Im Livetermin unbeantwortete Fragen
Milchharnstoffgehalte interpretieren
Frage: Bei welchem Harnstoffgehalt (Minimum und Maximum) sollte man in der Fütterung gegensteuern?
Nüllmann: Das Ziel sollte ein Harnstoffgehalt zwischen 180 -220 ml/l sein. Liegt dieser über 240 muss er abgesenkt werden. Bei hohen Milchleistungen (über 38 kg) kann der Harnstoff-Wert durchaus auch bei 160 ml/l liegen (vor allem, weil die Eiweißpreise derzeit extrem teuer sind).
Frage: Unsere Kühe starten mit 50-100 ml/l Harnstoff, bis zum 100. Tag. Danach geht es hoch. Die Spätlaktierenden sind dann bei 190-260. Ist das so in Ordnung?
Nüllmann: Nein, das ist so nicht in Ordnung. Der Pansen der Frischmelker weist kein optimales Energie/Eiweiß-Verhältnis auf. Die Kühe erreichen dann evtl. nicht ihr Leistungspeak und damit eine verminderte Laktationsleistung. Die Altmelker kann man niedriger einstellen, da die Eiweißpreise zu teuer sind um sich hier Harnstoffwerte von 260 leisten zu können. 200 ml/l reicht hier völlig aus.
Ration mischen
Frage: Sollten lange Futterpartikel wie z.B. bei einer Ladewagensilage alleine länger vorgemischt werden? Oder sollte man alle Komponenten laden und dann erst länger mischen?
Nüllmann: Es ist grundsätzlich immer besser das Gras zu häckseln. Wird Ladewagen-Silage eingesetzt: Erst das lange Gras separat länger mischen und dann den Rest dazugeben. Allerdings gilt auch „learning by doing“. Jeder Mischwagen ist da etwas anders. Deshalb sollte man es einfach ausprobieren und sich das Ergebnis am Futtertisch anschauen.
Frage: Wie weit darf man mit dem TS-Gehalt in der Ration runtergehen?
Nüllmann: Ziel am Futtertisch sind 36 – 38% TM. Wenn die Kühe aber dennoch weiter selektieren, senken a auf max. 32% TM ab. Danach wird es kritisch!
Frage: Wie sieht es mit der Strukturwirksamkeit in der Ration aus, wenn man viel Wasser zugibt und der TS-Gehalt der TMR niedrig ist? Unser Tierarzt sieht die Wasserzugabe sehr skeptisch.
Nüllmann: Das Wasser hat keinen Einfluss auf die Strukturwirkung. Wenn beispielsweise 320 NDF pro kg TM vorhanden sind, bleiben 320 NDF pro kg Trockenmasse, ganz egal ob die Frischmasse 33 % oder 39% hat (also egal wie viel Wasser zugefügt wurde). Wichtig ist nur beim Wassereinsatz auf Nacherwärmung zu achten! Diese darf NIEMALS toleriert werden.
Inhaltsstoffe im Futter
Frage: Was ist der Unterschied zwischen MJ NEL und dänischem System?
Nüllmann: Der Unterschied zwischen dem deutschen und dem dänischen System liegt v.a. in einer anderen Bewertung der Faserverdaulichkeit. Grundsätzlich versuchen wir eine bestimmte Menge NDF in die Kuh zu füttern, der Rest kann dann je nach Marktlage mit KF ergänzt werden.
Frage: Wie würden Sie agieren, wenn das Rohprotein in der Luzernegrassilage hoch ist? Wie schätzen Sie die Verdaulichkeit des Rohproteins von Luzernegrassilage ein?
Nüllmann: Dies ist wie immer abhängig vom Schnitt bzw. Schnittzeitpunkt. Aber generell ist die RP-Verdaulichkeit von Luzerne eher langsam einzustufen. Wenn viel Rohprotein in der Luzernegrassilage ist, ist das generell gut um Zukaufseiweiß zu sparen. Allerdings sollte man sich dann mit Hilfe des Milchharnstoffgehaltes an die optimale Einsatzmenge herantasten.
Sonstige Fragen
Frage: Wie lang sollte die Grassilage und die Maissilage gehäckselt werden?
Nüllmann: Gras sollte auf 10 – 12 mm gehäckselt werden. Aber Vorsicht: Wenn die Silage zu nass eingeholt wird, muss man auf 20 mm hochgehen, damit der Silo nicht reißt/auseinanderläuft (das kann bei unter 25% TM passieren). Mais sollte auf 6 – 8 mm gehäckselt werden.