Verschimmelte Partien musste Ernst Müller* aus dem bayerischen Forchheim seitdem das neue Maissilo offen ist, schon öfter entsorgen. Dass das die Ursache für die zuletzt auf 250.000 angestiegene Zellzahl ist, liegt für den Milchkuhhalter auf der Hand. Sein Mais hat in diesem Jahr kaum Wasser gesehen, der Trockenstress am Standort war extrem. „Wir haben ihn geerntet, bevor er komplett verbrannt war und schätzten den TS-Gehalt damals auf 30 bis 32 %“, sagt Müller. Tatsächlich liegt der TS-Gehalt...
Verschimmelte Partien musste Ernst Müller* aus dem bayerischen Forchheim seitdem das neue Maissilo offen ist, schon öfter entsorgen. Dass das die Ursache für die zuletzt auf 250.000 angestiegene Zellzahl ist, liegt für den Milchkuhhalter auf der Hand. Sein Mais hat in diesem Jahr kaum Wasser gesehen, der Trockenstress am Standort war extrem. „Wir haben ihn geerntet, bevor er komplett verbrannt war und schätzten den TS-Gehalt damals auf 30 bis 32 %“, sagt Müller. Tatsächlich liegt der TS-Gehalt nun nach der Laboruntersuchung bei 38,5 %. Klar, dass dann vor allem an den Silorändern durch fehlende Wände die Verdichtung nicht ausreichend zu gewährleisten war.
Müller sah die Probleme kommen, zumal der Vorschub nur bei ca. 1 m liegt. „Weil wir bei diesem Material mit Nacherwärmung gerechnet haben, setzten wir Siliermittel der Wirkstoffgruppe 2 ein. Wir hoffen, dass die dadurch gebildete Essigsäure die weitere Vermehrung der Hefen noch wirksam stoppen kann, so dass die Zellzahlen im Dezember und Januar wieder sinken.“
Komplette Silos nicht verfütterbar
Die Erfahrung von Ernst Müller ist aktuell bei der Maissilage 2022 kein Einzelfall. Die Schimmelpilz- und Hefenbelastung in der Maissilage ist zum Teil recht hoch. Das zeigen die ersten Laboruntersuchungen.
Im Raum Ilshofen berichtet Marvin Baier vom Landwirtschaftlichen Beratungsdienst Rindvieh Ilshofen e.V. ebenfalls davon, dass es bei GPS-Silagen durch eine unzureichende Verdichtung des vielfach zu trockenen Erntematerials zu Nacherwärmung gekommen ist und in der Folge sogar komplette Silos nicht mehr zu verfüttern sind. In Maissilagen seien trotz Siliermittel-Einsatz Schimmelklumpen mit roter Verfärbung aufgetreten, verantwortlich dafür ist der Schimmelpilz Monascus Ruber. Der Hefebesatz sei im Mais ebenfalls zum Teil erhöht, allerdings vielfach noch im tolerablen Bereich.
Als Grund nehmen Berater den Trockenstress an, dem der Mais in diesem Jahr an vielen Standorten ausgesetzt war. „Trotz top-Siliermanagement und dem Einsatz von Siliermitteln haben wir mancherorts eine höhere Schimmelpilz- und Hefenbelastung“, sagt Eva Isele von der LKV-Beratungs und Service GmbH in Baden-Württemberg. Durch den Hitzestress seien die Pflanzen in diesem Jahr schon mit einer deutlich höheren Pilzbelastung vom Feld gekommen. „Ich vermute, dass der normale schützende Milchsäurebesatz der Maispflanzen durch die Hitze bereits reduziert war, so dass sie nicht gegenhalten konnten.“ Feuchte Erntebedingungen steigerten den Besatz an Hefen und Pilzsporen zusätzlich.
Was ist zu tun?
Klar ist, dass die verschimmelten Partien großräumig abgeräumt werden müssen und nicht mehr verfüttert werden können. Weitere Maßnahmen sind:
- Eine sorgfältige Kontrolle der Silagepartie, die jeweils aktuell entnommen wird.
- Wichtig ist, die Ursache schlechter Maisqualitäten und steigender Zellzahlen herauszufinden. Schicken Sie daher verdorbene Silageproben zur gezielten Untersuchung auf Hefen und Schimmelpilze ins Labor ein.
- Decken Sie nur so viel Fläche vom Silo auf, wie Sie wirklich maximal für die Entnahme in den nächsten zwei Tagen benötigen. Sinnvoll ist laut Marvin Baier vom Landwirtschaftlichen Beratungsdienst Rindvieh Ilshofen e.V. auch die Folie über der Entnahmefläche z. B. mit Sandsäcken nach hinten abzudichten, es darf nicht mehr Luft ins Silo gelangen als unbedingt nötig.
- Bei Regen sollten Sie die Entnahmefläche ebenfalls abdecken: „Denn Silagen mit über 40 % TS reagieren bei Nässe stärker mit Nacherwärmung“, so Baier. Die gleichen Folgen habe letztlich auch die Wasserzugabe in den Futtermischwagen, so dass die Ration später ggf. stabilisiert werden muss.
- Der Vorschub muss jetzt unbedingt nochmal erhöht werden auf 2,0 besser 2,5 m pro Woche. Das kann natürlich nicht jeder Betrieb ohne Weiteres, denn die Silage soll ja bis in die nächste Saison reichen. Tipp: Füttern Sie das große Silo über die Wintermonate und kleine Silos oder Sandwichsilage im Sommer.
- Bei Nacherwärmung im Silostock oder in der Ration sollten Sie unbedingt Propionsäure oder Kaliumsorbat, die die Aktivität der Bakterien reduzieren, zur Stabilisierung einsetzen. Die Anschnittfläche kann mit Säure besprüht werden, auch wenn die Wirkung nicht sehr weit ins Silo reicht. Sprühen Sie Propionsäure mit 300 bis 500 g/m², verdünnt mit 2 bis 5 l Wasser auf. Achten Sie auf jeden Fall beim Einsatz von Säuren auf den Arbeitsschutz.
- Der Einsatz von Toxinbindern lohnt sich nur, wenn der Besatz mit Schimmelpilzen hoch ist. Bei Hefen bringen sie nach bisheriger Erfahrung nicht viel. Um den Toxinbinder mit dem richtigen Wirkstoff zu finden, ist wichtig, durch eine Laboruntersuchung die genaue Ursache der Probleme festzustellen. „Prüfen Sie beim Einsatz von Toxinbindern nach zwei bis drei Wochen den Effekt. Stellen Sie keinen fest, sind Schimmelpilze nicht die Ursache“, sagt Eva Isele von der LKV Beratungs- und Service GmbH Baden-Württemberg. Ernst Müller hat mit dem Einsatz von Toxinbindern mit 150 bis 200 g pro Tier und Tag mittlerweile die Zellzahl seiner Herde wieder auf 250 000 Zellen/ml senken können.
- Sinnvoll können zur Bindung von Giftstoffen auch die Zugabe von Futterkohle oder Vulkangestein sein. Achten Sie aber bitte genau darauf, dass solche Produkte als Futterzusatzstoff zugelassen sind.
- Denken Sie jetzt auch schon an die neue Saison: Wer zum Beispiel infolge der notwendigen Entsorgung von verschimmelter Maissilage mit seinem Mais nicht mehr bis zur nächsten Ernte kommt, sollte sich vielleicht auch beim Sortenkauf um eine noch frühreifere Sorte kümmern, die schon Ende August erntereif ist.
- Silieren Sie in trockenen Jahren bei 30 bis maximal 32 % TS der Gesamtpflanze. „Denn wer zu lange wartet und beim Kolben noch auf Stärkeeinlagerung spekuliert, hat später meistens Probleme mit Nacherwärmung“, warnt Roland Wehner von der Fütterungsberatung des LKV Bayern.
* Name von der Redaktion geändert
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