Während so gut wie alle Milcherzeuger wenigstens ab und zu die Zellzahl kontrollieren, gibt es deutlich weniger, die tatsächlich sagen können, wie viel ihre Kühe fressen und ob die Ration auf dem Futtertisch zu der Ration auf dem Papier passt. Das ist schade!
Denn die Fütterung der Kühe wirkt sich einfach auf jeden Bereich im Kuhstall aus: Melken, Tiergesundheit, Arbeitsanfall, Betriebswirtschaft … Es lohnt sich, hier genauer hinzuschauen. Lesen Sie im Folgenden die...
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Während so gut wie alle Milcherzeuger wenigstens ab und zu die Zellzahl kontrollieren, gibt es deutlich weniger, die tatsächlich sagen können, wie viel ihre Kühe fressen und ob die Ration auf dem Futtertisch zu der Ration auf dem Papier passt. Das ist schade!
Denn die Fütterung der Kühe wirkt sich einfach auf jeden Bereich im Kuhstall aus: Melken, Tiergesundheit, Arbeitsanfall, Betriebswirtschaft … Es lohnt sich, hier genauer hinzuschauen. Lesen Sie im Folgenden die Einstiegstipps eines Fütterungsberaters sowie die Erfahrungen zweier Herdenmanager.
Fütterung: Hauptsache, immer gleich!
Stefan Neumann
Managementberatung (KoeslingAnderson)
Der Einstieg ins Fütterungscontrolling ist oft weniger aufwendig als gedacht:
Einmal pro Woche Trockenmasse (TM) messen, z. B. mit einem Dörrobst-Automaten oder einer Heißluft-Fritteuse.
Einmal im Monat die Ration auf Selektierbarkeit überprüfen (z. B. mit dem Kehrblech-Test oder der Schüttelbox).
Das „Normal“ der Herde kennen: z. B. zwei von 200 Kühen haben dünnen Kot. Aber wenn aus zweien vier Kühe werden, gilt es, der Ursache auf den Grund zu gehen.
Kühe füttern heißt, Mikroben füttern. Die Bakterien im Pansen stellen sich darauf ein, wenn das Futter immer zur gleichen Zeit und mit der gleichen Zusammensetzung vorgelegt wird. Gleichmäßigkeit ist bedeutend wichtiger als die letzte Stelle hinter dem Komma in der gerechneten Ration. Je einheitlicher das Futter, desto höher sind Futteraufnahme, Milchleistung und Futtereffizienz.
Mit diesen wichtigen, aber einfachen Maßnahmen und ein bisschen Routine können Sie Ihre Herde ein großes Stück voranbringen. Probieren Sie es doch einfach mal aus!
Futtermischwagen: Neue Technik, neue Chance
Florian Burfeind
Herdenmanager (300 Kühe)
Niedersachsen
Wir haben zwar ab und zu Futterreste erfasst, doch wenig systematisch. Als der neue Futtermischwagen kam, war mir eine ordentliche Softwareunterstützung wichtig. Seitdem wiegen wir alle Futterreste zurück – an eine Wand schieben, zurück in den Mischwagen, Wiegeergebnis aufschreiben und dann über den Mischwagen an die jungen Rinder füttern. So war die Neuanschaffung bei uns der Startpunkt für regelmäßiges Fütterungscontrolling.
Mir gefällt, dass die Mischwagen-Software mit dem Herdenmanagement-Programm kommuniziert und täglich automatisch die richtigen Tierzahlen sendet. Beim Beladen des Mischwagens zeichnet die Software alles auf; der Fütterer muss lediglich die zu fütternde Gruppe auswählen. So kenne ich die ausgefütterte Menge für die drei melkenden Gruppen (Färsen, Kühe und Trockensteher) und muss lediglich die Restfuttermenge händisch erfassen. Wir dokumentieren die Daten in einer WhatsApp-Gruppe, zu der alle Fütternden Zugriff haben.
Dazu prüfe ich die Trockenmasse der Futterkomponenten, auch des Strohs. Wenn wir einen Silohaufen anfangen, messe ich fast täglich die Trockenmasse; sobald wir eine konstante TM erreicht haben, reicht es einmal pro Monat. Ich nutze gerne einen Dörrobsttrockner, weil ich damit vier Proben auf einmal messen kann (lesen Sie hier weiter, wie das geht).
Wenn ich das Gefühl habe, die Kühe können die Ration selektieren, verschicke ich die Proben zum Ausschütteln an eine Tierarztpraxis (Agroprax). Hinweise liefern mir bei Bedarf auch unsere Sensortechnik (Cowmanager), das Ernährungsmodul mit Auswertungen zu Fress- und Wiederkauzeit schaue ich mir allerdings nur bei Bedarf an. Mein Tipp: Die Anbringung von „Kickern“ auf dem Schneckenfuß haben uns dabei geholfen, das Gras endlich richtig aufzulösen.
Die Anbringung von „Kickern“ auf dem Schneckenfuß hat Florian Burfeind dabei geholfen, das Gras endlich richtig aufzulösen.
(Bildquelle: Burfeind)
Beratung gewechselt, Routinen eingeführt
Fiete Strodthoff-Schneider
Betriebsleiter (400 Kühe)
Niedersachsen
Vor 10 Jahren haben wir die bestandsbetreuende Tierarztpraxis gewechselt. Als ersten Schritt im Fütterungscontrolling haben wir begonnen, die Trockenmasse-Aufnahme der verschiedenen Gruppen zu bestimmen; zu Beginn alle zwei Wochen. Mittlerweile prüfen wir die Trockenmasse-Aufnahme wöchentlich, denn so bekommen wir Hinweise auf Probleme, bevor die Kühe krank werden. Dazu trocknen wir die frisch vorgelegte Ration, um deren TS-Gehalt zu bestimmen. Wir notieren die Menge an frisch vorgelegter Ration und die Futterreste pro Gruppe. Zusammen mit der Kuhzahl pro Gruppe lässt sich dann die TS-Aufnahme pro Kuh und Tag ermitteln.
Außerdem messen wir zweimal wöchentlich und nach Regenereignissen täglich den Trockenmasse-Gehalt der Silagen und passen diesen entsprechend an. Für das Trocknen von Silagen und Rationen nutzen wir eine Heißluftfritteuse (ein Praxisbeispiel finden Sie hier).
Weitere Maßnahmen, die nach und nach dazugekommen sind:
Kontrolle der Mischqualität: Einmal monatlich und nach Bedarf (Silagewechsel) ziehen wir Proben der frisch vorgelegten TMR und lassen sie mittels automatisierter Schüttelbox untersuchen (Zeitersparnis, da Schütteln vor Ort entfällt). Wir mögen das objektive Ergebnis, welches Hinweise auf Fehler in Fütterungsarbeit oder auch die Häckselqualität der Silagen gibt.
Fressverhalten durch Aktivitätserkennung prüfen: Die Software setzt die Fresszeiten der Herde ins Verhältnis zur Futteraufnahme. Steigende Fresszeiten bei gleichbleibender Futteraufnahme weisen oft darauf hin, dass die Kühe das Futter sortieren. Durch verbesserte Mischarbeit und kurze Häcksellängen konnten wir hier gute Ergebnisse erreichen.
Für Fütterungscontrolling investieren wir etwa ein bis zwei Stunden pro Woche. Aber das ist es uns wert!
Fiete Strodthoff-Schneider
Bei uns dokumentieren Fütterer und Betriebsleiter die TS-Aufnahmen und Fresszeiten in einer Excel-Tabelle. Die TS-Gehalte der Silagen schreiben wir auf einem Whiteboard auf und passen diese direkt im Programm des Mischwagens an. Über die Jahre konnten wir durch sensibles Fütterungscontrolling eine Leistungssteigerung bei weniger kranken Kühen erreichen. Dafür investieren wir ca. ein bis zwei Stunden pro Woche. Das ist es uns wert!
Ein großzügig kalkulierter Futterrest kann die Futteraufnahme von Kühen positiv beeinflussen. Viel Rest bedeutet aber auch mehr Kosten und Arbeitsaufwand!
Auf dem Papier lassen sich Rationen sehr genau kalkulieren. Doch häufig kommen gerade kleine (Trockensteher-)Mischungen so nicht auf dem Futtertisch an.