Braunes Gras und eingerollte Maisblätter. In vielen Regionen Deutschlands herrscht nicht erst seit dieser Woche Trockenheit. Was gilt nun für Grünland und Mais?
Nach drei Dürrejahren konnten die Milcherzeuger vergangenes Jahr wieder aufatmen und ihre Futterlager auffüllen. Im Durchschnitt fielen deutschlandweit ca. 805 l/m2 (Im Zeitraum von 1991 bis 2020 lag der Durchschnitt bei 791 l/m2). 2021 gab es allerdings starke regionale Unterschiede: Während in den Alen und im Schwarzwald Niederschlagsmengen von teilweise mehr als 2000 l/m2 fielen, belief sich die Menge östlich des Harzes auf weniger als 500 l/m2.
Ein Blick auf die Wiesen und Äcker...
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Nach drei Dürrejahren konnten die Milcherzeuger vergangenes Jahr wieder aufatmen und ihre Futterlager auffüllen. Im Durchschnitt fielen deutschlandweit ca. 805 l/m2 (Im Zeitraum von 1991 bis 2020 lag der Durchschnitt bei 791 l/m2). 2021 gab es allerdings starke regionale Unterschiede: Während in den Alen und im Schwarzwald Niederschlagsmengen von teilweise mehr als 2000 l/m2 fielen, belief sich die Menge östlich des Harzes auf weniger als 500 l/m2.
Ein Blick auf die Wiesen und Äcker zeigt nun aber ganz klar: Dem Boden und den Pflanzen fehlt Wasser. In Deutschland hat die Dürre schon im März begonnen. Seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881 war er mit einem Flächenmittel von 15 l/m2 Niederschlag der vierttrockenste März.
Trockenes Frühjahr 2022
Dieses Jahr waren der erste, zweite und teilweise schon der dritte Grasschnitt ertragsmäßig zufriedenstellend. Im Juni fehlten in Deutschland jedoch etwa 25 % der durchschnittlichen Niederschlagsmengen - teilweise sogar bis zu 86 % (bei Erfurt/Weimar). Nun wächst vielerorts kein Gras mehr nach und die Sorge vor fehlenden Erträgen wächst.
Inwieweit können Landwirte nun eingreifen, um Erträge im Grünland und im Mais zu sichern bzw. die Bestände vor größeren Trockenschäden zu schützen?
Gras sollte bei Trockenheit nicht geschnitten werden, da es sonst die letzte Energie in den Wiederaustrieb steckt.
(Bildquelle: Simon)
Deutschlandweit vertrocknetes Grünland
Braunes Gras muss nicht unbedingt abgestorben sein. Bei anhaltender Trockenheit und Hitze sinkt allerdings die Überlebenschance. Ist die Pflanze braun, leicht zu verreiben, die Halmbasis auch unter den abgestorbenen Blättern bräunlich und die Wurzel nicht mehr weiß aber dafür steif, dann wird sich das Gras höchstwahrscheinlich nicht wieder erholen. In dem Fall sollte eine Nachsaat bzw. stellenweise sogar eine Neuansaat im Herbst geplant werden.
Was sollte man jetzt tun und was besser lassen im Umgang mit den von Trockenheit geplagten Grasnarben? Die Deutsche Saatveredelung AG hat eine Checkliste zur Verfügung gestellt.
Weitere Grasschäden vermeiden
Ohne das Regen in Sicht ist, sollte das Grünland nicht gemäht werden. Ansonsten steckt das Gras seine letzte Energie in das Wachstum neuer Triebe. Wird nicht gemäht, vertrocknen „nur“ Halme und Blätter. Die Wurzel bleibt dann aber meist funktionsfähig und ermöglicht einen Wiederaustrieb nach dem nächsten Regen. Vorsicht gilt aus denselben Gründen auch bei der Beweidung. Schnittverletzungen und Verbiss kosten dem Gras Energie. Das Grünland sollte außerdem auf keinen Fall gedüngt werden, um Verbrennungsschäden zu verhindern. Ohne Regen können die Nährstoffe ohnehin nicht aufgenommen werden.
Im Allgäu silieren aktuell viele Landwirte, um sich eine weitere Grasernte vor der Trockenheit sichern. (Bildaufnahme: 18.07.2022)
(Bildquelle: Lehnert)
Die Maisblätter rollen sich ein
Besonders der Mais ist durch die hohen Temperaturen und geringen Niederschlagsmengen aktuell gefährdet. Er befindet sich in einer Hauptwachstumsphase und benötigt viel Wasser. In Folge der Dürre sieht man auf vielen Flächen Maispflanzen die ihre Blätter einrollen: Das erste Anzeichen von Trockenstress! Durch das Blattrollen versucht die Pflanze die Verdunstungsfläche der Blätter zu reduzieren und somit Wasser einzusparen. Halten die Temperaturen an und die Niederschläge bleiben aus, kann es in einigen Regionen zur Noternte von vertrockneten Maisflächen kommen.
An einigen Standorten fängt der Mais an die Blätter einzurollen.
(Bildquelle: Stöcker-Gamigliano)
Für eine Noternte spricht, dass der Trockenmassegehalt der braun oder blassgrün werdenden Pflanzen immer weiter steigt und damit die Gefahr, dass das Häckselgut sich nur noch schwer verdichten lässt. Futterbauberater warnen davor, vorschnell zu handeln, da bei rechtzeitigem Regen eine Regeneration und weiteres Wachstum möglich sind. Um möglichst richtig reagieren zu können, ist es jetzt entscheidend zu erkennen, mit welcher Schwere man es zu tun hat. Dafür sind die Bestände einzeln anzusprechen.
Die Trockenheit zeigt sich derzeit regional in voller Härte: der Silomais verkümmert und der dritte Schnitt fällt eigentlich ertragslos aus. Hier zusammengefasst Empfehlungen und Erfahrungen...
Getreide kommt noch gut weg
Das Getreide ist im Gegensatz zum Gras und Mais weniger schlimm betroffen, da es teilweise bereits geerntet ist bzw. sich in der Abreifungsphase befindet und dementsprechend weniger Wasser benötigt. Dennoch sind die Erträge mit Spannung zu erwarten, da auch in den letzten Monaten nicht ausreichend Wasser vorhanden war. Eine Auswertung von raiffeisen.com zeigt, dass bei 265 Betrieben im Durchschnitt 86 dt/ha Wintergerste geerntet wurden. Es wird auch bereits der erste Winterweizen geerntet. Die frühen Druschtermine resultieren aus der Trockenheit der Frühjahrsmonate. Regen kam hier überwiegend nur in Form von Starkregen.
Die Fütterung von Nebenprodukten rückt in trockenen Jahren mehr in den Fokus.
(Bildquelle: Berkemeier)
Langfristig planen!
Insgesamt müssen sich der Futter- und Ackerbau in Zukunft wohl auf stärkere Extremwetter einstellen. Die Nutzung trockentoleranter Sorten wird deshalb mehr in den Fokus rücken. Um ausreichend Futter zu haben, ist es sinnvoll sich frühzeitig um Futteralternativen zu kümmern. Energie und Eiweiß bringen Nebenprodukte wie Zuckerrüben oder Biertreber in die Ration. Trockensteher können auch mit einer Stroh-Kraftfutter-Mischung gefüttert werden, sollte das Gras und/oder der Mais knapp werden. Außerdem besteht die Möglichkeit Zwischenfrüchte nach einer frühen Maisernte noch für die Futternutzung zu ernten.
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