Es kommt vor, dass bei einigen Kühen die Milch nicht fließen will. Forschungen haben gezeigt, dass die Ejektionsstörung bei circa 10 % der erstlaktierenden Kühe auftritt. Aber auch ältere Kühe können eine Milchblockade bekommen. Was nun?
Ursache der Milchflussstörung
Die Ursache einer Ejektionsstörung von Milch ist eine mangelnde Freisetzung von Oxytocin als Reaktion auf die Stimulation im Melkstand. Normalerweise hat die Kuh eine Oxytocinkonzentration von 1 bis 3 pg/ml im Blut....
Es kommt vor, dass bei einigen Kühen die Milch nicht fließen will. Forschungen haben gezeigt, dass die Ejektionsstörung bei circa 10 % der erstlaktierenden Kühe auftritt. Aber auch ältere Kühe können eine Milchblockade bekommen. Was nun?
Ursache der Milchflussstörung
Die Ursache einer Ejektionsstörung von Milch ist eine mangelnde Freisetzung von Oxytocin als Reaktion auf die Stimulation im Melkstand. Normalerweise hat die Kuh eine Oxytocinkonzentration von 1 bis 3 pg/ml im Blut. Während der mechanischen Stimulation der Milchdrüse oder des Genitalbereichs steigt die Konzentration je nach Intensität der Stimulation auf 10 bis 100 pg/ml im Blut an. Die erhöhte Konzentration von Oxytocin im Blut löst das Auspressen der Alveolarmilch aus. Bei einer Kuh mit Ejektionsstörung bleibt der Anstieg des Oxytocins aus.
Tipp: Die Zeiten im Blick behalten! Von der Stimulation bis zum Milchfluss dauert es in der Regel 60 Sekunden. Eine unterbrochene Milchejektion kann auftreten, wenn zwischen der Vorstimulation länger als zwei Minuten Wartezeit liegen, bis das Melkzeug angehängt wird. Dann hat sich der Oxytocinspiegel im Blut aufgrund der kurzen Halbwertszeit des Hormons bereits wieder abgesenkt.
Stimulation setzt Oxytocin frei
In Ausnahmen richtig spritzen
Mit dem Spritzen von künstlichem Oxytocin kann der Milchfluss zwar in Gang gebracht werden, damit verbunden sind aber Risiken zum Beispiel, dass die Kuh abhängig wird. Daher sollte man das Hormon nur in Ausnahmen (therapeutisch notwenig) und nur richtig anwenden.
- Injektionsstelle: Oxytocin sollte am besten nicht intramuskulär, sondern nur intravenös gespritzt werden. Dann reicht eine geringere Dosierung aus. Insbesondere im Melkstand bietet es sich an, in die Muskulatur der Hinterhand zu spritzen. Das Problem: Wird Oxytocin normal von der Hirnanhangdrüse ausgeschüttet, sinkt die Konzentration im Blut aufgrund der kurzen Halbwertszeit von zwei bis drei Minuten ab, sobald die Stimulation nachlässt. In den Muskel injiziert wird Oxytocin hingegen kontinuierlich in den Blutkreislauf abgegeben und die Konzentration bleibt über Stunden erhöht.
- Nur einmal spritzen: Häufigere Anwendungen können die Kuh abhängig machen. Denn das Euter bzw. die Myoepithelzellen gewöhnen sich schnell an den hohen Hormonspiegel und reagieren mit abnehmender Empfindlichkeit. Dann ist selbst nach Normalisierung der Oxytocinfreisetzung aus der Hirnanhangsdrüse eine normale Milchabgabe nicht mehr möglich.
Tipp: Eine Alternative zum Spritzen ist das Einblasen von Luft in die Vagina mit einem Schlauch. Das löst ebenfalls die Ausschüttung von Oxytocin aus, aber in einer stärkeren Konzentration als bei der Stimulation des Euters. Der Vorteil ist, dass kein synthetisches Oxytocin gegeben wird und die Kuh somit nicht abhängig wird. Bei der Methode sollte unbedingt auf die Hygiene geachtet werden und der Schlauch nach jeder Benutzung gereinigt und desinfiziert werden.
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Ursache behandeln, Stress reduzieren
Den Stress im Melkstand zu reduzieren, steht bei einer wirksamen Vorbeugung an oberster Stelle. Probleme treten im Zusammenhang mit Änderungen des Haltungssystems und des Managements auf.
Ganz wichtig ist der bedachte Umgang mit den Tieren und ihnen Zeit zu geben. Denn häufig kommen mehrere Stressfaktoren zusammen, die Ursache für die Milchblockade sind. Die Kuh ist ein Fluchttier. Mögliche Stressoren sind alle Reize, welche die Kuh wahrnimmt und als Gefahr bewertet. Dabei reagieren Kühe unterschiedlich sensibel. Darauf im Umgang mit den Kühen achten:
- Nur vom Hellen ins Helle und vom Dunklen ins Dunkle treiben, um Rücksicht auf die verzögerte Hell- und Dunkeladaption der Kuh zunehmen. Bei einem plötzlichen Lichtwechsel dauert es mehrere Minuten, bis sich das Auge der Kuh an die Lichtverhältnisse angepasst hat. Eine gleichmäßige Beleuchtung und Oberfläche der Treibewege fördern ein stressfreies Zutreiben in den Melkstand.
- Keine schnellen und stummen Bewegungen bei den Tieren. Das Verhalten erinnert an ein herannahendes Raubtier und kann ein Angstempfinden bei der Kuh auslösen.
- Kühe haben eine hohe Bildauflösung mit 50 bis 60 Bildern pro Sekunde. Der Mensch sieht hingegen nur 6 bis 15 Bilder pro Sekunde. Daher nehmen Kühe flackernde Beleuchtung eher wahr als wir. Das Flackern kann stressen. Tipp: Mit der Handykamera nah an die LED-Lampe im Melkstand gehen und schauen, ob auf dem Bildschirm dunkle Streifen durch das Licht gehen. Das kann bedeuten, dass die Kuh Strobo-Licht sieht und die Lichtqualität nicht ausreichend ist.
- Keine lauten Geräusche wie Musik, Pfeifen, Rufen oder Brüllen: Untersuchungen zu Auswirkungen von Lärm beim Melken zeigen, dass insbesondere frischmelkende Tiere in der Anlernphase deutliche Stresssignale zeigen. Tipp: Für mehr Routine im Melkstand kein Radio mit häufigen Musikwechseln laufen lassen. Undichte Druckluftleitungen, quietschende Türen oder metallische Geräusche im Melkstand beheben und die Melker und Treiber in einem ruhigen Umgangston schulen.
- Es gibt immer wieder vereinzelt Kühe, die während der Hochbrunst bei einer oder zwei Melkungen plötzlich Ejektionsstörungen bekommen. Tipp: Gibt eine Kuh bei einer Melkung plötzlich die Milch nicht mehr her, überprüfen, ob sie sich gerade in Brunst befindet.
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