Familie sucht man sich nicht aus, Familie hat man. In einem Familienbetrieb hat man sehr viel davon. Wenn man täglich viel Zeit im Stall miteinander verbringt und sich auch nach Feierabend noch sieht, birgt das großes Konfliktpotenzial. In extremen Fällen führt es dazu, dass man sich aus dem Weg geht oder von einem Streit in den anderen gerät.
Nicht so auf dem Milchkuhbetrieb der Familie Waidelich am nördlichen Rande des Schwarzwaldes. Hier teilen sich die Brüder Jochen (45) und...
Familie sucht man sich nicht aus, Familie hat man. In einem Familienbetrieb hat man sehr viel davon. Wenn man täglich viel Zeit im Stall miteinander verbringt und sich auch nach Feierabend noch sieht, birgt das großes Konfliktpotenzial. In extremen Fällen führt es dazu, dass man sich aus dem Weg geht oder von einem Streit in den anderen gerät.
Nicht so auf dem Milchkuhbetrieb der Familie Waidelich am nördlichen Rande des Schwarzwaldes. Hier teilen sich die Brüder Jochen (45) und Dietrich (37) das Kommando über die 130 Fleckvieh-Kühe. Ursprünglich hatte Jochen den Betrieb von seinem Vater übernommen und ihn einige Jahre zusammen mit dem Senior geleitet. Dann entschied sich der jüngere Bruder Dietrich ebenfalls, nach dem Studium nicht in der Industrie, sondern auf dem Hof zu Hause zu arbeiten. Also gründeten die Brüder eine GbR, die sie seitdem gemeinsam führen.
„Druck und Erfolg verteilen sich auf zwei Schultern.“
Jochen Waidelich
„Der Druck verteilt sich auf zwei Schultern. Keiner von uns möchte keinen Tag mehr ohne den anderen sein“, erklärt Jochen Waidelich. „Mein höchster Respekt geht an den, der das immer noch alles alleine macht. Selbst mit Mitarbeitern ist das eine riesige Aufgabe“, ergänzt Dietrich Waidelich.
Mein höchster Respekt geht an den, der das immer noch alles alleine macht“
Dietrich Waidelich
Die Doppelspitze schenkt den beiden Zeit für den jährlichen Sommerurlaub mit den Familien und ein verlängertes Ski-Wochenende im Winter.
Erfolgreiche Familiengeschichten
Es gibt viele Beispiele dafür, dass die Zusammenarbeit von Familienmitgliedern sehr erfolgreich sein kann. Wir haben bereits einige dieser erfolgreichen Familienbetriebe im Elite Magazin vorgestellt:
Familie, Fleiß und Sparsamkeit – Der Erfolg der Brüder Musiol auf ihrem Milchkuhbetrieb
Zu Besuch bei Paul und Stephen Costello – zwei Iren in Brandenburg im neuseeländischen System:
365 draußen. 200 Tage Vollweide
Führungswechsel auf dem Milchkuhbetrieb:
Ohne Krach geht es nicht
Effiziente Kuhgruppen
Damit der Betrieb rund läuft, haben sie die Aufgaben untereinander aufgeteilt. Jochen Waidelich verantwortet die Kühe im Stall und im Melkhaus, Dietrich ist für Futterbau und Fütterung sowie die Kälberaufzucht verantwortlich. „Klar sprechen wir uns ab, aber welche Maissorte ich anbaue oder welchen Bullen er einsetzt, ist völlig egal“, sagt Dietrich.
Auch im Kuhstall sorgt eine gute Aufteilung für gute Strukturen. Dort sind die laktierenden Kühe in zwei Gruppen (frisch, tragend) unterteilt. „Das Augenmerk liegt hier auf den Frischlaktierenden. 90 % Brunsten sehe ich beim Treiben zum Melkstand, da laufen die brünstigen Kühe meist vorneweg“, erklärt Jochen.
Im Stall nebenan sind die Jungtiere so gruppiert, dass sie fortlaufend die Buchten bis zur Abkalbebox weiterwandern. Von dort werden sie verkauft oder gehen in die Herde. Auch die Trockensteher sind in dem hellen und luftigen Gebäude untergebracht.
Streiten und verzeihen
Damit die gemeinsame Arbeit der Brüder funktioniert, haben beide eigene Rückzugsmöglichkeiten. So wohnen sie getrennt und haben unterschiedliche Freundeskreise. Trotzdem kracht es ab und zu. Dann hilft es, dass keiner der beiden nachtragend ist. Die Brüder haben gelernt, konstruktiv zu streiten. „Das ist wie ein Sommergewitter“, erklärt Jochen Waidelich. Es liegt etwas in der Luft, dann kracht es und hinterher ist die Luft wieder besser.“
Sie lernen aus ihren Fehlern. Denn eins weiß er: „Ich kann meinen Bruder nicht ändern und er mich nicht. Nur ich kann mich selbst verändern und es besser machen.“
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