Flocken, wässrige oder blutige Milch im Vormelkbecher oder ein rot geschwollenes, warmes Euter: Im Interesse der Eutergesundheit der Kuh und der übrigen Herde sollten Sie sich in einem solchen Fall eine feste Routine zulegen, wie mit euterkranken Tieren umzugehen ist. Bewährt hat sich folgende Reihenfolge:
Hauptreinigung nach den Kannenkühen
Schalmtest durchführen und klinische Symptome am Euter erfassen: Bei Flocken im Vorgemelksbecher oder bei sonstigen Veränderungen von Milch (Farbe,...
Flocken, wässrige oder blutige Milch im Vormelkbecher oder ein rot geschwollenes, warmes Euter: Im Interesse der Eutergesundheit der Kuh und der übrigen Herde sollten Sie sich in einem solchen Fall eine feste Routine zulegen, wie mit euterkranken Tieren umzugehen ist. Bewährt hat sich folgende Reihenfolge:
Hauptreinigung nach den Kannenkühen
Schalmtest durchführen und klinische Symptome am Euter erfassen: Bei Flocken im Vorgemelksbecher oder bei sonstigen Veränderungen von Milch (Farbe, Geruch, Wässrigkeit) und Euter (Rötung, Schwellung, Wärme) ist nach einer gründlichen Reinigung der Zitzen ein Schalmtest von allen Vierteln generell der erste Schritt.
Viertelgemelksproben ziehen: Dann ziehen Sie von allen vier Vierteln unter strikter Hygiene mit Handschuhen Viertelgemelksproben vom Anfangsgemelk und schicken sie zügig und gekühlt für eine bakteriologische Untersuchung ins Labor.
Tier kennzeichnen: Das auffällige Tier ist an beiden Beinen am besten mit farbigen Fesselbändern zu kennzeichnen. Informieren Sie außerdem frühzeitig das übrige Melkpersonal darüber, was die Farben bedeuten.
Tier sperren: Bevor das Tier behandelt wird, sperren Sie es im Herdenmanagement-Programm, eine zusätzliche Absicherung, dass die Milch nicht in den Tank gelangt.
Melkreihenfolge ändern: Die erkrankten bzw. behandelten Tiere sollten Sie ab jetzt am Ende der Melkzeit melken. Idealerweise erfolgt direkt hinterher die Hauptreinigung der gesamten Anlage.
In die Kanne melken: Die Milch euterkranker Kühe leiten Sie in eine durchsichtige, ausreichend große Kanne, die nicht überlaufen oder überschäumen kann. Diese Milch wird selbstverständlich entsorgt. Das Melkzeug nach der „Kannenkuh“ gilt es auf jeden Fall mit sehr heißem Wasser durchzuspülen. Ideal wäre natürlich, Sie melken behandelte Kühe in ein separates Melkzeug.
Ausmelken oder nicht?
Ausmelken: Sobald Sie Flocken oder Sekretveränderungen feststellen, sollten Sie das Euter des Tieres einmalig sorgfältig ausmelken. Beim Ausmelken genügt es aber, sich auf die Abnahmeautomatik zu verlassen, ist sie richtig eingestellt, müssen Sie nicht manuell nachhelfen. Ist der Zitzenkanal allerdings verstopft, melken Sie das Euter dagegen am besten manuell aus. Allerdings nur, wenn dafür nicht zu viel Druck nötig ist.
Behandeln: Sobald das Laborergebnis vorliegt, besprechen Sie mit dem Tierarzt, ob und welche Therapie bzw. welches Medikament Erfolg verspricht oder ob gar abzuwarten oder eine Merzung sinnvoller sind. Er sagt Ihnen auch, ob dem Tier ein Entzündungshemmer gegeben werden sollte. Bei Vorliegen von euterassoziierten ansteckenden Erregern ist ggf. eine Herdenuntersuchung angeraten.
Hygiene bei der Behandlung: Ideal ist das Tragen von sauberen Handschuhen bei der Behandlung, ansonsten waschen Sie die Hände vor und nach dem Umgang mit Medikamenten im Melkstand unbedingt mit Seife, bevor Sie das nächste Tier anfassen.
Übertragung vermeiden: Verwenden Sie stets saubere Dippbecher mit einem wirksamen Dippmittel und nutzen Sie keine Euterlappen für mehr als ein Tier.
Tiere separieren: In größeren Herden macht es Sinn, behandelte Kühe im Stall zu separieren, auch damit ein gegenseitiges Besaugen verhindert wird.
Zellzahl-Kühe kennzeichnen
Es ist sinnvoll, Tiere im Bestand mit chronisch hohen Zellzahlen deutlich zu kennzeichnen und stets am Ende der Melkzeit zu melken. Außerdem lohnt es sich, Tiere mit häufigen Euterproblemen in regelmäßigen Zeitabständen immer wieder per Schalmtest zu überprüfen.
Wartezeit abwarten: Die Wartezeiten des eingesetzten Medikaments müssen Sie unbedingt einhalten, es gilt für das gesamte Gemelk, nicht nur für das behandelte Viertel.
Hemmstofftest: Aus dem gut gemischten Gesamtgemelk des Tieres nehmen Sie nach der Wartezeit eine frische Probe und testen es auf jeden Fall mit einem handelsüblichen Hemmstoff-Schnelltest auf dem Hof frei, bevor Sie wieder die Milch des Tieres anliefern. Wichtig ist aber, dass der Schnelltest die jeweils eingesetzten antibiotischen Substanzen nachweisen kann.
Behandlungserfolg überprüfen: Nach dem Abschluss der Behandlung führen Sie nochmal einen Schalmtest durch, um den Erfolg der Behandlung zu überprüfen. Bei ansteckenden Euterkeimen sollten Sie unbedingt auch noch einmal Viertelgemelksproben einschicken, um die Ausheilung zu überprüfen.
Befunde notieren: Für künftige Entscheidungen empfiehlt es sich, die Befunde und Ergebnisse gut in der Kuhkarte zu dokumentieren. Einige Labore übertragen die Ergebnisse der Laboruntersuchungen auf Wunsch auch direkt online in das entsprechende Herdenmanagement-Programm. Wichtige Informationen sind: Datum, Laktationstag, Viertel, Schalmtest- und bakteriologisches Ergebnis, MLP-Zellzahlen.
In Zusammenarbeit mit Dr. Ulrike Sorge, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.
Weitere Melktipps haben wir
hier für Sie.
Kühe mit Mastitis noch mal intensiv nachmelken? Wir haben Dr. Friederike Reinecke gefragt, ob dies immer sinnvoll ist.
Bei der Behandlung von Eutergesundheitsstörungen lassen sich oft noch Antibiotika einsparen. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen wie das geht.