Dass Kühe nur zögerlich zum Melken kommen und ständiges Nachtreiben verlangen, kann verschiedene Ursachen haben. Fällt neben dem zögerliche Betreten des Melkstandes auch ein insgesamt unruhiges Verhalten sowie vermehrtes Ausrutschen der Kühe im Melkbereich auf, sind das deutliche Anzeichen für Mängel des Bodenbelages. Dasselbe gilt, wenn der Melker selbst ausrutscht oder Wasserpfützen im Melkstand entstehen.
Der Melkstand sowie dessen...
Dass Kühe nur zögerlich zum Melken kommen und ständiges Nachtreiben verlangen, kann verschiedene Ursachen haben. Fällt neben dem zögerliche Betreten des Melkstandes auch ein insgesamt unruhiges Verhalten sowie vermehrtes Ausrutschen der Kühe im Melkbereich auf, sind das deutliche Anzeichen für Mängel des Bodenbelages. Dasselbe gilt, wenn der Melker selbst ausrutscht oder Wasserpfützen im Melkstand entstehen.
Der Melkstand sowie dessen Laufflächen sind täglich im Einsatz und mit Feuchtigkeit, Kot, Urin und Milch konfrontiert. Durch den ständigen Kuhverkehr sowie hartnäckige Verschmutzungen durch Milchfett und Urinstein verschleißen die Oberflächenstrukturen von Bodenbelägen und müssen irgendwann erneuert werden.
Sowohl bei einer Sanierung als auch beim Melkstand-Neubau stellt sich die Frage nach der passenden Laufflächen-Gestaltung. Fest steht, dass jeder Betrieb die verschiedenen Verfahren betriebsindividuell betrachten muss und es nicht die eine Lösung gibt. Dennoch gibt es einige Aspekte, die man dabei beachten sollte.
1. Wann sanieren?
Wann eine Sanierung notwendig ist, kann je nach Melkstand und Material unterschiedlich sein. Die Veränderung der Laufflächen ist ein schleichender Prozess, der oft zu spät erkannt wird. Oder es wird zu lange gewartet, weil man den Aufwand einer Sanierung scheut. Aber: Da die tägliche Melkarbeit nach einer Sanierung für Kuh und Mensch wieder deutlich angenehmer ist, sollte man bei eindeutigen Signalen rechtzeitig handeln.
Typische Anzeichen, dass der Laufflächen-Belag im Melkstand erneuert werden muss:
- visuelle Veränderungen
- Pfützen
- ständiges Trippeln
- Ausrutschen
Wenn man über eine Sanierung nachdenkt, ist es meistens schon dringend.
Andreas Pelzer
2. Welche Kriterien?
Durch den ständigen Gebrauch und den Kontakt mit Säuren, Kot, Reinigungsmitteln oder Hochdruckreinigern müssen die Laufwege im Melkbereich aus robustem Material ausgeführt werden. Der Aufwand, die Laufflächen im laufenden Betrieb zu sanieren, spricht dafür, auf möglichst haltbare Bodenbeläge zu setzen. Ebenso wichtig sind die Kriterien Hygiene und Kuhkomfort. Der Bodenbelag sollte die Hygieneanforderungen der Milchproduktion erfüllen und entsprechend gut und schnell zu reinigen sein. Für Kühe sind eine gute Tritt- und Standsicherheit der wichtigste Faktor. Ein möglichst bequemer Laufkomfort (z. B. durch Gummi) ist immer gut, durch den verhältnismäßig kurzen Aufenthalt im Melkstand aber kein Muss.
3. Wo sind Lichtbarrieren?
Ein weiteres Kriterium ist die Farbe der Bodenbeläge, wobei es hier je nach Material oft wenig Auswahl gibt. Generell gilt: Helle Farben sind immer gut, damit der Melker viel Licht für die Melkarbeit und Reinigung hat und auch die Kühe eine gute Einsicht haben. Hinzu kommt, dass heller Boden das Licht reflektiert und vor allem der Euterbereich dadurch gut belichtet wird.
Aber: Helligkeits- und Farbunterschiede zwischen Wartebereich und Melkstand sollten unbedingt vermieden werden! Beide Bereiche sollten in den Geräusch-, Luft- und Lichtverhältnissen eine Einheit bilden, um ein stressfreies Laufen der Kühe zu gewährleisten. Das gilt auch für die Beschaffenheit des Bodens. Der Bodenbelag sollte deshalb so verlegt werden, dass es einen direkten Übergang zwischen Stall- und Melkstandboden gibt, damit die Tiere keine weiteren Bodenvarianten überqueren müssen.
4. Welches Material?
Verschiedene Materialien für Bodenbeläge im Melkstand, die heute am Markt sind:
- Epoxidharz-Beschichtungen: derzeit die erste Wahl; gute Haltbarkeit (ca. 10 bis 15 Jahre), Körnung für langfristige Trittsicherheit; gut zu reinigen; in hellen Farben erhältlich; Unterbau ist entscheidend; teurer
- Guss-Asphalt: guter Laufkomfort; gute Haltbarkeit (ca. 20 Jahre); Trittsicherheit; wird mit der Zeit rauer; teurer
- Beton: Milchsäure-empfindlich; schwierige Reinigung; weniger lange haltbar
- Gummiauflagen: guter Komfort; immer etwas nass; Wasser muss schnell abfließen können; meistens in dunkeln Farben erhältlich; Kühe stehen höher; Haltbarkeit ca. zehn Jahre; Verschmutzung unter den Gummiauflagen beachten
- Fliesen: heute nur noch wenig im Einsatz; ein nachträgliches Aufrauen bzw. Schneiden der Fliesen birgt die Gefahr, dass sich die Fliesen lockern
Bei einer Sanierung im laufenden Betrieb muss auf den Unterboden, die Standhöhe der Kühe sowie ein möglichst schnelles Verfahren (Trocknung) geachtet werden. Zwischen Melkstand und Melkkarussell besteht kaum Unterschied, jedoch wird bei einer Sanierung im Karussell durch viele kleinteilige Flächen oft mit Gummi gearbeitet.
5. Eigenbau oder Fachmann?
Bei der Wahl des Bodenbelags ist es wichtig, nur einsatzbewährte, im Idealfall von Melktechnik-Firmen empfohlene Materialien einzusetzen. Sie bieten oft das passende Material und kennen die neuesten Entwicklungen. Wird auf entsprechende Materialien gesetzt, funktionieren diese in der Regel auch gut. Ein sehr entscheidender Faktor ist aber vor allem deren Einbau. Denn: Die Haltbarkeit und die Funktionalität der Bodenbeläge hängt maßgeblich von der Qualität des Einbaus ab. Das gilt vor allem für die aufwendigeren Verfahren wie z. B. Epoxid-Beschichtungen. Deshalb sollte hier unbedingt mit Fachfirmen gearbeitet werden, die Melkstand-Erfahrungen haben.
Der Einbau entscheidet maßgeblich über den Erfolg!
Andreas Pelzer
Die Anforderungen sind sehr speziell und eine möglichst lange Haltbarkeit extrem wertvoll. Auch im Hinblick auf mögliche Reklamationen und Mängelhaftungen ist hier von Eigenbau-Maßnahmen abzuraten.
6. Langfristig denken!
Sanierungen im Melkstand sind nicht einfach und bedeuten einen großen Arbeitswand. Zudem müssen sie mehr oder weniger im laufenden Betrieb erfolgen. Deshalb gilt bei der Laufflächen-Gestaltung im Melkstand: Nicht am falschen Ende sparen! Durch die verhältnismäßig kleine Fläche des Melkbereiches sind die Kosten überschaubar und der Benefit umso größer. Wer auf geeignetes Material setzt und dieses von Fachfirmen einbauen lässt, schafft gute (tägliche!) Arbeitsbedingungen für Mensch und Tier und muss sich anschließend für mindestens zehn Jahre nicht um die Laufflächen im Melkstand sorgen.
Tipp: Fragen Sie Berufskollegen nach Erfahrungen bezüglich Material und Firmen und sehen Sie sich andere Betriebe an, die den Melkbereich bzw. speziell die dortigen Laufflächen vor fünf bis sechs Jahren neu gebaut oder saniert haben.
Weitere Artikel: