Vermarktung

Zukäufe besser kontrollieren

Hinsichtlich Tiergesundheit ist der Zukauf von Zuchttieren immer ein Risiko. Vollständig auf den Zu- oder Verkauf zu verzichten, geht es aber auch nicht.

Fabian Schleß

Tierarztpraxis Rinderteam Niederrhein

Jeglicher Zukauf von Rindern, seien es Kälber, hochtragende Färsen oder abgekalbte Kühe, birgt ein seuchenhygienisches Risiko für den eigenen ­Tierbestand. Die Gefahr, Infektionserreger aller Art (BHV1, BVD, Mykoplasmen, Paratuber­kulose …) einzuschleppen und die Herde zu infizieren, ist groß. Aus Sicht der Tiermedizin spricht deshalb vieles gegen den Handel von Milchrindern.
Aber: Viele Betriebe sind auf den Zukauf von Rindern angewiesen, um ihre Herden zu remontieren. Anderen Betrieben dient der Verkauf von Zuchttieren als zweites Standbein. Gerade die aktuelle Situation aus extrem hoher Nachfrage und einem knappen Angebot mit entsprechend hohen Preisen zeigt, wie relevant der Rinderhandel in Deutschland ist. Milch vollständig im geschlossenen System zu produzieren und gänzlich auf den Zu- und Verkauf von (Zucht-)Tieren zu verzichten, ist zumindest ­derzeit keine denkbare Lösung.
Deshalb gilt es vielmehr: Den Handel besser machen! Mehr Kontrollen, mehr Biosicherheit, mehr Tierschutz, um Tiere, ­Verkäufer und Käufer zu ­schützen. Das gilt sowohl für die Vermarktungsorganisa­tio­nen als auch für den eigenen ­Milchkuhbetrieb.

Nur mit Milch- und Blutprobe

Beim Zukauf abgekalbter ­Färsen, sowohl ab Hof als auch über die Auktion, sollte es beispielsweise Standard sein, idealerweise noch im Herkunftsbetrieb Blut- und Milchproben zu entnehmen. Ist das nicht möglich, sollten die Zukaufstiere im neuen Bestand direkt in einen Quarantänestall verbracht, gesondert gemolken und beprobt werden (Blut und Milch). Erst wenn alle Ergebnisse vorliegen, dürfen sie in die Herde.
Allein dieser verhältnis­mäßig „geringe Aufwand“ kann den Zukauf sicherer machen. Im Sinne des Tierschutzes lässt sich so viel Leid verhindern, ­außerdem ist der wirtschaftliche Aspekt eines Krankheits­ausbruches durch Erreger­einschleppung nicht zu unterschätzen. Wer diese Maßnahmen konsequent durchführt, schützt den eigenen Bestand und das (­aktuell sehr wertvolle) ­zugekaufte Tiermaterial. Ein erster wichtiger Schritt!

Beim Zukauf abgekalbter ­Färsen, sowohl ab Hof als auch über die Auktion, sollte es Standard sein, idealerweise noch im Herkunftsbetrieb Blut- und Milchproben zu entnehmen. (Bildquelle: Veauthier )

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