einmal jährlich gründlich sauber gemacht werden. (Bildquelle: Hilbk-Kortenbruck, Landwirtschaftsverlag GmbH)

Futtertisch – die Schwachstellen kennen

Neben der Beschaffenheit des Futtertischbodens gibt es hier noch andere „Schwachstellen“, die die Futterhygiene gefährden können. 
  • Der Boden vom Futtertisch soll möglichst glatt (porenfrei) und damit leicht sauber zu halten sein. Über die Zeit altern die Oberflächen jedoch durch den Säureeinfluss aus der Silage. Futtertischböden sollten daher regelmäßig gereinigt und saniert werden – mehr dazu: Den Futtertisch sanieren (lassen)
  • Zwischenraum Fressgitter und Betonsockel. Dies ist eine Stelle, die bei der Futtertischreinigung oft vernachlässigt bzw. „übersehen“ wird. Dabei kann hier über die Jahre eine matschige, schimmelige Schicht aus Futterresten und Speichel entstehen. Diese Schicht bringt gleich zwei Probleme mit sich: Zum einen kann sie sich lösen und in das Futter fallen, die Tiere könnten die erregerreiche Schicht mitfressen. Zum anderen bildet sich hier ein Vermehrungsort für Fliegen.

Warum nicht mal das Fressgitter und die Aufkantung am Futtertisch reinigen? Doch besser bei leerem Futtertisch. (Bildquelle: Berkemeier, Landwirtschaftsverlag GmbH)

Quelle: u.a.  Jordan Hunt, Dairy Herd Management


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